MIt Natürlichkeit und Temperament wusste Lidija Kovacevic ihr Publikum zu begeistern. Foto: Schwarzwälder-Bote

Herbstkonzert: Städtisches Orchester Albstadt malt mit glühenden Klangfarben

Kann man Farben hören? Ja, man kann, meinen das Städtische Orchester Albstadt und sein neuer Dirigent Rainer Kropf. Bei ihrem Herbstkonzert in der Ebinger Festhalle brachten sie die Farbe Rot musikalisch zum Leuchten.

Albstadt-Ebingen. Bei einer Farbe soll es übrigens nicht bleiben: "Farbe für die Ohren" heißt die Konzertreihe, deren erster Streich das Herbstkonzert 2016 war. Traditionsgemäß wurde es vom Nachwuchs eröffnet – als erste musizierten die "Youngster" und die aus Albstädter Grundschülern bestehenden Bläserklassen unter Leitung von Christine Mücke. Die Klarinettistin leitet seit Januar auch das Jugendorchester und vermittelte zusammen mit ihren jungen Musikern einen überaus günstigen Eindruck von der Nachwuchsarbeit des Städtischen Orchesters.

Kurz vor der Pause überließ sie dann dem neuen Dirigenten das Pult für einen gemeinsamen Auftritt aller Formationen, der beiden Kinder- und Jugendensembles und des Orchesters – ein Novum. Rainer Kropf ist ein Dirigent, der, mal mit kleiner, mal mit großer Geste, doch stets mit Gefühl und musikalischem Ausdruckswillen dirigiert, und er gab das Konzert nicht mehr aus der Hand. Ein ums andere Mal bekannte er mit dem Orchester im zweiten Programmteil Farbe, präsentierte packende Instrumentaldarbietungen und malte in den verschiedensten Rottönen.

Beispielsweise in Steven Reinekes "Pilatus: Mountain of Dragons", dessen in Noten gesetzte Bildmotive sich zum klanggewaltigen Prachtgemälde verdichteten. Das Stück erzählt die anrührende Geschichte eines Drachen, aus dessen tiefrot schillerndem Blut am Ende der magische Stein Dragonit entsteht.

Die Stimmung eines Sonnenuntergangs, den Kontrast von abendlicher Stille und glühendem Farbschauspiel, fing das eher an ein Aquarell erinnernde Stück "Dusk" ein. Es folgte das Ergebnis einer Kooperation mit der Musik- und Kunstschule Albstadt, nämlich zwei zündende Operettenarien, mit lupenreinem Sopran gesungen von Lidija Kovacevic. Die 21Jährige, die aus dem serbischen Zrenjanin stammt und derzeit Schülerin von Gesangslehrerin Lisa Livingston ist, sang unbefangen und natürlich – und zugleich kapriziös und sinnlich, wie es die jeweilige Rolle verlangte: "Mein Herr Marquis"" aus der "Fledermaus" von Walzerkönig Johann Strauss und "Meine Lippen, sie küssen so heiß" aus Franz Lehárs letztem Bühnenwerk "Giuditta" passten perfekt ins thematische Konzept. Schließlich ist Rot die Farbe der Liebe und der Leidenschaft.

Im letzten Stück des Programms ging es erneut um den Lebenssaft der durch die Adern fließt: Mit Verve fegten die Musiker durch Jim Steinmans affekt- und spannungsgeladenen "Tanz der Vampire", in dem Graf von Krolock blutgierige Gesellen zum Mitternachtsball lädt. Nach dieser virtuosen Nummer schienen die Instrumente zu glühen, und auch das Publikum wirkte extrem aufgeheizt: Erst nach drei Zugaben durften Musiker und Dirigent die Bühne verlassen.