Albstadt-Tailfingen - Dietrich Roth, Karl-Eugen Maute und Rainer Kraut heißen die Architekten, deren Entwurf für das Netzwerkzentrum Innovation und Technische Textilien Albstadt (NITTA) im freien Auswahlverfahren das Rennen gemacht hat.

Einstimmig haben sich die sechs Fachpreisrichter und fünf Sachpreisrichter am Freitag Abend für einen Entwurf des NITTA entschieden, den die Albstädter Architekten Dietrich Roth, Karl-Eugen Maute und Rainer Kraut geschaffen haben. Am Samstag haben Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow und Baubürgermeister Udo Hollauer die sechs Entwürfe im Maschenmuseum vorgestellt, wo sie für die nächsten zwei Wochen zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen sein werden.

Drei Geschäftsfelder, die das NITTA auf dem früheren HAKA-Gelände hinter der Bauernscheuer erfüllen soll, nannte Gneveckow in seiner Rede: Eine Ideenfabrik soll es sein – das sei der Kernbereich. Technologische Bildung, besonders in Sachen Textilien, soll dort – vor allem in Zusammenarbeit mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen – geleistet, und textile Kultur soll gepflegt werden – so, dass auch die Bürger sich einbezogen fühlen.

Weil auf dem derzeitigen Abrissgelände in der Stadtmitte ein echtes "Leuchtturmprojekt" – es wird von der Europäischen Union gefördert – entstehen soll, wie Gneveckow betonte, hatte die Stadt einen Ideenwettbewerb unter sechs Arbeitsgruppen ausgerufen. Und es habe "viel Spaß gemacht", die Entwürfe zu begutachten, berichtete Jürgen Gneveckow.

Udo Hollauer – selbst einer der Fachpreisrichter – hatte die Aufgabe, den zahlreichen Zuschauern im Maschenmuseum die Entwürfe und die dazugehörigen Beurteilungen (siehe unten) des Preisgerichts zu erläutern – ein Vorgang, an dessen Ende mancher sicher besser verstand, warum gerade der Entwurf von Roth, Maute und Kraut das Rennen gemacht hat.

Die abschließende Entscheidung freilich obliegt nun dem Gemeinderat, der am 19. Juli darüber befinden wird. Den Gästen der Ausstellungseröffnung jedenfalls hat das, was sie dort an Vielfalt gesehen haben, schon sehr, sehr gut gefallen.

Platz 1

Kubische Gebäude – den Kopfbau zweigeschossig, die anderen eingeschossig – haben Dietrich Roth, Karl-Eugen Maute und Rainer Kraut entworfen. Der Haupteingang orientiert sich zum Platz Bauernscheuer. Im Erdgeschoss ist Platz für Seminarräume mit Publikumsverkehr, die sich zu den grünen "Werkhöfen" orientieren, im Obergeschoss für die Gründerbüros, und im Foyerbereich liegt der zentrale Tagungsraum.

Beide Etagen sind durch ein offenes und großzügiges Foyer mit Luftraum im Eingangsbereich verbunden. Die Flurzone ist um Kommunikationsbereiche erweitert. Die Glasfassade ist vertikal gegliedert und mit farbigen Feldern im Obergeschoss versehen. Das Erdgeschossband ist mit Cortenstahlgewebe verkleidet und springt optisch zurück. Für Teile der Fassade wird Textilbeton verwendet. Ein Sockel gleicht das Gefälle aus.

Das Gebäude macht flexible Nutzungseinheiten zwischen 13 und 135 Quadratmetern möglich und bietet auch sonst viele Variationsmöglichkeiten.

Außerdem gefiel dem Preisgericht das innovative Energiekonzept und die Möglichkeit für einen wirtschaftlichen Betrieb.

Platz 2

Dem Entwurf des Hamburger Büros Fusi & Amann, der auf Platz zwei landete, bescheinigt das Preisgericht "eine hochflexible, nachhaltige und multifunktionale Gebäudestruktur", wobei die Raumkante zur Bauernscheuer aufgegeben wird.

Die Nachteile: Der Hauptzugang liege in der Heutalstraße und kehre der Innenstadt den Rücken zu, die Nordfassade schotte das Gebäude zur Heutalstraße hin ab und die große Glasfassade im Süden bringe "die bekannten Nachteile" mit sich. Belichtung und Erschließungsflure über das Dach seien allerdings "intelligent gelöst", das Energiekonzept jedoch sei "verbesserungswürdig" und "nicht innovativ".

Im Innenbereich erfülle der Entwurf die gestellten Anforderungen freilich sehr gut. Die Seminarräume liegen links und rechts, Kommunikation könne stattfinden.

Platz 2

Gut gefällt der Jury am Entwurf von Katja Staiger und Thomas Reichert unter anderem der offene Haupteingangsbereich mit Sitzen auf der Treppe und die Anpassung an die Topographie. Die bunte Fassade erinnert an Stoffbahnen, der Entwurf biete hohe Flexibilität und hohe Nutzerqualität. In den Etagen fehle es aber an Kommunikationsmöglichkeiten, die Innengestaltung sei konventionell.

Platz 4

Während der Entwurf von Hermann Mehrmann und Bernd Binder ausschied, weil er zu wenig Raum bietet, belegt das Reutlinger Büro Riehle & Assoziierte Platz vier mit einem viergeschossigen, rechteckigen Baukörper, von dem keine Simulation zu sehen war. Der Jury war das Gebäude zu dominant, wenn auch flexibel in der Nutzung.

Katharina Bizer, Walter Haller und Friedrich Rau belegen Platz fünf mit ihrem viergeschossigen Bau, welcher der Jury ebenfalls "in seiner Dominanz zu heftig" erschien. Innen habe das Trio die Vorgabe der Kommunikation und Innovation aber gut umgesetzt, das Energiekonzept sei "sehr wohl überlegt", und im Entwurf finde sich der Blick auf die Stadtgeschichte wieder.