Von diesem Förderprogramm haben alle profitiert: die Firma Riester und ihr Mitarbeiter Paul-Hartmut Degner, den die Arbeitsagentur vermittelt hat. Foto: sb

"Wir geben niemanden auf": Von Förderprogramm profitieren beide Seiten. Betroffene sind dankbar für Vertrauen.

Albstadt - Langzeitarbeitslosigkeit ist keine Sackgasse. Auch nach mehr als zehn Jahren Arbeitslosigkeit ist der Wiedereinstieg in den Beruf möglich, wie das Beispiel von Paul-Hartmut Degner zeigt.

Eigentlich kann keiner so richtig verstehen, warum Paul-Hartmut Degner so lange arbeitslos war. Immer motiviert, gut qualifiziert – und doch hat es bis Juni 2013 gedauert, bis er endlich wieder eine echte Chance bekam. Mehr als ein Jahrzehnt mit zahlreichen Rückschlägen und Enttäuschungen lag damals hinter ihm.

Dieter Riester, Chef des gleichnamigen Albstädter Heizungs- und Sanitär-Meisterbetriebs, kann sich noch gut erinnern: "Herr Degner hatte sich auf Initiative der Arbeitsagentur bei mir beworben. Für mich spielte von Anfang an keine Rolle, dass es vorher in seinem Berufsleben so lange Pausen gab. Wenn einer arbeiten will und etwas kann, dann ist er bei mir richtig." So hat Riester keinen Moment gezögert, als ihm Gerhard Fischer vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Balingen und des Jobcenters Zollernalbkreis den Vorschlag machte, Degner im Rahmen des Förderprogramms "Passiv-Aktiv-Transfer", finanziert von Zollernalbkreis und Land Baden-Württemberg, einzustellen.

"Mit der Firma Riester stehe ich schon lange in intensivem Kontakt. Nicht jedes Stellengesuch kann ich auf Anhieb bedienen, aber Herr Riester war sofort bereit, es mit Herrn Degner zu versuchen", erinnert sich Fischer. Der Arbeitnehmer und sein Chef machen beim Lokaltermin auf der Baustelle einen rundum zufriedenen Eindruck. Riester hat durch die Förderung einen Mitarbeiter gewonnen, der sich schnell ins Team eingefunden hat und inzwischen völlig selbständig Baustellen leitet.

Dankbar für Vertrauen und eine neue Chance

Degner schildert, wie dankbar er für das Vertrauen und die Bereitschaft seines neuen Arbeitgebers ist. Er weiß das besonders deshalb zu schätzen, weil sein beruflicher Werdegang zuvor so schwierig verlief. Dabei hatte alles gut angefangen: Degner begann sein Berufsleben als elektrotechnischer Assistent und hatte einen klaren Karriereplan vor Augen. Schwierig wurde es erst, als sein damaliger Arbeitgeber das Unternehmen verkaufte und er aus privaten Gründen den notwendigen Wohnortwechsel nicht mitmachen konnte. Seitdem bemühte er sich immer wieder um Arbeit und hielt sein Wissen mit zahlreichen Qualifizierungsmaßnahmen auf aktuellem Stand.

Mit der Zeit führten die vielen vergeblichen Anläufe auch zu Phasen der Resignation. Hinzu kamen private Schicksalsschläge, die seine Arbeitsuche zusätzlich erschwerten. "Wir geben aber niemanden auf", versichert Astrid Lauer vom Jobcenter Zollernalbkreis, die Degner schon lange betreut. "Da haben wirklich alle Zahnräder ineinander gegriffen", blickt sie zurück auf die intensive Beratungsarbeit und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber-Service, die schließlich zur Einstellung geführt hatte. Lauer nimmt Anteil, will nicht einfach nur "einen Fall abwickeln". Großes persönliches Engagement und intensive Betreuung waren wohl auch der Schlüssel, dass es mit der Arbeitsaufnahme nach so langer Zeit geklappt hat. Degner betont: "ch wollte immer arbeiten, musste aber viele Enttäuschungen einstecken, bekam oft auch keine faire Chance. Natürlich hatte ich zwischendurch Zweifel. Als es dann endlich geklappt hat, kam ich sehr schnell wieder im Berufsleben zurecht." Sein Vorteil sei es gewesen, dass er trotz allem immer einen vernünftigen Tagesablauf gehabt, sich um seine Kinder gekümmert habe.

Keine Sackgasse – ein gutes Beispiel

Langzeitarbeitslosigkeit ist keine Sackgasse. Das zeigt dieses Beispiel, das Schule machen sollte – darüber sind sich alle Beteiligten einig. Das Förderprogramm für die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen war für Paul-Hartmut Degner der Türöffner für eine neue Chance – und er hat sie genutzt.

Weitere Informationen: Arbeitgeber-Service, Telefon 0800/45 55 52-0