Hans-Joachim Hofmann und Lara Herter (von links) waren als Vertreter des Stadtrats mit in Chambéry. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine Partnerschaftsvereinbarung und Lara Herters engagiertes Plädoyer für mehr als Floskeln

Von Karina Eyrich

Albstadt. Ein Ausrufezeichen hat der Gemeinderat gestern Abend unter den Wunsch der Verwaltungen in Albstadt und Chambéry gesetzt, künftig enger zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen – auch wenn das Lara Herter nicht genug ist.

"Floskeln haben noch niemanden motiviert!" Die jüngste Stadträtin Lara Herter (SPD) war gestern Abend nicht zimperlich bei ihrer Analyse der Rahmenvereinbarung zur künftigen Zusammenarbeit der Partnerstädte Albstadt und Chambéry. Papier ist ihr, das stellte sie unmissverständlich klar, zu wenig: "Es wäre wichtig, junge Menschen zu begeistern." Immer weniger Bürger engagierten sich für die Partnerschaft, und dieselben würden nicht jünger. "Weniger schreiben – mehr Neues tun", das wünscht sich die Onstmettingerin, die selbst kürzlich mit in Chambéry war. Dabei sollten auch neue Medien und Technologien genutzt werden.

Bei Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow rennt sie mit ihrer Forderung offene Türen ein. Doch er beschwichtigte auch: "Man brauch nun mal solch ein Papier. Mit Leben müssen wir es selbst füllen." Mindestens fünf gemeinsame Aktionen jährlich – das sei das Ziel.

Auf die Lebensleistung des 79-jährigen Rolf Armbruster beim Einsatz für das gemeinsame Patenschaftsprojekt in Bisoro/Burundi wies SPD-Fraktionschef Elmar Maute hin und berichtete, dass Armbruster die Stuttgarter "Manager ohne Grenzen" dafür gewonnen habe, seine Arbeit fortzusetzen. 5000 Euro seien im Vorfeld dafür nötig, von denen die Stadt Albstadt bereits 2000 zugesagt habe. Sollten die restlichen, bei der Staatsregierung beantragten 3000 Euro nicht zugesagt werden, hofft er, dass die Stadt einspringt. Gneveckow betonte: "Für diesen Fall werden wir einen Weg finden."

Ralf Keppler (CDU) rief Vereine und Schulen dazu auf, wieder stärker die Chancen der Städtepartnerschaft zu nutzen, und sein Fraktionskollege Peter Lang setzt auf die Verbindungen zwischen Musikvereinen beider Städte: Für sie sei die Sprachbarriere nicht so entscheidend.

Nur drei Seiten hat die Rahmenvereinbarung, die Gneveckow dem Gemeinderat schließlich zur Abstimmung vorgelegt hat. Inhaltlich jedoch dürfte sie – trotz mancher allgemeinen Formulierung – ein Meilenstein werden in der 35-jährigen Geschichte der Städtepartnerschaft.

Vom "starken Willen der beiden Städte" zur engeren Zusammenarbeit ist darin die Rede. Es sei die Erkenntnis gereift, dass diese zum Erfahrungsaustausch über örtliche Entwicklung werden müsse, von dem beide profitierten.

Was sieht die Vereinbarung konkret vor? Beide Städte verpflichten sich, die Begegnungen ihrer Bürger zu fördern und Aktionen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Konkret genannt werden der Austausch im schulischen und universitären Bereich sowie im Rahmen beruflicher Weiterbildung, die Zusammenarbeit bei Sport und Kultur, touristische Angebote, nachhaltige Entwicklung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Unterstützung der Maßnahmen zur Zusammenarbeit in den Entwicklungsländern – Stichwort Bisoro.

Am 4. November soll auch das Stadtparlament von Chambéry zustimmen – das Albstädter hat es gestern Abend getan: einstimmig.