Die Formation "Volksmusik Talgang Nord" bringt deutsche Musikkultur nach Chambéry. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

200 Albstädter fahren am Freitag nach Chambéry und feiern dort Partnerschaftsjubiläum / Keine Sensation mehr – das ist der Erfolg

Von Martin Kistner

Albstadt/Chambéry. An die 200 Albstädter brechen am Freitag, 3. Oktober, in aller Herrgottsfrühe in die Partnerstadt Chambéry auf, um den Besuch der französischen Freunde vom Juni zu erwidern und mit ihnen das 35-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zu feiern.

Von diesen 200 sind mehr als die Hälfte Blasmusiker: 70 Vertreter, darunter über 50 Orchestermitglieder entsendet die Stadtkapelle Tailfingen, über 40 Aktive der Musikverein Onstmettingen. Die Bläser aus dem Talgang bestreiten diesmal den Löwenanteil dessen, was Albstadt zum Festprogramm beisteuert: Zwei Festabende stehen auf dem Programm, am Freitag und am Samstag, und die beiden Höchstufenorchester aus Albstadts Norden treten dort mit insgesamt fünf Formationen auf: den jeweiligen Orchestern, der Tailfinger Big-Band, der Onstmetinger "Volksmusik Talgang Nord", kurz "VTN" genannt, und der "Brass Band", die zwar kein Kind einer Kooperation von Stadtkapelle und MVO ist, aber zum größten Teil aus Mitgliedern dieser beiden Ensembles besteht: Als Christian Wolf, seinerzeit Tailfinger Dirigent, stadtweit zur Gründung einer ausschließlich aus Blechbläsern bestehenden Formation aufrief, folgten seinem Aufruf außer seinen eigenen Leuten noch etliche Onstmettinger.

"Brass" heißt "Messing"; in einer "Brass Band" gibt es keine Flöte, keine Klarinetten und keine Saxophone, was vor allem für das "hohe Blech", die Trompeten, eine echte Herausforderung darstellt: Sie müssen einspringen.

Weitere Programmpunkte sind am Freitagnachmittag eine Besichtigung der neuen "Médiatèque" von Chambéry, die vor allem für die Vertreterinnen der Stadtbücherei von Interesse sein dürfte, und am Samstag ein Wochenmarkt, den die Albstädter um eigene kulinarische und musikalische Angebote bereichern. Die Franzosen haben eine Bestellung aufgegeben; die Albstädter Delegation führt (Flaschen-)bier, Würste und Christstollen mit sich. Vormittags gibt das Große Blasorchester des MVO ein Platzkonzert, am Nachmittag sind die Lederhosen der "Volksmusik Talgang Nord" im Einsatz.

Der TSV Ebingen entsendet elf Turnmädchen, die am Nachmittag eventuell, am Festabend ganz bestimmt auftreten. Die Donauschwaben stehen derzeit ohne Tanzensemble da, aber dafür fährt ihre Vorstandsriege mit – man weiß, was man der Partnerschaft schuldig ist.

Natürlich ist auch die Verwaltungsspitze mit von der Partie, allen voran Ober- und Erster Bürgermeister, dazu ein halbes Dutzende Gemeinderäte: Jede Fraktion respektive Gruppe außer dem ZUG entsendet einen Vertreter, die Freien Wähler dafür zwei.

Vergleicht man das Gesamtaufgebot mit den 600 Albstädtern, die vor 35 Jahren zur Besiegelung der Partnerschaft nach Frankreich reisten, dann mögen 200 etwas dürftig erscheinen. Aber so, findet Rainer Günther, Vorsitzender, Kopf und Herz des Arbeitskreises Chambéry, sollte man die Sache nicht sehen: "Reisen nach Frankreich sind heute keine Sensation mehr. Aber das ist ein Erfolg, den auch die Partnerschaften möglich gemacht haben."