Hat ein Herz für Vögel und Fledermäuse: Ulrich Gißler Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Naturschutz: Könige der Lüfte finden im Onstmettinger Kirchturm Unterschlupf

Kirchenführer Ulrich Gißler übernimmt eine Vorreiterrolle im kirchlichen Naturschutz und erhält den gefiederten Mitgeschöpfen ihren Lebensraum im Glockenturm der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche.

Albstadt-Onstmettingen. Bevor der Frauenkreis in den Mauern der Kirche stattfand, war der Kirchturm der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche in Onstmettingen für sämtliche fliegenden Mitgeschöpfe offen. Die Frauen störten sich an den Hinterlassenschaften der Tiere und so machten ihre Männer alles dicht.

Der zertifizierte Kirchenführer und Hausmeister Ulrich Gißler jedoch weiß um die Not der tierischen Mitgeschöpfe und zog die Notbremse. Denn Gißler ist bewusst, dass der Lebensraum für Fledermäuse und Vögel immer knapper wird – hauptsächlich, weil Gärten nicht mehr naturnah gestaltet würden, wie er berichtet. Die bedenkliche und beunruhigende Konsequenz daraus sei, dass die Populationen nachweislich abnehmen.

Ulrich Gißler hingegen rudert sowohl privat als auch in seiner Funktion als Hausmeister zurück. Was treibt ihn an? Zu vorderst seine hohe Achtung der Mitgeschöpfe. Schon in seiner Kindheit imponierten ihm die Falkner beim Besuch mit seinen Eltern im Erlebnispark Tripsdrill. Im Jahr 2001, als er noch Aushilfsmesner war, hatte er die Idee, einen Falkenkasten an den rund 25 Meter hohen Glockenturm zu bauen. Ein Konfirmand half beim Bau der Kiste mit. Auch Naturfreund Pfarrer Philippus Maier steht voll hinter Gißlers Tun und hat selbst mit Konfirmanden ein Insektenhotel gebaut.

Die vom Frauenkreis veranlasste Vertäfelung des Glockenturms wurde auf Antrag Gißlers im Kirchengemeinderat rückgängig gemacht. Da die Kirche zu gleichen Teilen Eigentum der Stadt und der evangelischen Kirche ist, musste die Öffnung bei der Stadt beantragt werden – Andreas Ilch gab ohne zu zögern grünes Licht.

Als sich Ulrich Gißler jedoch Tipps vom Vogelschutzzentrum in Mössingen holen wollte, erlebte er den Mitarbeiter als sehr unkooperativ.

Zwar ist der Kirchturm nach wie vor für Tauben zu, doch Fledermaus und Co. können ohne weiteres durchfliegen. Großes Lob kam dafür von Vertretern der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt und vom NABU.

Obwohl Ulrich Gißler den Kasten für Falken wie empfohlen in Südost-Ausrichtung angebracht hatte, blieb dieser leer. Dann versuchte es der gebürtige Villinger mit der Ost-Ausrichtung – wider Erwarten kommt nun seit drei Jahren immer das selbe Falkenpärchen, was den Tierliebhaber veranlasst hat, den nächsten Kasten in West-Ausrichtung anzubringen.

Auch privat ist Gißler sehr aktiv, denn auch an seinem Haus hängt ein Falkenkasten. Weitere Projekte sind Meisen- und Starenkästen – nicht nur am Gemeindehaus. Gerne möchte er außerdem im Kirchgarten Eidechsen und Salamandern eine Heimat bieten – allerdings ist es dort um ihre Ruhe schlecht bestellt.