Die Laufener "Traufgang-Stromer" vor einem der Strommasten, die sie zu Fall bringen wollen. Foto: Archiv

Debatte über Stromleitung in Laufen wird neu geführt. Traufgang-Stromer hoffen auf Umdenken des Gemeinderates.  

Albstadt-Laufen - Die Laufener "Traufgang-Stromer" schöpfen neue Hoffnung: Im Rathaus wird angeblich wieder hinter verschlossenen Türen über eine Erdverkabelung der 110-kV-Leitung nachgedacht – dem Vernehmen nach ist eine neue Variante im Gespräch.

Wie gestern aus Stromer-Kreisen zu erfahren war, soll ein Privatmann, der ein Grundstück von der Stadt erworben hatte, vom Kauf zurückgetreten sein. Dadurch ergebe sich die Möglichkeit, die 110-kV auf einer kürzeren Trasse als bisher geplant zu verlegen – näher am Ort, aber doch "weitgehend" um ihn herum. Diese Trasse, so die Stromer, sei aufgrund ihrer Kürze auch billiger als jede bisher diskutierte Erdverkabelungsvariante. Damit sei eine neue Situation entstanden, die eine abermalige Debatte im Gemeinderat nicht nur ermögliche, sondern sogar nötig mache.

Die Trasse "E" soll den Stromern zufolge am Donnerstag tatsächlich Thema im Gemeinderat sein – allerdings im nichtöffentlichen Teil. Eine entsprechende Anfrage des Schwarzwälder Boten ließ die Stadt gestern unbeantwortet – über nichtöffentliche Sitzungen gebe sie keine Auskünfte. Nach Auffassung der Traufgangstromer muss die Debatte über den Verlauf der Laufener 110-kV-Leitung aber noch aus einem anderen Grund neu geführt werden. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 17. Dezember, also knapp drei Wochen nach der Albstädter Gemeinderatsentscheidung gegen eine Finanzierung der Erdverkabelung, einer Klage der Stadt Krefeld gegen den Bau einer 380-kV-Leitung im westlichen Stadtgebiet stattgegeben und einen Baustopp verfügt. Begründung: Die Folgen für Mensch und Umwelt seien nicht in ausreichendem Maße geprüft worden – die Feststellung, dass der in Deutschland gültige Grenzwert von 100 Mikrotesla nicht überschritten werde, reichte den Verwaltungsrichtern offensichtlich nicht aus.

Auf dieses Urteil berufen sich nun auch die Stromer – was Krefeld recht sei, müsse Laufen billig sein; es gelte schließlich gleiches Recht für alle. Zudem verweisen sie auf eine jüngst veröffentlichte Risikoeinschätzung des Rückversicherers Swiss Re, der den Mobilfunk darin der höchsten Risikostufe zuordnet. Vor diesem Hintergrund rufen sie alle Beteiligten – EnBW, Regierungspräsidium und Stadt – auf, sich doch noch auf eine Lösung zu einigen, mit der die Laufener leben könnten.

Dabei spekulieren sie auch darauf, dass sich die EnBW dazu bereitfinden könnte, der Stadt Albstadt bei der Finanzierung der Mehrkosten einer Erdverkabelung entgegenzukommen. Bisher verharrte sie auf den Standpunkt, dass sie über die Kosten der Freileitungserneuerung hinaus keine weiteren Kosten übernehme. Vielleicht, so die Traufgangstromer, führe das Leipziger Urteil ja ein Umdenken herbei.