Sammlung Jehle im Lautlinger Stauffenberg-Schloss präsentiert einige Raritäten / Tschaikoswki und andere namhafte Ausnahmen

Albstadt-Lautlingen. Kleine Sonderausstellungen mit Material aus eigenen Beständen zu den Musikerjubiläen des Jahres 2015 zeigt die Musikhistorische Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloss noch in diesem Jahr in drei Standvitrinen. Nur: Im laufenden Jahr haben nicht viele bekannte Musiker einen runden Geburtstag, und von denen, deren Geburtstag rund ist, sind Bestände etwas mager.

Also werden einige Musiker geehrt, obwohl das Gedenkjahr nicht ganz rund ist: der 155. Todestag von Friedrich Silcher. Von ihm verfügt die Sammlung über besonders wertvolle Bestände, frühe Drucke der bekannten Lieder für Männerchor, aber auch Silchers Kompositionslehre von 1851, außerdem ein Kommersbuch, dessen Mitherausgeber er war. Er war aber auch Mitherausgeber zweier Ausgaben des Württembergischen Choralbuches, 1828 und 1886, und dazwischen, 1851, Mitherausgeber eines dicken "Orgelspielbuches".

Einen ziemlich runden Geburtstag feiert man im Fall Tschaikowski, nämlich den 175.. Von Taschaikowski gibt’s als Besonderheit immerhin das "Lied ohne Worte" zu sehen, und zwar in einer Ausgabe für Salonorchester, also zahlreiche Einzelstimmen, und diese Ausgabe stammt aus dem Ebinger Kino zur Stummfilm-Zeit. Völlig rund ist der 200. Todestag von Matthias Claudius. Von ihm wird eine große Rarität gezeigt: die "Weihnachts-Cantilene von Mathias Claudius in Musik gesetzt von Johann Friedrich Reichardt" aus dem Jahr 1786 mit einer ausführlichen gedruckten Widmung von Reichardt an Claudius: "Lassen Sie dieses ein kleines Denkmahl meiner herzlichen Liebe für Sie seyn ..."

Der Mond geht auf in frühen Drucken

Dazu das bekannteste Lied von Matthias Claudius, "Der Mond ist aufgegangen" in frühen Drucken: in den Gesangbüchern für Schwäbisch Hall (1800) und Memmingen (1802), Vorboten der Sonderausstellung "Kirchengesangbücher aus fünf Jahrhunderten", die am 6. Dezember eröffnet wird, aber auch im recht weltlichen "Mildheimischen Lieder Buch" (1801), und in dieser Zweiteilung bis in neueste Zeit: im Württembergischen Choralbuch 1953 und im aktuellen Württembergischen Gesangbuch (1996), sowie gleichzeitig in neueren Liederbüchern – sogar in einer Fassung für Mundharmonika.

Doch wer kennt schon Jakob Dont? Dessen 200. Geburtstag wird gefeiert, natürlich nur von denen, die Dont kennen. Oder Friedrich Heinrich Himmel? Im Gedenken an ihn feiern Musikfreunde dieses Jahr den 250. Geburtstag. Oder Robert Franz? 200. Geburtstag. Karl Münchinger aber kennt man ja wohl. 100. Geburtstag. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat er das Stuttgarter Kammerochester gegründet, und 1950 waren er und sein Orchester in der Festhalle Ebingen zu Gast. Gezeigt wird etwa das Programm dieser Veranstaltung. Carl Orff aber kennt ja nun wirklich jeder. Von ihm geben die Bestände immerhin das Programm einer Aufführung der "Carmina Burana" von 1970 in der Festhalle Ebingen her, Rudolf Schäfer dirigierte Mitglieder des Städtischen Orchesters und des Gymnasiums Ebingen, Schlagwerk und Chöre der Eintracht und des Gymnasiums, am Klavier Wolfgang Wunderer und Friedrich Dold.

Orff musste Jehle leider absagen

Gezeigt wird außerdem ein Originalbrief von Orff an Martin Friedrich Jehle, der Orff 1960 zur Singfreizeit des Chors der Friedenskirche Ebingen auf die Comburg eingeladen hatte, was Orff aus Zeitgründen bedauernd ablehnte.