Die Premiere der Reihe "Can’t Stop the Music" war ein Knaller bis zum großen Finale mit allen Akteuren. Foto: Eyrich

"Bluemusic Concert" startet Konzertreihe für heimische Bands. Lisa Strothmann mit dabei.

Albstadt-Ebingen - Ihrem Namen alle Ehre gemacht hat die Konzertreihe "Can’t Stop the Music" schon bei der Premiere in der Festhalle Ebingen: Sechs Stunden lang Musik in riesiger Bandbreite und für jede Altersgruppe – so darf’s weitergehen.

Da tut endlich mal einer etwas für die heimischen Bands, und das Beste daran: Thomas Strobel von "Bluemusic Concert" will aus "Can’t Stop the Music" eine ganze Konzertreihe machen – mit Unterstützung des Kulturamts Albstadt und hoffentlich beim nächsten Mal auch mit etwas mehr Unterstützung des Albstädters Publikums, denn in der Festhalle Ebingen waren die Fans aus dem Raum Balingen fast in der Mehrheit.

Ist aber auch kein Wunder, bei diesem Line-up: Wer Lisa Strothmann am Donnerstag bei "The Voice of Germany" bei Pro7 verpasst hatte, hatte am Samstag Gelegenheit, die Balinger Rock-Röhre mit ihrer Band "Leeza" live zu erleben. Ihre Songs hatte die 20-Jährige gut gewählt: "Bring Me Some Water" von Melissa Etheridge, "Bitch" von Meredith Brooks, "Black Velvet" von Alannah Myles – allesamt geeignet, mächtig Power in die Stimme zu legen, der freilich ein Spritzer weniger Leidenschaft und ein Schuss mehr Tiefe gut getan hätten. Dafür meisterte die junge Aufsteigerin – perfekt unterstützt von Simon Steigmayer an der Gitarre, Dominik Maichel am Bass und Matthias Blaich am Schlagzeug – die angesichts eines frühen Konzertbeginns um so schwierigere Aufgabe, das Eis zu brechen und das Publikum in die Halle zu ziehen – und zeigte mit "Something", dass sie nicht nur Cover-Songs, sondern auch eigene Stücke drauf hat.

Wie ein Gummiball ständig in Bewegung, nimmt die junge Künstlerin die Bühne im Sturm, zeigt mit Stücken wie "All I Wanna Do" aber auch ihre tiefgründige Seite, und den Zuhörern schwant schnell: Da steckt Potenzial drin.

"Etwas härtere Musik" kündigt Reiner Baumeister für den nächsten Gig an, der mit Trommelwirbel und sphärischem Sound beginnt. Auftritt: "Chocco Mocco", die Altmeister des erdigen Rock aus den 1970-er bis 90-er Jahren, die sichtlich Spaß haben, die Festhalle zu beschallen, und zwar mit Songs, die jeder schon oft, aber eben viel zu selten gehört hat und denen das Quintett seine ganz eigene Note verpasst.

Springsteen’sche Qualität hat die Stimme von Lead-Sänger, Gitarrist und Mandolinen-Meister Baumeister, wie bei "Sultans of Swing", "Fields of Gold", "Brothers in Arms" und anderen Klassikern zu hören ist, während "Piano-Schorsch" alias Michael Zeiler härtere Töne anschlägt und zu "Sunshine of Your Love" und "Wild Thing" wie aufgezogen über die Bühne wirbelt.

Optische Gegenparts sind Gitarrist Thomas Güttinger und Sascha Seebacher am Bass. Was die beiden Herren aber mit ruhiger Hand ihren Saiten entlocken, zeugt von ihren Profi-Qualitäten und macht manches Original-Solo zum Abklatsch – Pink Floyds "The Wall" ist nur ein Beispiel, wobei Güttinger sein Instrument derart fordert, dass eine Saite reißt. Die peinliche Pause wird indes zum Glücksfall, gibt er damit doch Schlagzeuger Fabian Flad Gelegenheit zu einem Solo, für das es sich alleine schon gelohnt hat, den Weg durch die kalte Nacht zur Festhalle zu suchen.

Der Chocco-Mocco-Mix: perfekt geschüttelt

Gemeinsam ziehen sie die Fans nach vorne, bringen sie zum Tanzen, zum Mitsingen, denn für das Gros der Zuhörer ist der Mix, den "Chocco Mocco" da zusammengeschüttelt hat, ideal – wenngleich auch viele jüngere Fans da sind.

Wer neuere Chart-Hits liebt, kommt bei "The Dewy Lilies" dann voll auf seine Kosten: Ob Lenas "Satellite", "Locked Out Of Heaven" von Bruno Mars oder "Echt" von "Glasperlenspiel": Die Albstädter Party-Kracher um Frontfrau Verena Rissel – eine "Reing’schmeckte" aus Balingen, wie sie bekennt – treiben die Stimmung vollends zum Siedepunkt, machen und haben mächtig Spaß, großartige Musiker – Gitarrist Marcello Mintrone, Bassist Marcus Stehle, Davor Lukacic, der auch rappen kann, an den Keyboards, und Swen Acker, der trommelt wie der Teufel – sowie zwei Trümpfe. Nummer eins: Alessandro D’Alberti. Mit flinker Hand an der Gitarre und bester Laune wird er zum Lead-Sänger, wenn eine sonore Stimme gefragt ist, etwa bei "Folsom Prison Blues" von Johnny Cash und "Schickeria". Nummer zwei: Verena Rissel. Mit ihrer – zuweilen unfassbar – starken Stimme beherrscht die Lead-Sängerin die gesamte große Bandbreite der "frischen Lilien", wenngleich sie von Rock über Country-Rock und Deutschrock über Reggae bis zum Swing reicht.

Bei so viel Klasse wird jeder Auftritt ein Hit

Zudem überzeugt die selbstbewusste Blondine mit ihrer großen Klasse: Jede Bewegung, jeder Schritt, jedes Lachen, jeder Aufschlag ihrer strahlenden Augen sitzt, und so wird ihre Performance, etwa bei "Man In The Mirror" und "Purple Rain", zum ganz großen Auftritt. Sympathisch:

Trotz allem lässt sie auch andere glänzen, tritt bei den Soli der Instrumentalisten nach hinten und holt für zwei Duette noch mal Lisa Strothmann auf die Bühne: "Rollin In The Deep" und "Like The Way I Do" werden zu Höhepunkten der Show; Adele und Melissa Etheridge wären vor Neid erblasst.

Den ganzen Abend krönt ein ganz großes Finale mit allen Akteuren und einem glücklich strahlenden Thomas Strobel auf der Bühne, die alle noch mal gemeinsam singen – einen Song, der kaum besser passen könnte: "An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit". Bei der After-Show-Party im "Tropi" gibt’s danach wahrlich viel zu feiern.