Christian Baumgärtner, Präsident des Rotary-Clubs Ebingen-Zollernalb, Hans Pfarr und Werner Schmid-Lorch von der Ernst Lorch KG (von links) präsentieren die Flotte des Unternehmens, die ab sofort mit roten Plakaten ausgestattet ist und dazu aufruft, sich gegen Kinderlähmung impfen zu lassen. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Welt-Polio-Tag: Rotary Club ruft alle zum Mithelfen auf: Impfen lassen für eine Welt ohne Kinderlähmung

Aufgeben? Das war noch nie etwas für Hans Pfarr. Und auch mit über 80 Jahren fängt der erste Albstädter Oberbürgermeister damit nicht an. Deshalb kämpft er weiter für die Ausrottung der Kinderlähmung.

Albstadt. Nur noch 37 Fälle – weltweit – von Kinderlähmung hat die Weltgesundheitsorganisation WHO 2016 gezählt. Manche meinten, die Organisation Rotary International könnte nun ihren Kampf gegen die folgenreiche, ansteckende Krankheit einstellen und sich anderen Brennpunkten zuwenden.

Hans Pfarr jedoch gehört zu jenen, die das 1987 gegebene Versprechen – eine Welt ohne Kinderlähmung – einlösen wollen. So kurz vor dem Ziel aufgeben ist seine Sache nicht.

De facto seien noch zwei Staaten – Pakistan und Afghanistan – Polio-endemisch, erklärt Pfarr. Nigeria habe nach zwei Jahren ohne Polio-Fälle nur noch ein weiteres Jahr gefehlt, um als Polio-frei zu gelten, doch vier neue Fälle hätten das 2015 zunichte gemacht. Dennoch zeigen diese Zahlen, wie greifbar nah das Ziel geworden ist.

Um es zu erreichen, sei aber eines wichtig, betont Pfarr, der für Rotary Deutschland an der Spitze des Kampfes gegen das heimtückische Virus steht: "Da das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird und nur eine Flugreise entfernt lauert, kann die unheilbare Krankheit immer wieder ausbrechen – es sei denn, alle sind dagegen geimpft." Der Impfschutz halte nur zehn Jahre vor, und vor allem bei Erwachsenen bestehe ein gefährliches Impf-Defizit. Menschen über 60 Jahren könnten sich gar anstecken, ohne Krankenheitsmerkmale aufzuweisen – und die Viren auf Menschen ohne Impfschutz übertragen: nicht nur auf Kinder, wie die Bezeichnung "Kinderlähmung" suggeriert.

Zum Welt-Polio-Tag am 28. Oktober – Geburtstag des amerikanischen Bakteriologen Jonas Salk, der den Polio-Impfstoff entdeckte – rufen Hans Pfarr und der Rotary Club Ebingen-Zollernalb deshalb alle auf, ihren Impfschutz überprüfen und bei Bedarf auffrischen zu lassen.

Unterstützt wird der Aufruf von der Firma Ernst Lorch KG, Bosch-Großhändler für Süddeutschland mit Hauptsitz in Albstadt, die zig Transporter mit entsprechenden Werbeträgern ausgestattet hat. Sie sind also nicht nur für die Bosch-Kunden bis nach Vorarlberg unterwegs, sondern im kommenden halben Jahr auch für eine Welt ohne Kinderlähmung.

Bricht die Krankheit erst aus, ist es zum Impfen zu spät

Auf dem Wochenmarkt wollen die Rotarier ihr Augenmerk auf den Schutz gegen Kinderlähmung lenken, denn auch Europa sei nicht vor eingeschleppten Polio-Viren sicher, mahnt Pfarr. "Wer sich vor mehr als zehn Jahren impfen ließ, sollte eine Auffrischungsimpfung vornehmen lassen. Denn ist die Krankheit erst einmal mit Lähmungserscheinungen ausgebrochen, ist es für eine Impfung zu spät."

Beeindruckt ist Hans Pfarr von dem, was Länder wie Indien – bis vor wenigen Jahren noch Polio-endemisch – geleistet haben, um Menschen selbst in entlegensten Dörfern zu impfen. Pakistan und Afghanistan führten grenzüberschreitende Aktionen durch, auch an den Routen der großen Flüchtlings-Trecks und "ohne Ansehen der Person", wie Pfarr betont. Außerdem seien dort Frauen ausgebildet worden, die andere Frauen aufklärten, und selbst Religionslehrer stünden hinter den Impf-Aktionen.

Schwierig hingegen seien Aktionen in unzugänglichen Gebieten und dort, wo Unruhen herrschten. In Nigeria sei die islamistische Terrororganisation Boko Haram ein Hindernis. Aber auch Polio-freie Länder – Deutschland zählt erst seit 2002 dazu – müssten dranbleiben und weiter impfen, sonst könne es sein, "dass wir in ein paar Jahren wieder Millionen Fälle haben", so Pfarr.

Außerdem seien Spenden wichtig, die das Rotary-Team am Wochenmarkt-Stand gerne entgegennimmt: um bei der Finanzierung der großen nationalen Impftage in Entwicklungs- und Schwellenländern zu helfen. 1,5 Milliarden Dollar an Spenden habe Rotary International seit 1987 gesammelt. Auf jeden Spenden-Dollar hat die Stiftung von Bill und Melinda Gates weitere zwei draufgelegt.

Der riesige Aufwand ist es jedoch nicht allein, der den "Mister Polio" von Rotary Deutschland zum Weitermachen motiviert – es ist das Versprechen, das Rotary der Welt gegeben hat, sie von der heimtückischen Krankheit Kinderlähmung zu befreien. "Wir ziehen das jetzt durch", sagt Hans Pfarr entschlossen. "Ich bleibe auf jeden Fall dabei!"