Geht ziemlich ins Geld: die Sanierung des Parkhauses am Bahnhof. Foto: Kistner

Mehr als 700.000 Euro mehr für Betonsanierung. Gemeinderat stimmt "zähneknirschend" zu.

Albstadt-Ebingen - Wieder einmal hat der Gemeinderat Albstadt eine finanzielle Kröte schlucken und mehr Geld ausspucken müssen: Die Sanierung des Parkhauses am Bahnhof wird deutlich teurer als vorgesehen.

704.799 Euro mehr für die Betonsanierung des Parkhauses am Bahnhof – da musste nicht nur CDU-Fraktionschef Roland Tralmer schlucken in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. "Ich habe zumindest Zweifel, ob es dieser Sondergenehmigung bedurft hätte, wenn im Vorfeld ordentlich untersucht worden wäre." Tralmer stellte deshalb den Antrag, zu untersuchen, ob man das Ingenieurbüro in Regress nehmen könne.

Was war passiert? Beim Freilegen schadhafter Betonbodenplatten in den beiden unteren Parkdecks hatte sich herausgestellt, "dass die Schäden am Beton und der Bewehrung wegen Rissen in der Beschichtung und drückenden Grundwassers deutlich größer sind als erwartet", heißt es in der Sitzungsvorlage. Die Betonsanierungsarbeiten hatten der Technische Ausschuss und der Gemeinderat im Mai an die Hamburger Firma Bekor zum Preis von 1,1 Millionen Euro vergeben – das höchste von sechs Angeboten hatte bei 2,2 Millionen Euro gelegen. Die 1,1 Millionen Euro reichen nun nicht aus, zumal in den oberen Stockwerken die alten Betonschichten nicht abgefräst werden können – das Fräsen würde zu starke Schwingungen verursachen. Also kommt die Schleifmaschine zum Einsatz, was zeitaufwendiger und damit teurer ist.

Hinzu kommen bisher nicht bekannte Schäden in den oberen Stockwerken und die Tatsache, dass Leitplanken, Absturzgeländer und Rankgitter demontiert werden müssen, um den Stahl vor Korrosion zu schützen – auch diese Arbeiten waren bisher im Finanzrahmen nicht einkalkuliert.

Gesamtkosten werden mit 2,6 Millionen Euro veranschlagt

Das Büro AMP aus Karlsruhe hat inzwischen zusammengefasst, was an Nachtragspositionen noch kommen könnte und dem Papier den passenden Namen verpasst: "Worst-Case-Betrachtung". Soll heißen: Darin ist beziffert, was die Arbeiten im schlimmsten Fall kosten könnten. Einige dieser Positionen hatte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann während der Sommerpause des Gemeinderats bereits auf dem Weg einer Eilentscheidung genehmigt, um die Bauarbeiten nicht zu bremsen.

Insgesamt summieren sich die Gesamtkosten für die Sanierung des Parkhauses nach einer Hochrechnung der Stadt auf 2,6 Millionen Euro, wobei die Kosten für den Umbau der Ein- und Ausfahrt 2016 in Höhe von knapp 170 000 Euro bereits eingerechnet sind. Gegenüber der ursprünglichen Kostenschätzung über 2,2 Millionen Euro steigt die Summe um 19,9 Prozent. Hinzu kommt, dass auch die Bauzeit sich verlängert: Erst im Oktober 2018 rechnet die Stadtverwaltung mit der Fertigstellung.

Für Peter Landenberger (Freie Wähler) hat die ganze Angelegenheit "ein G’schmäckle", wie er in der Sitzung sagte. Wie Tralmer glaubt auch er, dass das Ausmaß der Schäden bei genauerer Untersuchung erkennbar gewesen wäre. Der Stadtverwaltung dankte er, durch Nachverhandlungen die Mehrausgaben wenigstens ein Stück weit gedrückt zu haben – andernfalls hätte die Stadt insgesamt 2,8 Millionen Euro berappen müssen. "Zähneknirschend" werde er zustimmen, sagte Gerhard Heusel (SPD) und machte damit die Stimmung im Gremium deutlich.

Philipp Kalenbach wollte wissen, warum zur Prüfung der Schäden gebohrt und nicht gescannt worden sei, worauf Baubürgermeister Udo Hollauer darauf hinwies, dass auch diese Methode keine Garantie biete. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann versprach den Räten, prüfen zu lassen, ob man das Ingenieurbüro in Regress nehmen könne, und so stimmten die Stadträte schließlich bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen zu: den Mehrkosten in Höhe von 704 799 Euro und der Vergabe der Metallbau- und der Elektroarbeiten an den wirtschaftlichsten Bieter.