Jan Klauth aus Albstadt berichtet aus Down Under von Weltwundern und besten internationalen Beziehungen

Albstadt/Australien. Sein Reisebegleiter musste schon wieder nach Hause fahren. Trotzdem lässt sich Jan Klauth aus Ebingen den Spaß an seinem Arbeitsurlaub am Ende der Welt nicht nehmen und hat in Australien Kurioses, Schönes und Bemerkenswertes erlebt:

"Unser erster Eindruck von Australien: Die Menschen sind hilfsbereit und freundlich, das Wetter ist heiß, die Preise sind schwindelerregend. Der erste Kulturschock des Projekts ›Working Holidays Australia‹ erwartet Sebastian Maier aus Truchtelfingen und mich allerdings beim Zwischenstopp in Hong Kong mit seinen Menschenmassen, Wolkenkratzern, Baugerüsten aus Bambus und dem Linksverkehr auf Straßen und Gehwegen.

Cairns, unsere erste Station in ›Down Under‹, erscheint dagegen wie ein Dorf: Die nördlichste Großstadt der australischen Ostküste zählt 130 000 Einwohner, diente bei ihrer Gründung vor knapp 140 Jahren als Exporthafen für Bodenschätze und Zuckerrohr, und die Straßen sind geprägt von Hostels, Souvenirshops und Restaurants. Cairns ist durch den Tourismus groß geworden und versteckt diese Tatsache nicht.

Das kostspielige Nachtleben und die hohen Lebensmittelpreise machen sich sofort im Geldbeutel bemerkbar, doch unser Besuch bei sämtlichen Jobagenturen der Stadt zeitigt nur mäßigen Erfolg: Außer in der Gastronomie scheint es für Backpacker kaum Beschäftigung zu geben. Die meisten Agenturen vermitteln zudem nur an Australier.

Im Hostel sind schnell Freunde gefunden

Am nächsten Tag der Schock: Sebastian muss aus persönlichen Gründen nach Hause zurückfliegen. Ein Großteil der Reiseplanung ist damit über den Haufen geworfen, doch für mich steht fest: Ich bleibe. Reisepartner für Ausflüge in die Umgebung sind im Hostel schnell gefunden. Die Mehrzahl der Backpacker, der Rucksackreisenden, sind Briten und Deutsche, aber auch mit Franzosen, Niederländern, Schweden und einem Nordiren schließe ich schnell Freundschaft.

Höhepunkt im nördlichen Queensland ist das Great Barrier Reef. Rund 1000 Inseln erstrecken sich auf eine Gesamtfläche von 347 800 Quadratkilometern und bilden das größte Korallenriff der Erde. Der teure Tauch- und Schnorcheltrip ist jeden Cent wert: Umgeben von zahllosen schimmernden Fischen und der Farbenpracht der Korallen wird uns auch bewusst, warum das Riff seit 1981 Weltnaturerbe ist und als eines der sieben Weltwunder der Natur gilt, aber auch, dass wir eine der letzten Generationen sein könnten, die das Naturschauspiel erleben dürfen: Schadstoffe der küstennahen Landwirtschaft, die Bebauung der der Inseln, Ölbohrungen und Souvenirsammler bringen das empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht. Jahr für Jahr schrumpft das Riff. Besserung ist nicht in Sicht. ›In 80 Jahren wird es hier komplett verschwunden sein‹, weiß der Tourenführer. So bleibt ein bitterer Beigeschmack des herausragenden Ausflugs.

Zähne putzen mit reinem Sand

Auf einer Wasserfall-Tour durch die ›Tablelands‹ lerne ich Leonie aus Nürnberg kennen, und wir beschließen, einige Zeit miteinenander zu reisen – nach Airlie Beach, eine boomende Kleinstadt, wo wir zur Segeltour auf die Whitsundays-Inselgruppe starten: mit 15 Personen an Bord. Das Beste: Am zweiten Tag lichten wir den Anker vor Whiteheaven Beach. Der weiße Sand – mit fast 99-prozentigem Quarzgehalt ist so rein, dass man sich laut Kapitän die Zähne damit putzen und das Gesicht waschen kann. Doch aufs sandige Zähneputzen verzichten wir gerne. Dass Whiteheaven Beach als einer der schönsten Strände der Welt gilt, unterschreiben wir aber sofort.

So groß wie Albstadt – und voller Touristen

Nach drei Tagen auf See buchen wir mit Daniel, einem Arzt aus Bochum, eine Tour auf die größte Sandinsel der Welt, Fraser Island, die nach 17-stündiger Busfahrt in Noosa beginnt. Der Küstenort ist etwa so groß wie Albstadt und lockt Scharen von Touristen – vorwiegend wohlhabende Australier – an. Von den Meerblick-Villen in den Hügeln können wir allerdings nur träumen: Der Backpacker-Geldbeutel lässt kein Hotel zu.

Immerhin haben selbst heruntergewohnte Hostels einen Vorteil: Man schließt schnell Freundschaften, diesmal mit einigen Briten, mit denen wir uns einen Allrad-Jeep teilen, der ganze Arbeit leisten muss beim Fahren durch nassen oder tiefen Sand. Schwimmen im Meer ist nicht drin: Im Wasser wimmelt es von Haien, Quallen und Rochen; nur hartgesottene ›Aussies‹ wagen den Sprung ins kühle Nass. Doch auch wir kommen zu unserer Abkühlung: Nach einer abenteuerlichen Fahrt auf unbefestigten Pfaden durch den Regenwald erreichen wir Lake McKenzie, wo wir – gut durchgeschüttelt und tropfnass geschwitzt – endlich ins glasklare Wasser springen. Auf der Rückfahrt zum Camp treffen wir sogar auf einen der berüchtigten Dingos, vor denen überall gewarnt wird – kurioserweise in englischer und deutscher Sprache –, ehe wir im Camp zusammen kochen und vor atemberaubender Sternenkulisse bis tief in die Nacht feiern.

Durch den Dschungel direkt aufs Brett

Auch der zweite Tag ist ein Volltreffer, denn nach langem Marsch durch den Dschungel lernen wir die australische Version des Snowboard-Fahrens kennen: Auf Surfbrettern schießen wir einen Sandberg hinab und landen nach kurzem Flug in einem See.