Phantasievollen Baumschmuck sieht man überall in Rosemarie Weigold-Bitzers Garten. Foto: Schwarzwälder-Bote

Rosemarie Weigold-Bitzer hat in 20 Jahren einen ganz besonderen Garten geschaffen

Von Beatrix Müller

Albstadt-Tailfingen. In Rosemarie Weigold-Bitzers Garten gilt Pippi Langstrumpfs Devise: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt." Im Lauf von zwei Jahrzehnten hat sie sich mit viel Fleiß und noch mehr Kreativität ein Refugium ganz eigener Art geschaffen: "Mein Lebenswerk."

Die aus Weidenruten geflochtenen Türgitter sehen schmiedeeisernen täuschend ähnlich. Getöpferte Köpfe werfen dem Betrachter neckische Blicke zu, Lebensweisheiten auf kleinen Holzschilder bringen ihn auf tiefsinnige Gedanken. Ein Baumhaus, mitten in die Krone hineingezimmert, lädt zum Verweilen ein; erreichbar ist es über eine Leiter aus Baumstämmen und knorrigen Ästen, die Assoziationen an Grimms Märchen wecken. Hier zieren leere Schneckenhäuschen die Zweigenden, dort hängen selbstgebaute Vogelhäuschen von den Ästen herab, und eine Station weiter baumeln Kokosnüsse an einem Baum, der ganz bestimmt keine Palme ist. Ein "Hexenhäuschen" dient als Geräteschuppen, ein Freisitz bietet sich dazu an, den Blick über Tailfingens Dächer schweifen zu lassen, und Lavendel, Rosmarin und Thymian, Bananenstauden und Zitronenbäumchen sorgen für eine mediterrane Note.

Auch an die Tiere ist gedacht. Ein paar "NABU-Ecken" mit Wiesenblumen bieten Schmetterlinge und anderen Insekten Nahrung, die Vögel halten sich an Beeren, Schlehen und Sanddorn, und in den diversen Teichen sind Frösche und Kröten zu Hause. Eidechsen, Eichhörnchen und einen "hauseigenen Fuchs" gibt es auch. Alles ist durchdacht – und atmet zugleich eine gewisse Leichtigkeit, als sei es ganz beiläufig, um nicht zu sagen zufällig geschaffen wurde. Zig-Kleinigkeiten sorgen en passant für Aha-Effekte, an jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken.

Doch der Schein der Nonchalance trügt – in Rosemarie Weigold-Bitzers Garten steckt unendlich viel Arbeit. Ihre Felsen hat sie sich selbst geschaffen: Sie schichtete Kalkbrocken auf und verputzte sie – als die Betonmischmaschine permanent den Dienst verweigerte und Kunstpausen einlegte, weil sie sich überanstrengt fühlte, baute Weigold-Bitzer kurzerhand den Überlastungsschalter aus und ließ die Maschine weiter knechten. In der Steinhöhle, die im Sommer wie im Winter angenehm temperiert ist, haben sich mittlerweile Fledermäuse eingenistet.

All das hat Rosemarie Weigold-Bitzer fast allein geschaffen – Hilfe erhielt sie von ihrer Mutter, doch die ist mittlerweile 94 Jahre alt. Die handwerklichen Fertigkeiten, die ein Projekt wie dieser Märchegarten erfordert, hat sich Weigold-Bitzer, der schon als Kind nichts so wichtig war wie Pflanzen, Wiesen, Bäume und Gärten, autodidaktisch angeeignet. Im Brotberuf war die heute 70-Jährige früher Großhandelskauffrau.

Auch wenn sie den Garten als ihr Lebenswerk ansieht – ein streng bewachtes, unzugängliches Heiligtum ist er nicht. Im Gegenteil, Nachbarn und Anwohnern steht ein Weg zur Verfügung, den sie sogar mit Sitzgelegenheiten möbliert hat. Den Kompost dürfen alle benutzen, und wenn es nach Rosemarie Weigold-Bitzer ginge, wäre das Gartenparadies am Hang noch viel größer, als es ist – eine große Wundergartenlandschaft. An Ideen würde es ihr bestimmt nicht fehlen.