Je breiter die Schaufel, desto schwerer ist das Rangieren mit dem Schneepflug. Deshalb kommen die Mitarbeiter des Betreibsamts auch nicht immer in die letzte Ecke und den letzten Winkel. Foto: Hahn Foto: Schwarzwälder-Bote

Winterdienst: Wie Räum- und Streufahrzeuge eingesetzt sind und warum nicht immer alles optimal läuft

Nach welchem System der Winterdienst in Albstadt funktioniert und warum es nicht hilfreich ist, wenn Einwohner Sturm läuten beim Betriebsamt, das will die Stadt ihre Bürger wissen lassen – und darauf hinweisen, was jeder beitragen kann, um den Winterdienst zu verbessern.

Albstadt. "Wir haben ganz sicher kein Interesse daran, Bürger unnötig zu verärgern", sagt Andreas Bodmer, Leiter des Betriebsamtes Albstadt. Weil manche freilich mit diesem Eindruck dort anrufen und sich über den Winterdienst beschweren, wollen er, der Abteilungsleiter für Bauhöfe und zentrale Werkstätten, Frank Ott, und Baubürgermeister Udo Hollauer die Systematik des Winterdienstes vorstellen, um Transparenz zu schaffen.

Bodmer erklärt: Zwischen November und März klingele bei einem der vier Einsatzleiter um 3 Uhr der Wecker und er prüfe ab 3.15 Uhr fortlaufend die Straßenverhältnisse, um entsprechend viele Kollegen zum Schneeräumen und Streuen zu mobilisieren.

Drei Einsatzstufen vom leichten Schneefall bis zum Blitzeis

Drei Einsatzstufen gibt es: Bei ganz leichtem Glatteis und leichtem Schneefall – Stufe eins – sei dann ein Fahrzeug pro Bezirk unterwegs, wobei die Stadt für diesen Fall in vier Bezirke aufgeteilt ist.

Wenn Stufe zwei greift, sind vier Fahrzeuge pro Bezirk unterwegs. In Stufe drei – heftiger Schneefall und Blitzeis – "sind wir dann mit Mann und Maus, unterstützt von Fremdfirmen und Hand-Räumern, unterwegs", sagt Bodmer. In 18 Bezirke ist Albstadt dann unterteilt.

Für den Einsatz gibt es laut Bodmer und Ott drei vor dem Winter festgelegte Prioritätsstufen. "Erste Priorität haben Hautverkehrsstraßen, Busstrecken, Bereiche rund um Schulen und Kindergärten, Gefällstrecken und Krankenhauszubringer", betonen sie. Erst wenn diese freigeräumt seien, kommen Straßen der Priorität zwei dran, also die weniger befahrenen. Sind sie versorgt, wird nochmals in Straßen der Priorität eins nachgearbeitet, und erst dann kommt Priorität drei dran: Straßen in ebenen Wohngebieten, die praktisch nur von Anwohnern genutzt werden.

Um 4 Uhr gehen die Fahrzeuge bei normalem Schneefall auf die Strecke, sonntags um 5 Uhr. Schneit es heftiger, müssen die Mitarbeiter noch früher ran, um bis zum Einsetzen des Schul- und Berufsverkehrs das Wichtigste erledigt zu haben. Dabei muss das Betriebsamt sehr flexibel auf Wetterumschwung reagieren, wobei – das freut Bodmer und Ott besonders – die Mitarbeiter gut mitspielten. Selbst wer Urlaub habe oder Überstunden abbaue, aber nicht verreist sei, komme zum Helfen, wenn’s pressiert.

Anrufen ist nicht zielführend und bindet nur die Arbeitskräfte

Was die Arbeiten hingegen behindere, sei die hohe Zahl der Anrufe im Betriebsamt, sobald Winterwetter einsetze. Denn Beschwerden prüfen die Verantwortlichen – oft ergebnislos: Der Eindruck, dass woanders besser geräumt werde, sei in der Regel der Priorisierung geschuldet. Zuweilen freilich auch der Tatsache, dass ein Räumfahrzeug irgendwo nicht durchkomme. Denn wild oder nicht weit genug am Straßenrand geparkte Autos machen den Mitarbeitern – noch mehr als Bauhoffahrzeugen im Sommer – das Leben schwer, denn je breiter der Schneepflug, desto schwerer sei das Rangieren, stellen Bodmer und Ott klar.

Das gelte vor allem rund um parkende Fahrzeuge. Deshalb sei es oft kaum möglich, Parkstreifen zu räumen, wenngleich das Betriebsamt dies versucht, sobald die Straßen frei sind. Um den Griff zur Schaufel kämen Anwohner auch deshalb manchmal nicht herum, betonen Bodmer und Ott. Natürlich aber vor allem, weil in Albstadt von 7 bis 21 Uhr eine Räum- und Streupflicht für ans eigene Grundstück angrenzende Gehwege gelte. Grenzt eine Liegenschaft der Stadt an, erledigt sie das – und vermittelt gerne Helfer für Personen, die selbst nicht räumen könnten. Hausbesitzern, die ihre Fassaden vor hässlichen dunklen Spritzern schützen wollen, rät Andreas Bodmer, eine Folie anzubringen, wie ein Onstmettinger es getan hat. Oft komme der Vorwurf, städtische Fahrzeuge seien schuld, so der Betriebsamtsleiter. Tatsächlich seien die Fahrer aber angehalten, möglichst langsam zu fahren – und zudem seien viele private Räumfahrzeuge und Lastwagen unterwegs.

Jeder kann mithelfen – zum Beispiel durch Mitdenken beim Parken

Wichtig ist dem Triumvirat die Botschaft, dass jeder durch mitdenkendes Parken sowie das Wahrnehmen seiner Räum- und Streupflicht mithelfen könne, damit der Winterdienst funktioniere. Und sei der Pflug mal in die andere als die vom Anwohner gewünschte Richtung ausgerichtet, gebe es dafür Gründe. Wie Bodmer sagt: "Wir haben kein Interesse daran, Bürger zu verärgern."