Sven Stuhrmann ist ausnahmsweise froh, dass er als Deutscher in den USA nicht wählen durfte. Foto: Schwarzwälder-Bote

US-Wahl: Sven Stuhrmann aus Albstadt lebt derzeit in den USA

Der Schock sitzt noch tief bei den Unterstützern Hillary Clintons in den USA. Der Albstädter Sven Stuhrmann ist für "Jugend mit einer Mission" (YWAM) derzeit in Sarasota/Florida und berichtet von dort.

Albstadt/Sarasota. "Was sich alles verändert, wird sich in den vier Jahren Amtszeit von Donald Trump zeigen", schreibt Sven Stuhrmann, einst Schülersprecher der Hohenbergschule und nun für YWAM in Florida, nach dem unerwarteten Ausgang der US-Wahl. "Als Deutscher in Amerika bin ich froh, dass ich meine Stimme nicht abgeben musste. Für mich wäre es das gleiche Dilemma gewesen wie für viele meiner amerikanischen Freunde: Die Wahl des kleineren Übels."

Ein wichtiges Anliegen für ihn als Ausländer sei die Sicherheit, für seinen Freiwilligendienst problemlos ein- und ausreisen zu können, so Stuhrmann. "Ich sehe Immigranten – einige stehen mir nahe –, die auf ihre GreenCard warten, um legal in Amerika leben und arbeiten zu können. Wie harsch sich die Migrationspolitik verändern wird, lässt sich aber schwer sagen." Zwar habe Donald Trump während des Wahlkampfes einiges angekündigt, entscheide aber nicht allein darüber.

Viele Amerikaner bangten nach der Wahl, dass internationale Beziehungen Schaden nehmen könnten, sei Trump doch eher direkt und radikal in Wortwahl und Vorgehensweise, schreibt Stuhrmann, der Trump auch zutraut, die Mauer zwischen Mexiko und Amerika hochziehen. "Besonders für die konservativ-christlichen Amerikaner war die Wahl nicht einfach, konnten sie doch keinen der Kandidaten 100-prozentig unterstützen." Warum? Hillary Clintons Abtreibungspolitik und die Standpunkte zur "LGBT", der Gemeinschaft der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen, dürften Trump viele Stimmen eingebracht haben, meint der Albstädter.

Nach vielen Gesprächen mit Wählern war ihm klar: "Die Sorge war nicht so sehr, wer ins Amt des Präsidenten gewählt wird, sondern wer die neue Position im Supreme Court, dem Obersten Bundesgericht der USA, einnehmen wird. "Von vier Jahren Hillary könnten wir uns erholen, aber von liberalen Richtern, die möglicherweise für 50 Jahre im Amt sind, nicht", hat Stuhrmann von konservativen Christen gehört. Unter den Trump-Unterstützern dieser Gruppe herrsche Erleichterung: Trump werde die konservativen Kandidaten ins Gericht heben, die nur durch Ruhestand oder Tod ausscheiden können.

Über die letzten Monate hinweg habe er die Möglichkeit gehabt, mit vielen Leitern, Pastoren, Firmenchefs und Unternehmern aus mehreren US-Bundesstaaten zu sprechen, berichtet Sven Stuhrmann, "und eines schien bei allen politischen Unterhaltungen ein Leitthema zu sein: die Ungewissheit, was wirklich geschehen wird." Sätze wie "Hillary ist unberechenbar. Du weißt einfach nicht, was sie wirklich im Schilde führt", hat der Albstädter dabei oft gehört. Trump – trotz aller Kritik und immer wieder aufgekommender Gerüchte über Dinge, die er entweder getan oder nicht getan haben soll – scheine bei vielen von vornherein der beliebtere Kandidat gewesen zu sein.

"Er ist weder auf den Mund, noch auf den Kopf gefallen"

Als Deutscher stellt sich für Sven Stuhrmann nun die Frage wie die künftige internationale Zusammenarbeit aussehen wird – die Klimapolitik etwa. "Beinhaltet Trumps Wahlslogan ›Make America Great Again‹ – machen wir Amerika wieder großartig – auch, Verantwortung für den Kohlendioxid-Ausstoß im eigenen Land zu übernehmen? Welche Gesetze wird Trump erlassen oder unterlassen? Wird sein politisches Handeln ebenso egozentrisch sein wie seine Auftritte?" – All das sind Fragen, die Stuhrmann sich nun stellt. "Sicher, Donald Trump ist weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen. Auch wenn man es ihm teils ungern zugestehen mag: Der gewählte Präsident ist ein kluger Mann. Da bleibt zu hoffen, dass er neben Geldgeschäften auch ein Händchen für Innen- und für Außenpolitik hat."