Mitglieder der Albstädter Bürgerinitiative machen im April vor der Stadthalle in Balingen auf ihr Anliegen aufmerksam. Die beiden Klinik-Standorte zu erhalten, das bleibt auch weiterhin ihr Ziel. Foto: Maier

Bürgerinitiative PRO Krankenhaus Albstadt hält an Ziel fest. Diskussion mit SPD-Mann Haller.

Zollernalbkreis - Über ein Jahr schwelt die Klinik-Debatte im Zollernalbkreis mittlerweile – unterdessen hat die Diskussion nichts an Kontroversen verloren. Die Mitglieder der Bürgerinitiative PRO Krankenhaus Albstadt (BIA) suchten nun das Gespräch mit dem Albstädter Ex-OB und ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Martin Haller.

Haller, Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, blickte auf die Klinikpolitik des Kreises in den vergangenen 20 Jahren, auf Gutachten mit kurzen Halbwertszeiten, machte seine Skepsis gegenüber Gutachtern deutlich und legte dar, dass die Kreisverwaltung neben dem Gutachten des Büros "teamplan" bislang kaum weitere Unterlagen präsentiert habe. Der Kreistag stehe keinesfalls am Ende des Entscheidungsprozesses, so Haller. Gleichzeitig habe Landrat Günther-Martin Pauli bisher nicht vermitteln können, welche Faktoren für eine Entscheidung wichtig seien.

Zentralklinikum wohl nur mit höherer Kreisumlage finanzierbar

Jürgen Roth stellte Haller die Frage, ob und wie ein Zentralklinikum finanziert werden könne. Die ursprünglich veranschlagte Investitionssumme von 140 bis 160 Millionen Euro reicht nach Roths Einschätzung nicht aus, um die Kosten einer zentralisierten Klinik zu stemmen. Kreisrat Haller antwortete pragmatisch: Seiner Meinung nach kann der Landkreis angesichts der Schuldenbremse und beschlossener Mehrausgaben der grün-schwarzen Landesregierung nur bedingt mit Fördergeldern rechnen. Die Investitionssumme für ein Zentralklinikum müsste seiner Einschätzung nach zu großen Teilen durch eine höhere Kreisumlage aufgebracht werden.

Außerdem ist laut Haller gänzlich unklar, wie sich der Bau eines Zentralkrankenhauses und die Kosten weiterer Großprojekte wie der Regionalstadtbahn auf den Schuldenstand des Zollernalbkreises und die Kreisumlage der Gemeinden auswirken werde.

Unumstritten ist laut Haller eines: "Die beiden medizinischen Gutachten des Kreises und der Stadt Albstadt reichen nicht aus, um eine qualifizierte Entscheidung zu treffen." Deshalb habe die SPD im Kreistag die Landkreisverwaltung unter anderem aufgefordert, die tatsächlichen Erfahrungen anderer Kreise vergleichbarer Größe mit Zentralkliniken, aber auch mit zwei oder mehr Häusern aufzuarbeiten.

Zwei Standorte unverändert wichtig für die Bevölkerung

Heinz Kasik betonte, dass man ohnehin nicht allzu zu viel Vertrauen in Gutachten legen dürfe. Im Rems-Murr-Kreis habe man beispielsweise vergleichbaren Untersuchungen geglaubt – das Defizit der heute zentralisierten Klinik sei aber höher als je zuvor.

Die Mitglieder der BIA sind sich auch nach dem Besuch Hans-Martin Hallers einig und hoben unisono hervor, dass die Verfechter der Zentralisierung bislang keine Argumente angeführt hätten, die nicht zu entkräften gewesen seien. Die zwei Standorte des Zollernalb-Klinikums in Albstadt und Balingen seien unverändert wichtig für die Bevölkerung.

Elmar Maute fasste die Stimmung der BIA-Unterstützer zusammen: "Es gibt keinen Grund für uns, die Richtung zu ändern. Wir kämpfen weiter für den Doppelstandort!"