Per Handschlag verabschiedete sich Jürgen Gneveckow (rechts) von den Stadträten – von links: Frank Hipp, Gerhard Heusel, Peter Landenberger und Siegfried Schott. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat verabschiedet Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow in dessen letzter Sitzung

Albstadt (key). Mit stehendem Applaus haben die Stadträte am Donnerstag Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow verabschiedet, der die Sitzung nur noch bis zu diesem Tagesordnungspunkt leitete. Der 62-Jährige dankte dem Gremium, seinen Dezernenten Anton Reger und Udo Hollauer sowie deren Vorgängern Axel Pflanz und Rainer Mänder für die konstruktive Zusammenarbeit in 16 Jahren Amtszeit und für die kritisch-konstruktive Begleitung seines Tuns – die wesentlichen Meilensteine und ständigen Aufgaben hatte er auf einem 15-seitigen Papier aufgelistet.

"Leider ist es mir nicht vergönnt, weitere fünf Jahre mit ihnen zusammenzuarbeiten", sagte Gneveckow und schilderte seine Gefühle nach der Wahl am 22. März: als ob ihm jemand die Füße abgeschlagen habe. "Du brauchst ein Jahr" habe ihm ein Freund gesagt – ein Zwölftel dieses Verarbeitungsprozesses liege nun schon hinter ihm, und künftig wolle er sein kommunalpolitisches Engagement auf den Kreistag konzentrieren.

Mit Blick auf die Entwicklung der Gesellschaft zitierte Gneveckow Mutter Teresa aus ihrem Gedicht "Trotzdem", in dem es unter anderem heißt: "Die Menschen sind unvernünftig, irrational und egoistisch. Liebe diese Menschen trotzdem. Wenn Du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen, dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben. Tue trotzdem Gutes. Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und wahre Feine. Sei trotzdem erfolgreich."

In den nächsten Wochen werde er "reichlich Freizeitausgleich" nehmen, kündigte Gneveckow an, und sich am 13. Mai nachmittags in der Festhalle von den Mitarbeitern der Stadt verabschieden. Ab 17 Uhr sei Jedermann zu einem Empfang im Rathaus willkommen.

Pommerencke: Der Lotse geht von Bord

Im Namen des Gemeinderats dankte Friedrich Pommerencke (CDU) dem scheidenden Oberbürgermeister. "Die zurückliegenden 16 Jahre dürfen durchaus als eine ›Ära Gneveckow‹ verstanden werden", sagte der Tailfinger. Gneveckow sei es gelungen, die Stadt in vielen Bereichen voran zu bringen. Die Textilstrukturkrise sei überwunden, der Hochschul- und Bildungsstandort gestärkt, der Tourismus entwickelt worden.

Pommerencke hob Gneveckows Weitblick und sein gutes Zusammenwirken mit dem Gemeinderat hervor. Auch wenn "der Lotse heute von Bord geht" – hier zitierte er eine bekannte Karikatur zum Abschied Otto von Bismarcks als Reichskanzler 1890 – werde das Schiff Albstadt in einem guten Zustand übergeben. "Das ist Ihr Verdienst."

Persönlich habe er Gneveckow als "sehr umgänglichen Menschen" erlebt, der nie in parteipolitischen Kategorien gedacht und gehandelt habe. Persönliche Verletzungen habe es nie gegeben, Streit habe er stets sachlich und souverän geführt. Dank sagte Pommmerencke auch Gneveckows Frau und seinen Söhnen, die sein Engagement mitgetragen hätten, und wünschte ihm und seiner Familie "von ganzem Herzen für die Zukunft Glück, Gesundheit und Erfolg", ehe er endete: "Sie haben sich um die Stadt verdient gemacht, und das wird nicht vergessen werden!"

Nach einer herzlichen Umarmung überreichte Pommerencke dem Oberbürgermeister einen Blumenstrauß, ehe dieser allen Stadträten die Hand schüttelte und danach den Raum verließ.