Sandra Gölz leitete den "Chor 34" wie immer souverän durch ein außergewöhnliches Konzert zum Reformationsjubiläum. Foto: Raab Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformationsjubiläum: "Chor 34" des CVJM Tailfingen stellt im Konzert enge Bezüge zum Reformator her

"Da ist Freiheit" – unter diesem Motto stand das Konzert des Chors 34 in der sehr gut besetzten Pauluskirche – und wäre damit ganz nach Martin Luthers Geschmack gewesen.

Albstadt-Tailfingen. Höchstselbst hatte sich Martin Luther immer wieder und sehr intensiv mit "der Freiheit eines Christenmenschen" beschäftigt, sie in seiner wohl bekanntesten Schrift theologisch hinterfragt und erklärt. So passte das Motto "Da ist Freiheit" für das Konzert des "Chor 34" gut zum Reformationsjubiläum, und Moderatorin Susanne Conzelmann nahm immer wieder Bezug zu Luther und den Grundgedanken der Reformation.

Dennoch war der Abend in der Pauluskirche beileibe kein Abend voller religiöser Gefühlsduselei mit schwer verdaulichen Kirchenliedern: Was die Sängerinnen und Sänger um Chorleiterin Sandra Gölz boten, war eher ein beschwingtes Konzert mit christlich geprägtem Liedgut zum Thema Freiheit.

Erstaunlich dabei war die Bandbreite der Stücke, fast zur Hälfte in englischer Sprache, die zuweilen an Gospels oder Countrymusik erinnerten. Schon allein die gesanglichen Darbietungen hätten ausgereicht, das Publikum zu fesseln, doch auch Susanne Conzelmann setzte mit ihren auf den Punkt gebrachten Erklärungen Glanzpunkte.

Alles begann – wie damals im Jahre 1505 – mit einem Paukenschlag, genauer mit Donner und Blitz, choreografisch eindrucksvoll nachempfunden in der dunklen Kirche. Blitzlicht und Trommeln erzeugten schaurige Stimmung, ehe der Chor mit "Da ist Freiheit" den Liedreigen eröffnete. Was Wolfgang Schairer, Vorsitzender des CVJM Tailfingen, in seinen abschließenden Dankesworten sagte, war allen Zuhörern von Anbeginn des Abends schon klargeworden: Er bescheinigte den Chormitgliedern, mit viel Herzblut bei der Sache zu sein – das Singen komme in ihrem Herzen an. Allein der Blick in die Augen der Akteure verriet, wie sehr sie sich mit den Texten identifizieren, und dass sie von dem überzeugt sind, was sie sangen.

Dasselbe galt für die Live-Band: Ingrid Giorgis am Piano, Gerd Schöller am Bass, die Gitarristen Gerd Schöller und Elke Alber sowie Christoph Gölz an den Drums. Nicht zu vergessen Sängerin Ute Kistler-Fuchs, die ein begeisterndes Saxofon-Solo spielte.

Passend zum Motto hatten die Zuhörer die Freiheit, bei allen Liedern mitzusingen, was sie vor allem bei Luthers bekanntestem Lied "Ein Burg ist unser Gott" taten. Nachdenklich dagegen stimmte wohl alle – ob evangelisch, katholisch oder anderer christlicher Konfession – das Lied "United we stand, divided we fall" – vereint stehen wir, getrennt fallen wir – angesichts von 500 Jahren der Trennung und der Tatsache, dass Luther keine Kirchenspaltung wollte: Ein Punkt, der "endlich mal wieder auf die Tagesordnung sollte", wie Susanne Conzelmann anmerkte. Selbst die Zugabe war für jeden individuell interpretierbar: "Das wünsch’ ich Dir" bot Raum zum Träumen.

"Die Musik habe ich allzeit lieb gehabt"

Die Zuhörer, ohnehin sehr angetan, mussten bei den abschließenden Worten der Moderatorin schmunzeln. Sie hüllte ihren Dank und ihr Lob in Luther-Zitate wie "Singen ist eine edle Kunst und Übung" und "Die Musik habe ich allzeit lieb gehabt".

Sandra Gölz, seit Jahren Leiterin und Lenkerin des Chores, bekam augenzwinkernd zu hören: "Frauen soll man loben, sei es wahr oder erlogen" – in diesem Fall könne das Lob als reine Wahrheit nicht laut genug ausfallen. Sich selbst nahm Conzelmann zuletzt auch auf die Schippe: "Die Weiber sind von Natur beredet und können die Redekunst wohl", doch "eines guten Redners Amt oder Zeichen ist, dass er aufhöre, wenn man ihn am liebsten höre".

Alle Beteiligten, auch jene hinter den Kulissen erhielten eine Flasche Reformations-Apfelsaft, ehe sie sich bei Getränken und Häppchen unter das Publikum mischten.