Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikalisches Theaterstück eröffnet Luther-Jahr

Was kann, was wollte Martin Luther den Menschen 499 Jahre nach seinem Thesenanschlag sagen? Zum Auftakt des großen Jubiläumsjahres "500 Jahre Reformation" mischt das musikalische Theaterstück "Play Luther" die Kirchenszene auf.

Albstadt-Ebingen. Das Verbindende herausarbeiten wollen nicht nur die evangelische und die katholische Kirche – erstmals zu einem runden Luther-Jubiläum, sondern auch die evangelischen Kirchengemeinden untereinander im gerade begonnenen Jubeljahr "500 Jahre Reformation in Deutschland". Deshalb sind alle evangelischen Kirchengemeinden in Albstadt und Bitz gemeinsam Veranstalter, wenn das musikalische Theaterstück "Play Luther" auf seiner großen Deutschland-Tournee seinen einzigen Halt im Kirchenbezirk Balingen macht: am Sonntag, 13. November, ab 17 Uhr in der Martinskirche Ebingen.

Hausherr Walter Schwaiger und seine Pfarrer-Kollegen Nicole Gneiting aus Pfeffingen und Bernd Mayer aus Tailfingen freuen sich darauf, weil sie gespannt sind auf die modernen Akzente im Stück (siehe Info).

Luther als cooler Held? "Konfirmanden finden es oft cool, wie er sich auf dem Reichstag zu Worms allen Widerständen gestellt hat – und auch seinen eigenen Ängsten", sagt Walter Schwaiger. "Wäre er heute hier, müsste er aber auch erleben, dass er nicht mehr auf dem Sockel steht." Seine "jähzornige Art" und seine Herabwürdigung der Juden – Phänomene der Zeit, heute nicht mehr denkbar. Und letztlich, so Gneiting, "war Luther kein Heiliger, sondern auch nur ein Mensch."

Wie gefiele Luther heute die evangelische-lutherische Kirche, wäre er hier? "Es würde ihm gefallen, wie demokratisch unsere Kirche verfasst ist", meint Schwaiger.

Nicole Gneiting glaubt freilich auch, dass der Reformator ernste Fragen hätte: "Inwiefern steht die Bibel in Eurem Zentrum? Wie beschäftigt Ihr Euch damit?"

Zu den Brüdern kommen jetzt auch die Schwestern

Zumal die neue Bibelübersetzung – knapp 500 Jahre nach Luthers erster Übersetzung ins Deutsche – gelungen sei, wie Bernd Mayer meint: "Man hat versucht, die Sprache gerechter zu machen, und das lässt sich auch philologisch gut verantworten: Wo vorher stand ›liebe Brüder‹, heißt es jetzt ›liebe Brüder und Schwestern‹."

Schwaiger nennt noch ein Beispiel: den Taufbefehl Jesu: "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker" – das sei ja gar nicht möglich angesichts des freien Willens der Menschen. Bernd Mayer googelt auf dem Smartphone nach der neuen Formulierung: "Gehet hin und lehret alle Völker."

Das Smartphone hat heute den Stellenwert wie der Buchdruck zu Luthers Zeit, der ihm half, seine 95 Thesen zu verbreiten. Auch heute wäre es ihm ein Anliegen, sein Ansinnen – die Suche nach Christus – zu verbreiten, ist sich Nicole Gneiting sicher, die ebenfalls moderne Methoden, etwa das Soziale Netzwerk Facebook, nutzt, um junge Menschen zu erreichen.

Geschafft habe das Luther auch mit Hilfe der Musik – "Play Luther" enthält deshalb auch Lieder des Reformators, einige auch in Techno-Version. Die Zuschauer dürfen also gespannt sein auf ein außergewöhnliches Erlebnis, für das Matthias Raible von "SLAM" eine außergewöhnliche Bühne in der Martinskirche aufbauen wird, wie Schwaiger verrät. "Das Stück lief schon mit großem Erfolg in anderen Gemeinden", weiß Bernd Mayer, und freut sich – wie seine Kollegen – über die Zusammenarbeit den hiesigen Gemeinden im Lutherjahr, für das noch mehr Großes geplant ist: "Es ist das erste Mal, dass die evangelischen Kirchengemeinden in Albstadt und Bitz etwas ganz gemeinsam machen", so Mayer, und Schwaiger fügt mit Blick auf das, was alle Besucher im Jubiläumsjahr erwartet, hinzu: "So verstaubt, wie manche meinen, sind wir gar nicht mehr."

Das musikalische Theaterstück läutet das große Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation in Deutschland" ein und wird am Sonntag, 13. November, ab 17 Uhr in der Martinskirche aufgeführt. Die Schauspieler Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach beschäftigen sich darin mit Leben und Werk Martin Luthers – auf zwei Ebenen: Die erste ist eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Moderation über die evangelische und katholische Kirche unter mittelalterlichen und gegenwärtigen Aspekten. Auf der zweiten werden Momente aus Luthers Leben nachgespielt wie das Stotternheim-Erlebnis und der daraus resultierende Entschluss, Mönch zu werden, der Reichstag zu Worms, Luther als Junker Jörg auf der Wartburg und seine Bibelübersetzung.

Auch nicht geschichtlich belegte Szenen sind zu finden: Luther trifft den Anführer des gewaltbereiten Bauernaufstandes Thomas Müntzer. Die Brücke zwischen damals und heute schlagen ausgewählte Lutherlieder. Dabei treffen E-Schlagzeug und E-Piano auf die 500 Jahre alte Sprache Luthers.

 Der Eintritt kostet zehn Euro, für Schüler und Jugendliche sieben Euro. Karten gibt es im Vorverkauf beim Pfarramt I der Martinskirche und in der Tourist-Information im Rathaus Albstadt, Telefon 07431/160-12 04.