Die Gruppe des Waldheims Tailfingen eins darf stolz auf sich sein: Zusammen mit Chris Hailfinger (Zweiter von rechts) hat sie große Kunst geschaffen. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldheim Tailfingen: Chris Hailfinger und die Gruppe eins geben dem Waldheim bunte Gesichter

Die beste Nachricht gleich vorweg: Chris Hailfinger will das jetzt öfters machen. Dank seiner tätigen Mithilfe – und der Kreativität der Gruppe eins – hat das Waldheim Tailfingen jetzt buchstäblich ein echtes Aushängeschild.

Albstadt-Tailfingen. Seinem Künstlernamen "Soberhead" macht der Mann alle Ehre. Der "nüchterne Kopf" – das bezieht sich zwar eher auf die Abwesenheit von Alkohol, beim Einsatz im Waldheim Tailfingen aber auch auf den Bauch: Während die Jugendlichen der Gruppe eins ihr genudeltes Mittagessen verputzen, macht Chris schon mal weiter. Schließlich gibt es noch viel zu tun.

Die riesige OSB-Platte ist zwar schon recht bunt, aber das sind erst mal nur Farbfelder – noch keine wirklich große Kunst. Mit den Farben, die der Graffiti-Künstler mitgebracht hat, haben die Jugendlichen die Platte besprüht – je mittiger, desto konturierter. Nach außen hin wird’s unscharf. Und die Kunst kommt erst nach den Nudeln.

Der Werwolf im Wald

Zusammen mit 29 Gruppenmitgliedern und drei Betreuern hat Chris Hailfinger am Vormittag ein Konzept entwickelt. Die jungen Nachwuchs-Sprayer haben sich ausgedacht, wie die Buchstaben aussehen sollen, die sich im Gesamtbild auf den bunten Farbfeldern zum "Waldheim" formieren: Alle sollen gleichzeitig Bilder sein – Bilder, die für das Waldheim stehen. Der Werwolf für das W – schließlich ist man ja (fast) im Wald. Das Maskottchen mit einem Stock formiert sich zum A, das L ist ein Bastbändchen, wie sie für Freundschaft stehen und dort oben praktisch permanent geflochten werden, und das D ist eine Flagge. Klar: Wieder mit dem Maskottchen darauf.

Weiter geht es mit dem H – wunderschön: eine Hängematte zwischen zwei Bäumen. Das E setzt sich aus Bügelperlen zusammen, das I samt dem Tüpfelchen darf nichts anderes sein als ein Baseballschläger mit Ball, und zum guten Ende zieren dicke Äste, die sich zum M formieren, das neue Aushängeschild des Waldheims Tailfingen. "Lägerle" zu bauen gehört dort schließlich zum Programm.

Ein bisschen länger als Chris gebraucht hätte, der schon so manches triste Grau mit buntem Leben veredelt hat, dauert es schon, bis das Werk die Präsentationsreife erreicht hat. "Man muss sich schließlich erst mal an den Umgang mit dem Werkzeug gewöhnen", weiß der coole Künstler, der die Hosentaschen voller Sprühknöpfe und immer den passenden greifbar hat.

Sein Auftrag: Das Leben bunter machen

Und außerdem: die Dimension. Etwas aufs Blatt zu malen – das sei dann doch noch etwas Anderes als es auf die übermannsgroße Wand zu sprühen. Dennoch hätten es sich die Jugendlichen wohl schwieriger vorgestellt als es schlussendlich gewesen sei, resümiert der sympathische Albstädter, der inzwischen in Tübingen lebt und doch immer gerne in seine Heimat-, Schul- und Studienstadt zurückkehrt, um sie ein bisschen bunter zu machen. Zum Beispiel die einst graue Wand am Ebinger Busbahnhof, an der sich "Soberhead" zusammen mit mehreren Kollegen – qua Auftrag – verewigt hat.

Mit wachsender Begeisterung agiert Chris Hailfinger auch als Lehrer, hat riesigen Spaß daran, Kindern seine Art von Kunst nahezubringen, und freut sich über entsprechende Anfragen. "Weil ich den Kindern beibringen will, dass Graffiti-Kunst kein Vandalismus ist und man damit auch schöne Sachen machen kann." Im Kreisjugendring hat Chris sich lange engagiert, schon in Meßstetten mit Zehnjährigen gesprüht. Im Waldheim allerdings war es seine Premiere.

Dass es sich gelohnt hat, ihn zu holen, zeigen die staunenden, bewundernden, erfreuten Gesichter aller, die lange nach dem Nudelmenü vor der OSB-Platte stehen. Denn die hat ihre Zeiten als langweiliges Abfallprodukt der Holzproduktion feierlich hinter sich gelassen und feiert fröhliche Urständ’ als neues Aushängeschild des Waldheims Tailfingen – jenes Ferienparadieses, wo täglich Baseball gespielt und Freundschaftsbändchen geflochten, Lägerle gebaut und Bügelperlen in Form gebracht werden. Nur Werwölfe gibt’s dort nicht wirklich. Gott sei Dank!

Weitere Informationen: www.facebook.com/ chailfinger