Bei der Arbeit: Die Neugestaltung des Platzes an der Bauernscheuer macht Fortschritte – vorne erkennt man das "taktile Leitsystem" für Sehbehinderte und vor dem Bagger die Raumstufe aus Granit. Foto: Kistner

Betriebsferien unterbrechen Bauarbeiten für zwei Wochen. Adlerstraße wird im September voll gesperrt.

Albstadt-Tailfingen - Am Montag beginnen die Betriebsferien; die Bauarbeiten an Tailfingens "Neuer Mitte" ruhen dann zwei Wochen lang. Sie sind im Zeitplan; den auf der Baustelle Bauernscheuer entstandenen Verzug hat die Firma Stingel wieder aufgeholt.

Die Straßenbaustelle in der Tailfinger Adlerstraße hat die Firma Stingel bereits vor einigen Tagen "sommerfest" gemacht – sprich: aufgeräumt – ; danach zog die Arbeitskolonne 100 Meter weiter zur Bauernscheuer und verstärkte die dort tätigen Kollegen. Dort war man ohne eigene Schuld in Verzug geraten: Die Granitquader für die große bogenförmige Raumstufe, die den Fußweg und den eigentlichen Platz voneinander trennt und den Höhenunterschied zwischen Straße und Häusern ausgleicht, hatten auf sich warten lassen.

Jetzt sind sie da – die Raumstufe hat in den vergangenen Tagen erkennbar Gestalt angenommen. Die an die Adlerstraße angrenzenden Parkplätze sind fertig; momentan wird der westlich anschließende Fußweg gepflastert. Dabei kommt die neue Bandsäge zum Einsatz, welche die Firma Stingel erst jüngst angeschafft hat. Anders als die Kreissäge vermag die Bandsäge auch Kreise, Ellipsoide und Kurven in den Stein zu sägen; das ist auf dieser Baustelle mit den vielen Rundungen von besonderem Vorteil.

Ein Untergrund eigens für Sehbehinderte

An den strategisch bedeutsamen Stellen, wo die Zebrastreifen über Heutal- und Pfeffinger Straße anschließen, wechselt das Pflaster Farbe und Oberflächenstruktur: Hier haben die Planer ein sogenanntes "taktiles Leitsystem" vorgesehen; schwärzlich geriffelte oder genoppte Steine treten an die Stelle des herkömmlichen Pflasters aus hellem Beton. Die Noppen der "Aufmerksamkeitsfelder" signalisieren Sehbehinderten und Blinden, dass sie sich auf Höhe des Übergangs befinden, die Rillen der "Richtungsfelder", die mit dem Ball an der Spitze des Blindenstocks ertastet werden, zeigen die Richtung an, in die man gehen muss. Der Hell-Dunkel-Kontrast zwischen taktilem und normalem Pflaster hilft Sehbehinderten weiter, die zwar keine Formen, aber immerhin noch Helligkeitsunterschiede ausmachen können. Auf der anderen Seite der Zebrastreifen wird das Prinzip ebenfalls angewandt; allerdings sind die taktilen Steine dort hell und der benachbarte Asphalt dunkel.

Weiter oben, im Eingangsbereich der Technologiewerkstatt, erkennt man derzeit weitere Stufen, und auch der "Baumhain" mit seinen Felsbirnen, der südlich ans Entree anschließt, wird noch einmal leicht erhöht angelegt, damit er ohne eingebautes Gefälle auskommt. Der Ausgleich der Höhenunterschiede ist eine der wichtigsten Herausforderung, welche die Planer lösen mussten. Unter anderem haben sie das Profil der Adlerstraße geändert – künftig wird nicht mehr der Mittelstreifen am höchsten liegen, sondern der rechte Straßenrand und alles Regenwasser in Richtung Augustenhilfe abfließen. Autofahrer, die derzeit rätseln, wie sie ohne Panzer oder Porsche Cayenne den Bordstein zu den Parkplätzen überwinden sollen, können beruhigt sein: Das Straßenniveau wird auf der Westseite der Fahrbahn angehoben; der Bordstein ist dann kein Hindernis mehr.

Wie lange dauern die Arbeiten noch? Die Firma Stingel nimmt die Arbeit vor der Technologiewerkstatt am 15. August wieder auf; zwei oder drei Wochen später, am 29. August oder 5. September, beginnt der Umbau der Adlerstraße, die aus diesem Grund vollständig gesperrt werden muss – der Verkehr wird dann über Heutal-, Wahlental- und Lange Straße umgeleitet. Wie lange, das lässt sich jetzt noch nicht genau sagen. Herbert Lorenz vom städtischen Amt für Bauen und Service geht jedoch davon aus, dass der neue Platz an der Bauernscheuer – samt Straßen – noch in diesem Jahr fertig wird.