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Kämmerei übernimmt 2019 die Kassengeschäfte der Nachbargemeinde

Die Albstädter Kämmerei führt nicht nur ihre eigenen Kassenbücher und -geschäfte, sondern auch die der Gemeinden Stetten a. k. M. und Obernheim. Dritter im Bunde der kommunalen Kunden soll 2019 Bisingen werden. Gestern gab dort der Gemeinderat grünes Licht.

Albstadt/Bisingen (mak). Der Beschluss der Bisinger Räte fiel einstimmig aus; was jetzt noch fehlt, ist das Plazet der Albstädter Kollegen, die heute Abend im Anschluss an die Einbringung des Gemeindehaushalts 2017 darüber beraten.

Die Bisinger schlagen mit ihrer Entscheidung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens lösen sie ein Personalproblem – ihre langjährige Kassenverwalterin nähert sich allmählich dem Ruhestandsalter, und einen Nachfolger mit adäquater Befähigung zu finden, dürfte nicht gerade leicht fallen. "Qualifiziertes Personal dauerhaft für wichtige Positionen in der Kommunalverwaltung zu gewinnen, wird mittlerweile zum Glücksspiel", konstatiert die Gemeindeverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage.

Zweitens aber bewältigt Bisingen auf höchst elegante Weise den Übergang in die Welt des "Neuen kommunalen Haushaltsrechts", sprich, der doppelten Buchführung in kommunalen Haushalten, der umso schwerer fällt, je kleiner eine Kämmerei ist.

Die Albstädter kommen wie gerufen

Die Albstädter kommen in dieser Situation wie gerufen: Das Team um Stadtkämmerer Gerd Pannewitz ist Pionier in Sachen Doppik. Bisingens Bürgermeister Roman Waizenegger sprach denn auch von einer Gelegenheit, "ökonomische Energien zu nutzen" und den Bürgern eine optimale Dienstleistung zu bieten. Vorbehalte der Gemeinderäte gegen die Abgabe einer "Kernkompetenz" suchte er mit der Feststellung zu zerstreuen, dass die Kämmerei im Haus bleibe und die Entscheidungen, was wofür ausgegeben werde, auch künftig in Bisingen getroffen würden: "Wir ordnen an."

In der Tat treten die Albstädter Doppikexperten ausschließlich als "Dienstleister" auf: Wie schon in Stetten und Obernheim übernehmen sie Anfang 2019 die Kassengeschäfte der Bisinger und verwalten fortan Einnahmen, Ausgaben und Kassenmittel, führen die Bücher, ermitteln das Jahresergebnis, bringen Mahnungen und Zwangsvollstreckungen auf den Weg und setzen Mahngebühren, Säumniszuschläge und ähnliches fest.

Geprüft wird diese Arbeit, für die in der Albstädter Stadtkämmerei eigens ein neues Sachgebiet "Interkommunale Zusammenarbeit" (IKZ) und eine neue Stelle geschaffen werden, ebenfalls in Albstadt, nämlich vom städtischen Rechnungsprüfungsamt. Solten durch Mängel bei der Besorgung der Kassengeschäfte Schäden für die Bisinger entstehen, haften die Albstädter.

Die Mühen haben natürlich ihren Preis: 58 000 Euro lassen sich die Bisinger die Albstädter Dienstleistungen 2019 kosten; in jedem weiteren Jahr wird der Obolus entsprechend der Veränderung des Verbraucherpreisindexes angepasst. Außerdem bilden die beiden Gemeinden einen Liquiditätsverbund: Sie kreditieren sich im Bedarfsfall gegenseitig, so weit es die Kassenlage zulässt. Laut Bisinger Sitzungsvorlage ermöglicht es dieser Verbund, "mit größeren Geldmengen bessere Konditionen zu erzielen, um insgesamt höhere Zinseinnahmen zu erwirtschaften".