Fortbildung für die Ehrenamtlichen: Die Caritas lud dazu ein und beleuchtete das Thema Selbstschutz. Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Caritas lädt Ehrenamtliche zur Fortbildung ein / Balance von Empathie und Selbstschutz

Von Anne Retter

Albstadt-Ebingen. Wie bringt man als ehrenamtlicher Helfer von sozialen Projekten Empathie und Distanz, Mitgefühl und Selbstschutz ins richtige Verhältnis? Darum ging es beim Fortbildungstreffen der Ehrenamtlichen, zu dem die Caritas ins Marienheim eingeladen hatte.

Ganz klar, es gibt sie, die schönen Augenblicke, die bereichernden Begegnungen. Es gibt aber auch die Konflikte, es gibt die maßlosen Forderungen, es gibt die Augenblicke, in denen die Helfer aus Tafelladen und Carmadio-Boutique, die Sprachvermittler, Familienpaten und die Mitarbeiterinnen des Internationalen Frauentreffs an ihre Grenzen gelangen und einfach nicht mehr können. "Manchmal bekomme ich sogar nachts noch Anrufe", berichtet einer der Sprachvermittler. "Die Leute sind ja nicht böse, aber sie sind entwurzelt und desorientiert und verhalten sich teilweise wie die Kinder."

Da reden dann 20 Menschen auf einmal auf einen Übersetzer ein, oder es kommt in der Kleiderboutique zum Streit um die wenigen Herrenjacken, die den zierlichen Männer aus Syrien oder Ostafrika nicht zu weit sind. Es kommt vor, dass ein gestandener Mann in Tränen ausbricht, weil man ihm keine Dollar umtauschen kann. "Und dann erzählt er von seiner Familie, die vielleicht gar nicht mehr lebt – da ist man völlig erledigt, wenn man nach Hause kommt."

Welche Lehre zieht man daraus? "Auch für die ehrenamtliche Arbeit ist es wichtig, eine gesunde Distanz zu halten und bewusst ein Gleichgewicht zwischen Selbstöffnung und Selbstabgrenzung herzustellen", sagt Anne Tulke, die bei der Caritas für die Arbeit mit Ehrenamtlichen zuständig ist. Als Experten zum Thema hatte sie den Sozialpädagogen Ulrich Türk und die Psychologin Anja Büchi von der Albstädter Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen, die das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten. "Unser Ziel ist, dass Sie am Ende wissen, wie Sie gut für sich sorgen können", erklärte Türk zu Beginn. Im folgenden wurde das "Vier-Ohren-Modell" thematisiert, es ging um Ich- und Du-Botschaften, ums Zuhören, um die Vorbereitung schwieriger Gespräche, um die Frage, wie man angemessen ausdrückt, was einen stört und natürlich um die persönliche Abgrenzung. Mit Übungen und dem Austausch von Erfahrungen lockerten Türk und Büchi die Theorie auf und ergänzten sie um praktische Tipps.

Fazit: Ein Fortbildungsabend kann die Probleme natürlich nicht lösen – aber er kann das Bewusstsein für sie schärfen, er kann zeigen, dass andere sie auch haben, und er kann die eine oder andere Hilfestellung geben. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: "Man muss lernen zu sagen: Ich habe jetzt eine Viertelstunde Pause – lasst mich in dieser Zeit in Ruhe!"