Auch Kinder muslimischen Glaubens sollen künftig in Albstadt Religionsunterricht erhalten. Foto: Archiv

Kirchgrabenschule und Hohenbergschule bekommen ab dem Schuljahr 2015/16 eine entsprechende Lehrkraft.

Albstadt-Ebingen - Die Stadt Albstadt wird die erste im Zollernalbkreis sein, in der islamischer Religionsunterricht erteilt wird. Nach einer lebhaften Diskussion hat der Gemeinderat zugestimmt, an zwei Schulen damit zu beginnen.

In der Kirchgrabenschule, einer Grundschule, und in der Hohenbergschule, Haupt- und Werkrealschule, in Ebingen wird ab dem Schuljahr 2015/16 islamischer Religionsunterricht angeboten. Die Stadt hat die ersten Erkenntnisse eines Pilotprojektes abgewartet, das im Schuljahr 2006/2007 begonnen hatte – die Landesregierung hat es aufgrund der großen Nachfrage inzwischen verlängert, so dass pro Jahr 20 weitere Schulen hinzu kommen sollen; zwei davon nun auch in Albstadt.

Es gibt Bedingungen: Der Unterricht muss in deutscher Sprache erfolgen, wird von einer muslimischgläubigen Lehrkraft erteilt, die Beamter oder Beamtin sein muss und damit der Landesverfassung verpflichtet ist. Eltern müssen ihre Kinder verpflichtend zu diesem Unterricht anmelden, wenn sie diesen genießen wollen, und die Schule muss den Unterricht unterstützen. Laut Sitzungsvorlage des Gemeinderats werden Lehrkräfte sunnitischen Glaubens mit anerkannter Lehramtsausbildung eingesetzt, die den Erweiterungsstudiengang "Islamische Theologie" absolviert haben.

Im Unterricht erlernen die Kinder die Grundlagen des Islam und seiner heiligen Schrift, des Koran – so wie ihre christlichen Mitschüler in ihrem katholischen oder evangelischen Religionsunterricht.

Fraktionschefin Manuela Heider (Freie Wähler) begrüßte im Gemeinderat die Teilnahme am Modellprojekt, denn wenn Schüler islamischen Glaubens keinen Religionsunterricht erhielten, müssten sie sich anderweitig – etwa via Internet – informieren, und das berge die Gefahr, dass sie anfälliger seien für Hassprediger und Islamisten. "Nur wer die eigene Religion gut kennt, kann auch andere tolerieren", betonte Manuela Heider.

Roland Tralmer bekräftigte für seine CDU-Fraktion, dass "unsere Gesellschaft eindeutlich christlich betont" sei – das gelte es zu respektieren. Angesichts der großen Nachfrage hält er es dennoch für richtig, islamischen Religionsunterricht zu erteilen. "Andernfalls laufen wir Gefahr, in diesem Bereich eine Grauzone zu schaffen. Er glaubt, dass der Unterricht der "Förderung des toleranten Zusammenlebens" diene.

Nicht zustimmen konnte ZUG-Solistin Elke Rapthel, wie sie erklärte, unterstützt sie doch die Trennung von Kirche und Staat. "Man kann religiöse Grundlagen auch im Ethikunterricht vermitteln", betonte die Stadträtin, die nach eigener Aussage auch viele Freunde muslimischen Glaubens hat. "Der Islam ist nach dem Christentum die zweitstärkste Glaubensrichtung", argumentierte Susanne Feil von den Grünen. Alleine in Baden-Württemberg lebten 700 000 Muslime. Dass der Unterricht auf Deutsch abgehalten werde, mache die Sache transparent. Auf ihre Frage bestätigte Erster Bürgermeister Anton Reger, dass die Zusage des Staatlichen Schulamtes vorliege, eine qualifizierte Lehrkraft zu erhalten.

Marianne Roth (SPD), die sich im Albstädter Integrationsforum engagiert, hält das Angebot für einen "ganz wichtigen Baustein zur Prävention von Extremismus", befürwortet allerdings Unterrichtsbesuche ab und zu, um zu gewährleisten, dass die Inhalte den Vorgaben entsprechen.

Hubert Reinauer (FDP) nannte die Insel Mauritius als "Paradebeispiel für das friedliche Zusammenleben der Religionen" und wies darauf hin, dass dort gar kein Religionsunterricht auf dem Lehrplan stehe. Letztlich befürwortete die große Mehrheit der Stadträte das Vorhaben. Zwei enthielten sich, zwei stimmten dagegen.