Hohe Kosten, kein Gesamtkonzept: Ein Parkdeck in der Langwatte hat der Gemeinderat gestern abgelehnt. Foto: Kistner

Verdopplung der Kosten schreckt ab. Projekt grundsätzlich in Frage gestellt.

Albstadt-Ebingen - Der Albstädter Gemeinderat hat der Stadtverwaltung gestern eine Absage für die Planung des Parkdecks respektive -hauses Langwatte erteilt. Das Projekt ist damit grundsätzlich in Frage gestellt.

Im Januar hatte der Stadtrat den Plänen der Stadt für ein zweigeschossiges Parkdeck am südlichen Ende der Langwatte noch mehrheitlich zugestimmt – jetzt stieß er den eigenen Beschluss mit den Stimmen aller Fraktionen außer den Freien Wählern wieder um. Aber war es überhaupt noch der eigene Beschluss? Seit Januar hat sich einiges geändert – zum einen sind Pläne für eine nicht ganz unaufwendige Westzufahrt entstanden, zum anderen ein ziemlich ernüchterndes Gutachten über den Baugrund. Der ist nicht sehr solide; es hätte einer Tiefengründung mit elf Meter langen Ortbetonpfählen bedurft, um dem Gebäude die angemessene Stabilität zu verleihen. Die Mehrkosten: rund eine Million Euro, 2,5 statt 1,45 Millionen Euro.

In dieser Situation entschloss sich die Stadtverwaltung zur Flucht nach vorne: Sie plante eine weitere Variante mit drei statt zwei Geschossen – wenn schon, denn schon – , die den Namen Parkdeck kaum noch verdient hätte. Die sollte 163 anstelle von 109 Fahrzeugen Platz bieten; statt 23 .000 Euro hätte jeder einzelne Parkplatz nur noch 19 .000 Euro gekostet. Die Stadt stellte dem Gemeinderat beide Varianten vor, plädierte aber für die größer dimensionierte und den Mengenrabatt.

Indes war der Mehrheit der Stadträte nicht nach Schnäppchenjagd; sie schreckte die Kostenverdopplung ab. Susanne Feil von den Grünen sprach mit Blick auf den Campingplatz von einem "Déjá-vu"-Erlebnis – schon einmal seien Kosten explodiert, nachdem man auf der Grundlage einer Kostenschätzung statt einer Kostenberechnung Beschlüsse gefasst habe. Gerhard Häusel von der SPD befand trocken, ein Parkhaus werde nicht gebraucht; sein Fraktionschef Elmar Maute – hatte Ähnliches bereits in seiner Haushaltsrede angedeutet: Er stellte fest, solange "Parkplatzfragen am Eisplatz, am Bahnhof, an der Festhalle und anderen Orten" nicht geklärt seien, sehe er keine Notwendigkeit für ein Parkhaus.

Die CDU wünscht, anders als etwa die Grünen, durchaus mehr Parkplätze rings um die Ebinger Innenstadt – aber wie ihr Fraktionschef Roland Tralmer darlegte, hält sie das Projekt für überteuert und für unausgegoren: Solange nicht klar sei, was aus dem denkmalgeschützten Haus Grüngrabenstraße 64 werden soll – die Stadt will es abreißen, darf aber nicht und strengt eine Verwaltungsklage an – , sei es nicht sinnvoll, das Gelände zu überplanen. Des weiteren erwägt sie eine Kooperation mit privaten Investoren, um den kommunalen Kostenanteil zu verringern, und drittens hält sie es für geboten, erst dann Parkhäuser zu bauen, wenn es ein umfassendes Parkraumkonzept für Ebingen gibt. Darin ist sie sich übrigens wieder einig mit den Grünen, die der Stadt vorwarfen, sie tue "den zweiten vor dem ersten Schritt".

Fremdparker sollen aus dem Hufeisen weichen

Baubürgermeister Udo Hollauer verwies im Gegenzug auf die aus der Sanierung der westlichen Innenstadt verbliebenen Zuschussgelder von 600. 000 Euro, die zu verfallen drohten, wenn das Projekt nicht bis Frühjahr 2018 abgeschlossen sei, und auf die Pläne der Stadt, das gesamte "Hufeisen" von Fremdparkern zu befreien – dies setze voraus, dass es alternativen Parkraum gebe. Aber die Ratsmehrheit blieb vom monetären Argument unbeeindruckt: Für den Zuschuss bleibe auch 2017 noch Zeit, meinte Roland Tralmer; er sei allenfalls gefährdet. "Weg ist er nicht".

Am Ende votierten lediglich die Freien Wähler und der Oberbürgermeister für das Parkdeck Langwatte, ein Stadtrat enthielt sich, alle anderen stimmten mit "Nein". Vor der Abstimmung war der OB noch vorsorglich gefragt worden, was geschehe, wenn die Planung abgelehnt werde. Konzelmann antwortete trocken: "Dann wird halt nicht gebaut."