Foto: Schwarzwälder-Bote

Merkwürdig: Da haben 33 500 Personen auf den Listen der Bürgerinitiative "Pro

Merkwürdig: Da haben 33 500 Personen auf den Listen der Bürgerinitiative "Pro Krankenhaus in Albstadt" (BI) unterschrieben, und dann, beim ersten Informationsabend über die Krankenhausgutachten, die der Kreistag respektive die Stadt Albstadt in Auftrag gegeben hatten, war die größte Halle der Stadt nicht mal zur Hälfte besetzt. Heute nun stellt sich die spannende Frage, wie hoch die Beteiligung an der Kundgebung für den Erhalt der Standorte des Zollernalbklinikums, des Ebinger und des Balinger, in der Ebinger Innenstadt sein wird.

Dabei dürfte gerade die Höhe der Beteiligung nicht unerheblich sein für die Klärung der Frage: War der Rückhalt für die Zwei-Standorte-Lösung, der sich auf den Unterschriftenlisten manifestiert hatte, nur eine Eintagsfliege? Früher oder später wird der Kreistag entscheiden, ob er ein Zentralklinikum in Auftrag gibt oder ob es bei den Häusern in Balingen und Albstadt bleibt. Für Kreisräte, die Letzteres favorisieren, wäre ein großer Rückhalt in der Bevölkerung ein triftiges Argument, für alle anderen zumindest ein Grund, noch mal in sich zu gehen.

Zu vieles spricht – die nahezu übereinstimmenden Ergebnisse der beiden Gutachten hin oder her – doch gegen einen Schnellschuss: zuallererst die hohen Kosten für ein Zentralklinikum. 150 Millionen Euro sollte das Zentralklinikum im Rems-Murr-Kreis ursprünglich kosten, hat die BI herausgefunden. Inzwischen stehen die Kosten bei 300 Millionen. Sollte es den Zollernälblern ähnlich gehen, dann gute Nacht: Albstadt hat einen Sanierungsstau in satter dreistelliger Millionenhöhe zu bewältigen. Die Stadt Balingen steht finanziell noch schlechter da, und die wenigen schuldenfreien unter den Kommunen des Landkreises wollen die Früchte ihres guten Wirtschaftens sicher auch nicht allein für die Kreisumlage verbraten, die dann unweigerlich deutlich ansteigen müsste.

Die Stadt Albstadt als größter Financier des Kreishaushaltes, die als solcher schon richtig viel Geld in die Sanierung des Balinger Hauses gesteckt hat, würde doppelt bestraft: Sie müsste abermals sehr tief ins nach wie vor klamme Stadtsäckel greifen, um den Verlust ihres Krankenhauses zu bezahlen – welch bittere Ironie. Dass auch die Argumente, die für ein Zentralklinikum sprechen, nach wie vor bestehen, bestreitet niemand, und in der Haut der Kreisräte, welche diese Jahrhundertentscheidung treffen müssen, möchte derzeit niemand stecken. Denn so oder so: Am Ende werden sie die Prügelknaben sein.

Um so wichtiger ist es in diesem Fall, dass deutlich wird, was die Bürger wollen – so oder so. Auch jenen, die für ein Zentralklinikum sind, bietet die BI mit ihrer Kundgebung am heutigen Samstag ab 10 Uhr – Treffpunkt ist der Kurt-Georg-Kiesinger-Platz in Ebingen – die Chance, sich zu äußern und Argumente mit Andersdenkenden auszutauschen. Denn in dieser Debatte ist eines besonders wichtig: Es zählt nicht, wer am Ende Recht und das letzte Wort hat – allein wichtig ist das beste Ergebnis für möglichst viele (potenzielle) Patienten im Zollernalbkreis.

Landrat Günther-Martin Pauli kann mit gutem Beispiel vorangehen und zur Kundgebung kommen – auch wenn er bei der Übergabe der 33 500 Unterschriften schon deutlich gemacht hat, was er vom Bürgerwillen hält: Er hatte nach der blauen Tonne gefragt.