Viel zu lachen hatte nicht nur Dirigent Christian Wolf (Mitte) am Ende eines erstklassigen Konzerts. Foto: Ringwald Foto: Schwarzwälder-Bote

"Beste Brassband der Welt" spielt – mit gesunder Gesichtsfarbe – stehenden Applaus herbei

Von Angelika Ringwald

Albstadt-Ebingen. Christian Wolf, unvergleichlicher Dirigent einer unvergleichlichen Brassband, hat am Samstagabend in der Festhalle durch ein Konzert geführt, das unterhaltsamer nicht hätte sein können.

Herbert Grönemeyer, der Musik ja bekanntlich mag, "wenn der Boden unter den Füßen bebt und sie in den Magen fährt", wäre begeistert gewesen: Schon das Bühnenbild, das die "alBrassband" bot, war eine Augenweide: schwarz-gold die Kleidung und die Instrumente, mit sexy blauer Fliege als extra Hingucker. Außergewöhnlich. Wie die Band. Und ihr Dirigent, der seine Musiker als "die beste Brassband der Welt" ankündigte. Eine hohe Latte, aber sie hielt: Schon bei "Fanfare for a New Age" von Goff Richards fuhr die Musik nicht nur in den Magen, sie ließ den ganzen Körper vibrieren. Erzengel Michael, der danach im Stück "The Saint and the City" von Jacob de Haan einen spürbar gefährlichen Drachenkampf auszufechten hatte, verlieh dem einen oder anderen Bläser eine gesunde Gesichtsfarbe – der Kampf war hart.

Zwischen den Stücken flocht Christian Wolf eine kurze, aber sehr humorvolle Erklärung zum Thema "Brassband" ein. Sein sympathischer Auftritt unterstrich genau das, was eine Brassband ausmacht: Publikumsnähe, die eine Stimmung wie im Stadion erzeugen soll.

"Hine e Hine" von Peter Graham, die inoffizielle Nationalhymne Neuseelands, geschrieben für eine Frau, die alles im Leben verloren hat, ging so richtig unter die Haut. Nicht zuletzt deshalb, weil plötzlich eine ungeheure Kraft zu spüren war, die diese Frau wohl zum Meistern ihres Lebens aufbrachte. Wolf ließ eine äußerst spritzige Erklärung der einzelnen Instrumente folgen – doch bei den Schlagzeugern angekommen, war er sich allerdings nicht sicher, ob das überhaupt Musik sei, "was die da machen". Ganz klar ist sie das, wäre ein Konzert ohne Drummer doch ein sehr taktloses Unterfangen. Ein akustischer Hochgenuss für die Ohren und "pure Erotik am Flügelhorn", präsentiert von Charly Bitzer, dem Streicher unter den Bläsern, war "Skyfall" von Adele, das dem Original qualitativ in nichts nachstand.

Der Albstädter an sich lässt sich ja nicht so gerne zu Standing Ovations hinreissen – hier machte das Publikum eine Ausnahme: Der Applaus wollte nicht enden. Bleibt nur zu hoffen, dass den Musikern nie klar wird, wie gut sie wirklich sind, denn sonst gehören die kostenlosen Konzerte wohl bald der Vergangenheit an.