Angehende Lehrer bei der Vereidigung – für einst begehrte Stellen werden jetzt verzweifelt Interessenten gesucht. Archiv-Foto. Foto: Eyrich

Noch immer sind 15 Stellen vakant. 19 Einstellungen seit Juli. Streichung von Zusatzstunden und AGs.

Albstadt - In der zweiten Juliwoche hatte das Staatliche Schulamt Albstadt Alarm geschlagen: Drei Wochen vor Ferienbeginn waren 34 Lehrerstellen unbesetzt – Pädagogen wurden verzweifelt gesucht. Mittlerweile hat sich die Lage leicht entspannt – gelöst ist das Problem aber nicht.

Der Hilfeschrei aus der Lautlinger Straße in Ebingen ist nicht ungehört verhallt – nachdem der personelle Notstand ruchbar geworden war, meldeten sich tatsächlich etliche Interessenten bei Schulamtsleiter Gernot Schultheiß und seinen Mitstreitern: 19 von 34 freien Stellen konnten seither besetzt werden – was bedeutet, dass immer noch 15 vakant sind, und zwar primär an den Grundschulen. Weitere Bewerbungen sind daher willkommen. Sie können auf der Internetseite http://www.lehrereinstellung-bw.de platziert werden.

Wer Auskünfte wünscht, kann sich an den Schulrat wenden, der für die Lehrereinstellung in den Landkreisen Zollernalb und Sigmaringen zuständig ist: Maximilian Groß ist ab September wieder unter der Telefonnummer 07431/9 3 9 21 14 oder per E-Mail an maximilian.gross@ssa-als.kv.bw erreichbar. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September.

Aber was geschieht, wenn – wovon man wohl ausgehen muss – am 12. September, dem ersten Schultag, doch nicht alle Stellen besetzt sein sollten? Dann wird man den Mangel bewirtschaften müssen – probate Instrumente sind die Streichung von Zusatzstunden, AGs oder des Schulchorgesangs, im äußersten Notfall auch die Zusammenlegung von Klassen. "Der Unterricht findet statt", versichert Gernot Schultheiß, "aber es darf niemand mehr ausfallen."

Doch auch wenn sich die Folgen des Lehrermangels in diesem Herbst mit viel Improvisationskunst beherrschen lassen – langfristig wird er seine Verwalter weiter beschäftigen, denn die nächsten Engpässe sind vorprogrammiert: Die traumatischen Erfahrungen, welche die Absolventen – ganz überwiegend waren es Absolventinnen – der Staatlichen Schulseminare für Didaktik und Lehrerbildung vor drei Jahren machten, als gut und gern die Hälfte von ihnen nicht in den Berufsalltag, sondern in die Arbeitslosigkeit entlassen wurde, haben sich offenbar herumgesprochen.

Ehedem waren die Jahrgänge am Albstädter Schulseminar zwischen 90 und 110 Lehramtsanwärtern stark; im kommenden Jahr ist laut Gernot Schultheiß mit gerade mal 44 Absolventen zu rechnen. Was sicher auch, aber eben nicht nur daran liegen dürfte, dass Albstadt kein "Verbundseminar" für Grund- und Hauptschullehrer mehr ist, sondern nur noch angehende Grundschullehrer betreut.

Schultheiß darf sich also schon jetzt überlegen, wie er im kommenden Jahr die gelichteten Reihen seiner Pädagogen auffüllen will.

Er hat dabei zusätzlich mit dem Handicap zu kämpfen, dass die Anwärter nun wählen und es sich durchaus leisten können, schleckig zu sein: Dem pädagogischen Nachwuchs erscheinen die Unistadt Tübingen oder der Bodensee mit seinem gesteigerten Freizeitwert attraktiver als die Dorfschule auf der Schwäbischen Alb oder in Oberschwaben.