Seine coole Sonnenbrille braucht Clement Obasi in Albstadt seltener als in seiner Heimat Nigeria. Foto: Djokic Foto: Schwarzwälder-Bote

Katholische Kirchengemeinde St. Hedwig: Pfarrer Clement Obasi aus Nigeria übernimmt Ferienvertretung

Obwohl in seiner Heimat mehr Menschen in die Kirche gehen, kommt Clement Obasi gerne nach Albstadt. Dort übernimmt er zum zweiten Mal die Ferienvertretung für Pfarrer Andreas Gog.

Albstadt-Ebingen. Wenn es nach Clement Obasi geht, dann wird es nicht seine letzte Ferienvertretung sein, die er derzeit in der katholischen Kirchengemeinde St. Hedwig im Ebinger Westen übernimmt. Der gebürtige Nigerianer stammt aus Enugu im Südosten des westafrikanischen Landes und arbeitet dort als Pfarrer und Dozent im Fach Kirchenrecht.

1988 zum Priester geweiht, hat Obasi 1995 in Rom im Fach Kirchenrecht promoviert. Während seines dortigen Studiums verbrachte er seine Ferien oftmals in Bamberg, um Deutsch zu lernen, wobei ihm das Bistum Bamberg eine große Hilfe gewesen sei, wie er berichtet. Nicht nur dafür ist Obasi seinen oberfränkischen Kollegen sehr dankbar: Auch heute noch informiere ihn genau dieses Bistum, wenn Vertretungen gesucht werden, und so war er schon im Winter vergangenen Jahres an der Kirche St. Hedwig.

Im Ebinger Westen fühlt Pfarrer Obasi sich wohl, weil er dort von einer guten Mannschaft umgeben sei, und hat sich deswegen entschlossen, ein zweites Mal zu kommen. Alle seien nett und sehr organisiert, betont er, und er sei sofort mit allen klargekommen.

Sein Alltag in der Kirche besteht – wie der seiner deutschen Kollegen – aus Gottesdiensten, Beerdigungen, Gesprächen, Beichten und vielen weiteren Terminen. Die Arbeit in einer nigerianischen Gemeinde unterscheide sich davon kaum, berichtet Clement Obasi – höchsten in der Besucherzahl: in Nigeria kämen mehr Menschen in die Kirche. Einzig über das Wetter wundert sich der junge Geistliche: mal kühl, mal schwül – ein insgesamt seltsamer Sommer.

Eines gefällt Clement Obasi in Deutschland: Die Sicherheit sei, verglichen mit anderen Ländern, "top". Hier könne man einen Geldbeutel liegen lassen, ohne sich später Sorgen um ihn machen zu müssen – anders als in Afrika.

Die Sorge um sein Heimatland ist mit dabei

Doch auch im Hinblick auf die politische Lage sorgt er sich um sein Heimatland: Zum einen hält sich die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im Norden Nigerias auf. Zum anderen gibt es Probleme im Parlament. Daher wünschten sich viele Menschen in Nigeria eine Umstrukturierung und die Freiheit, entscheiden zu können, ob sie dort bleiben wollen oder nicht.

Auch das Zusammenleben der Religionsgemeinschaften sei oft ein Problem, hat Obasi beobachtet: Nigeria ist sowohl islamisch als auch christlich geprägt, wobei die islamische Gemeinde nur im Norden des Landes in der Mehrheit sei. Viele hegten den Wunsch nach Zusammenarbeit, und doch gebe es auch genug Gegner dieser Idee.

Am 4. September geht Clement Obasi wieder zurück nach Nigeria und beginnt dort mit den Planungen für den Schuljahresanfang. Seiner Gemeinde hier in Deutschland hinterlässt er dabei gute Wünsche und hofft, dass alles so bleibt wie bisher. "Ich bin stolz auf die Gemeinde", erklärt er lächelnd: "Sie machen alles zusammen. Sie sind eine starke Gemeinde."