So sehen die modernen elektrifizierten Fahrzeuge aus, die auf Gleisen und Straßenbahnschienen fahren können. Foto: Eyrich

Politiker und Bürger bekräftigen Forderung nach Zollernbahnausbau. Kapazitätsgrenzen erreicht.

Albstadt-Ebingen - "Wir sind verkehrspolitisch abgehängt" – Edmund Merkel, langjähriger Oberbürgermeister von Balingen, sprach vielen aus dem Herzen, die am Mittwoch zum Vortrag von Bernd Strobel über "nachhaltige Entwicklung des ÖPNV durch Streckenelektrifizierungen und die Einführung eines Regionalstadtbahnsystems Necker-Alb" in die Festhalle gekommen waren.

Dort stellte der Bahn-Experte und frühere Technik-Vorstand der Hohenzollerischen Landesbahn die seit längerem bekannten Fakten über die standardisierte Bewertung der Bahnstrecke zwischen Tübingen und Ebingen inklusive der zu reaktivierenden Talgangbahn bis Onstmettingen in den Gesamtzusammenhang der Bahn-Entwicklung im Land. Sein Fazit: "Die Verkehrsprobleme der Region Neckar-Alb lassen sich durch Straßenbau allein nicht lösen, die Kapazitätsgrenzen der Schiene sind erreicht, und der Ausbau sowie die Elektrifizierung der Bahnverbindungen in der Region sind dringend erforderlich." Sonst – und hier ist Strobel einig mit Merkel – werde die Region abgehängt, erst recht nach dem Bau von Stuttgart 21.

Lob gab es daher von allen Seiten für Landrat GüntherMartin Pauli, der jährlich eine Million Euro im Kreishaushalt für diesen Zweck zurücklegt, und Konrad Appenzeller appellierte an die Oberbürgermeister von Albstadt und Balingen, diesem Beispiel zu folgen.

Strobel selbst rief die Zuhörer – darunter zahlreiche Bürgermeister und Kreisräte – auf, öffentlich Überzeugungsarbeit zu leisten, auch für die Talgangbahn. Zumal die Folgen gut ausgebauter und elektrifizierter Netze überall noch die positiven Prognosen überträfen. Strobel mahnte aber auch, dass die 2006 ermittelten Kosten – 127 Millionen Euro für die Elektrifizierung der Strecke Tübingen- Balingen, 28,5 Millionen für die Strecke Balingen-Ebingen und 31,6 Millionen für die Reaktivierung und Elektrifizierung der Strecke bis Onstmettingen – heute viel höher angesetzt werden müssten.

Dennoch ermutigte Strobel die Politiker, auch in Krisenzeiten zu planen: "Genug Geld war nie da", betonte er. Gerade deshalb ist nicht nur der Albstädter Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow zuversichtlich, dass es nach 2019 einen Ersatz geben wird für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, das solch teure Projekte erst möglich macht. Und er ist, wie viele andere, die sich äußerten, überzeugt vom Nutzen einer reaktivierten Talgangbahn. Strobel bekräftigte das: "Diese Strecke hat einen Stellenwert und stärkt den günstigen Kosten-Nutzen-Faktor der Zollernbahn."