Barbara Irion, Dieter Günter, Boris Retzlaff, Susn Furtwängler, Michl Brenner und Nicolina Braun setzen sich in der neuen Ausstellung der Produzentengalerie Alte Kanzlei mit den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold auseinander. Foto: Retter

Die neue Ausstellung der Galerie Alte Kanzlei befasst sich mit der deutschen Trikolore.

Albstadt-Ebingen - Keinen guten Faden scheinen Barbara Irion, Dieter Günter, Susn Furtwängler, Michl Brenner und Nicolina Braun, die Künstler der Produzentengalerie Alte Kanzlei, an der deutschen Trikolore zu lassen, mit der sie sich in ihrer am Sonntag eröffneten Ausstellung "Schwarz-Rot-Gold" befassen.

Äxte mit den Schildchen "Einigkeit", "Recht" und "Freiheit" leuchten von der Wand, "Blühende Landschaften" in Gestalt von Blumendrucken erheben sich über grauen Bauruinen. Schwarz, Rot und Gelb gemischt ergibt rostiges Braun – eine deutsche Farbenlehre, erläutert von einem Künstler, der die Deutungshoheit über seine Bilder nicht dem Betrachter überlassen mag.

Michl Brenner rekapituliert in seiner Rede die Geschichte der deutschen Nationalflagge: Aus der schwarzen Uniform des Lützowschen Freiwilligencorps mit den goldenen Knöpfen sei sie hervorgegangen und später von den Burschenschaften übernommen worden, etwa 1817 beim Wartburgfest – spätestens beim Hambacher Fest 1832 waren Schwarz, Rot und Gold dann die Farben der Nation. 1918 wurden sie die der Weimarer Republik, Hitler schaffte sie wieder ab, Bundesrepublik und DDR führten sie wieder ein. Und heute? Von Leitkultur ist die Rede. "Man spricht von unseren christlich-jüdischen Werten – aber haben wir nicht auch arabische? – Mathematik, Medizin, Dönerbuden?" Die Deutschen sollten doch bitte aufhören, sich wie beleidigte Kolonialherren aufzuführen. Mit der schwarz- rot-goldenen Revolutionsfahne von einst könnte sich Brenner noch anfreunden – aber nicht mit dem nationalen Symbol.

Boris Retzlaff, mit einem Textbeitrag an der Vernissage beteiligt, hat ein durch und durch zweideutiges Verhältnis zu Schwarz-Rot- Gold: Die Trikolore geht auf eine Uniform zurück – aber immerhin die eines Freiwilligenkorps. "Freiwillig für das Vaterland zu sterben war ein Ausdruck für Freiheit – bis dahin gab es nur Zwang." Und wo immer es später in Deutschland um Freiheit ging, räumt Retzlaff ein, habe diese Flagge geweht. Trotzdem, bekennt er, wäre er noch vor wenigen Jahren misstrauisch gewesen, hätte man ihn zu einer Ausstellung mit dem Titel "Schwarz- Rot-Gold" eingeladen. Zum Abschluss rezitiert er Klabund und Heinrich Heine. Danach gibt es Fingerfood für die Gäste: Oliven, Tomaten, Käse in den Farben Schwarz, Rot, Gold.