Lässt Berlin die Lautlinger im Regen stehen? Juliane Gärtner spricht in Sachen Ortsumfahrung von "Hinhalterei". Foto: Eyrich

Stichtag zieht vorüber: Gesehen-Vermerk für Ortsumfahrung Lautlingen lässt weiter auf sich warten.

Albstadt-Lautlingen - Am Donnerstag war der 31. Juli. Was sollte da noch gleich passieren? Richtig: Für diesen Tag hatte das Bundesverkehrsministerium den Sichtvermerk für die Pläne der Ortsumfahrung Lautlingen angekündigt – und wieder nicht Wort gehalten.

Manchmal möchte sich Juliane Gärtner die Haare raufen, bis sie keine mehr hat: "Sehr unbefriedigend", so kommentiert die Ortsvorsteherin die Tatsache, dass die Lautlinger einmal mehr vertröstet werden in Sachen Sichtvermerk für die Pläne der Ortsumfahrung.

Zur Erinnerung: Im Mai hatte Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr, an den Bundestagsabgeordneten aus dem Zollernalbkreis, Thomas Bareiß, geschrieben und ihn wissen lassen: "Es wird gleichwohl davon ausgegangen, dass noch im zweiten Quartal 2014 eine Rückgabe der Unterlagen an die Auftragsverwaltung des Landes Baden-Württemberg erfolgen kann." Kurz darauf war der Termin um vier Wochen nach hinten verschoben worden. Im Klartext: Bis zum 31. Juli sollten die Pläne für die Bundesstraße 463 um Lautlingen herum bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt liegen, der zunächst den Vermerk "gesehen" darunter setzen muss, ehe sie weiter bearbeitet werden können.

Dobrindt freilich ist derzeit offenbar gut damit beschäftigt, sich um die geplante Einführung einer Maut für Personenwagen auf deutschen Autobahnen zu kümmern. Liegt es daran, dass die Lautlinger Pläne weiter im Flaschenhals stecken?

Juliane Gärtner jedenfalls spricht von "Hinhalterei". Es bestehe noch Klärungsbedarf "hinsichtlich der Planung und Kostentragung eines Knotenpunktes im östlichen Teil des Vorhabens". So steht es zum einen in Dorothee Bärs Brief an Bareiß vom 21. Mai, und zum anderen hat Juliane Gärtner "dasselbe schon vor einigen Jahren gehört". Des Gefühls, dass die Lautlinger Belange auf die lange Bank geschoben werden, kann sie sich nicht erwehren.

Doch die Ortsvorsteherin bleibt dran – Durchhaltevermögen ist schließlich eine Eigenschaft, die sie schon als Vorsitzende des Arbeitskreises Schloss-Scheuer bewiesen hat, bis der Umbau zum Bürgerhaus endlich Wirklichkeit wurde. Da nimmt sie sogar in Kauf, Gefahr zu laufen, dem einen oder anderen in den zuständigen Behörden auf die Nerven zu gehen, wie sie scherzhaft betont: "Immer wenn ich das Gefühl habe, dass jemand etwas zu melden hat, spreche ich ihn an." Erst vorgestern Abend war es Walter Herrmann von der IHK Reutlingen, den Juliane Gärtner am Rande einer Firmenveranstaltung um Unterstützung gebeten hat. "Schließlich braucht die Wirtschaft gute Verkehrswege."

Wie wichtig die Ortsumfahrung für Lautlingen ist, weiß Juliane Gärtner nicht nur von vielen Einwohnern, die sie immer wieder darauf ansprechen, sondern auch aus eigener Erfahrung: "Wenn ich im Ort irgendwo hin muss, bin ich länger unterwegs als nach Balingen", sagt sie mit Blick auf die Verkehrsstaus, die etwa durch Linksabbieger entstehen. "Und solange ich selbst Linksabbieger bin, bin ich sowieso verloren."

Immerhin hat Juliane Gärtner trotz allem das Gefühl, "dass etwas Bewegung in die Sache kommt". Noch "ein paar Wochen, keine Monate mehr" werde der Sichtvermerk auf sich warten lassen, lautet die jüngste Nachricht, die sie aus dem Regierungspräsidium Tübingen erhalten hat. "Wir dürfen nicht nachlassen", betont die Ortsvorsteherin. "Wir brauchen die Planfeststellung – dann kommen wir auch zum Zuge."

Eine Anfrage des Schwarzwälder Boten nach dem Stand der Dinge hat das Bundesverkehrsministerium gestern übrigens nicht beantwortet. Auch diese hatten die Berliner versprochen – und nicht Wort gehalten.