Zumindest in Albstadt ist Benedict Wells ein Newcomer. Foto: Bogenberger Autorenfotos Foto: Schwarzwälder-Bote

"Literatur im Schloss": Neue Reihe für die Albstädter Freunde von Büchern und Texten

Bereits sechsmal hat Albstadt Literaturtage ausgerichtet – periodisches Schwelgen in Texten aller Art ist den Albstädtern fast schon zur Gewohnheit geworden. Aber nicht immer sind Literaturtage – was tun in Zeiten des Entzugs? Die Antwort heißt "Literatur im Schloss".

Albstadt. Sechsmal haben Albstadts Literaturfreunde schon erfahren müssen, dass nichts auf Erden ewig währt – das Gefühl dürfte ein bisschen dem Blues des Narren am Aschermittwoch vergleichbar sein. Als vor bald einem Jahr die gut besuchte und atmosphärisch stimmige Ortsteillesung im Lautlinger Stauffenberg-Schloss zu Ende war und die Veranstaltungsreihe sich wieder einmal dem Ende zuneigte, da beschlossen die Macher und Macherinnen von Kulturamt, Stadtbücherei und der Buchhandlung Osiander zwischen dem ersten und zweiten Gläschen Sekt, dass es damit künftig nicht mehr sein Bewenden haben sollte. Dieser Ort und dieses Publikum hatten mehr verdient – auch außerhalb der Albstädter Literatursaison.

Was daraus geworden ist? Im laufenden Kulturjahr 2016/17 eine Veranstaltungsreihe mit drei Autorenlesungen und dem Titel "Literatur im Schloss". Den Anfang macht am Sonntag, 23. Oktober, der Besuch einer alten Bekannten: Inge Jens, Witwe des Tübinger Rhetorik-Papstes Walter Jens, liest aus ihrem neuen Buch "Langsames Entschwinden", in dem sie die fortschreitende Demenz ihres Mannes und den Abschied auf Raten von einem Menschen beschreibt, der sich immer weiter von ihr entfernt. Inge Jens hat für dieses Buch Briefe ausgewählt, in denen sie seinerzeit beschrieb, was sie mit dem Mann, der aufgehört hatte, Walter Jens zu sein, erlebte und wie es ihr dabei erging. Die Matinée im Stauffenberg-Schloss beginnt um 11 Uhr.

Der zweite Streich folgt am Sonntag, 5. Februar: Heinrich Steinfest, Autor von preisgekrönten Kriminalromanen mit der gewissen skurrilen Note, kommt nach Lautlingen – so oft wie Inge Jens war er noch nicht in Albstadt, aber sein erstes Gastspiel hat auch er bereits hinter sich.

Auf den Dritten im Bunde der Schlossbesucher trifft das nicht zu: Der literarische Shooting-Star Benedict Wells dürfte belesenen Albstädtern durch das Studium der Spiegel-Bestsellerliste und womöglich durch die Lektüre seiner Werke bekannt sein – aber gesehen und vor allem gehört haben sie ihn noch nicht. Das kann sich aber am Sonntag, 5. März ändern: An diesem Tag gibt Wells mit einer Lesung aus seinem Roman "Vom Ende der Einsamkeit" sein Albstädter Debüt.

Aller guten Dinge müssen nicht immer drei sein, aber im Falle der "Literatur im Schloss" sind sie es – zumindest in der laufenden "Spielzeit". Und die darauffolgende? Da, verspricht Christine Widmann-Simon, Leiterin der Stadtbücherei, wird es sicher weitere Termine im Schloss geben. Vor allem aber wieder Literaturtage – am Programm wird bereits gearbeitet.