Die notärztliche Versorgung wird nicht schlechter, egal wie die Standortfrage ausgehen wird. Foto: Pleul

Krankenhausdebatte Zollernalb-Klinikum: Rettungswesen favorisiert einen Standort mit allen Abteilungen.

Albstadt-Ebingen - Egal, wie die Frage um den Standort respektive die Standorte des Zollernalb-Klinikums entschieden wird: Die notärztliche Versorgung wird sich nicht verschlechtern, betonen die Notärzte.

Wie steht es um das Rettungswesen im Zollernalbkreis? Am Tag der offenen Tür im Krankenhaus Ebingen informierte Jürgen Reinhardt, Oberarzt der Anästhesie, über die Lage, sprach von einer deutlich besseren "Man-Power" im Vergleich zu anderen Landkreisen und hält eine Kinderklinik für wünschenswert.

Reinhardt war achteinhalb Jahre am Uniklinikum in Tübingen tätig; seit Oktober 2014 ist er in Albstadt und hat festgestellt, dass das engmaschige Rettungswesen gegenüber Tübingen sehr gut aufgestellt sei, nämlich mit vier Standorten, neuerdings mit zwei Notärzten in Balingen, Albstadt, Hechingen und sporadisch in Haigerloch. In Tübingen gebe es lediglich zwei Standorte, einmal in Tübingen selbst und in Rottenburg, sowie einen sporadischen im Tübinger Stadtgebiet. Die Einsatzvorgabe, im Notfall binnen 15 Minuten am Einsatzort zu sein, sei in 90 Prozent der Fälle zu erreichen; angestrebt werde die 95-Prozent-Marke.

Für die schnellstmögliche Versorgung durch einen Notarzt würden – abhängig vom Einsatzort sowie der gemeldeten Notfallsituation – auch Kollegen der Luftrettung mit dem Rettungshubschrauber angefordert. Ihr Einsatz sei erforderlich in abgelegenen Orten wie etwa Nusplingen und bei schweren Unfällen. Allerdings dürften sie bei Nacht nicht fliegen.

Aufgrund der "Inter-Hospital-Konferenz" sei es möglich, schon vom Rettungswagen oder Hubschrauber aus notwendige Vorbereitungen im jeweiligen Krankenhaus einzuleiten, sagte Reinhardt und bedauerte, dass es im Zollernalbkreis keine Kinderklinik gibt; zumal die notärztliche Versorgung sowie der Transport eines Kindes für alle Beteiligten sehr viel Stress bedeute.

Immer wieder stünden Notärzte bei einem Unfall mit Knochenbrüchen und der Verletzung innerer Organe im Zwiespalt, wohin mit dem Patienten. Das Traumazentrum des Zollernalbkreises mit Schockraum befindet sich im Klinikum Balingen. Ergibt die Diagnose dort jedoch schwere innere Verletzungen wie etwa einen Leber- oder Milzriss, müsse der Patient zur Notfall-Operation wieder nach Albstadt transportiert werden. So verliere er unter Umständen unnötig Zeit.

Bei einem Herzinfarkt laute die Vorgabe: 90 Minuten vom Erstkontakt bis zur Herzkatheteruntersuchung – sie sei gut einzuhalten, wenn frühzeitig der Notruf abgesetzt werde.

Eine schwerwiegende Herausforderung sei die richtige Krankenhausauswahl nicht nur für neue Notärzte. Da sei nur zu hoffen, dass die richtige Entscheidung getroffen werde, sagte Reinhardt. Die optimale Lösung der Standortfrage – aus Sicht der Notärzte – ist ein Zentralklinikum mit allen Abteilungen, damit in Zukunft jeder Patient schnellst- und bestmöglich versorgt wird und unnötige Transportzeiten vermieden werden. Dennoch betonte der Oberarzt: "Egal, wie die Standortfrage entschieden wird: Die notärztliche Versorgung wird niemals schlechter werden." Ziel sei es, davon wegzukommen, dass – wie derzeit – jeder sein eigenes Süppchen koche. Wichtiger sei es, dass eine gemeinsame Suppe gut gekocht werde – ganz nach dem Vorbild des Großklinikums in Villingen-Schwenningen.