Landrat Günther-Martin Pauli und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (von rechts) am Lagerfeuer der Schwäbischen Albvereinsjugend. Foto: Eyrich

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sucht das Gespräch mit der Albvereinsjugend.

Albstadt-Onstmettingen - "Gespräche am Lagerfeuer mit der Schwäbischen Albvereinsjugend", die gerade auf der Onstmettinger Fuchsfarm weilt – so steht es auf dem Terminplan von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er hat die Wanderschuhe geschnürt, wie so oft. Den Stiefeln sieht man an, dass er sie nicht nur zur Dekoration besitzt. Ein bisschen wandert er auch, und zwar über das Gelände der Fuchsfarm, das umgeben ist von einigen der dicksten und schönsten Buchen im Albstädter Wald.

Gespräche führt Kretschmann dann erst einmal mit Landrat Günther-Martin Pauli, Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, Ortsvorsteher Siegfried Schott und seiner Frau Monika, Gauobmann Josef Ungar und Richard Eppler von der Stadtverwaltung. Die Albvereinsjugend? Hat sich weiter unten um das heftig lodernde Lagerfeuer versammelt, grillt Stockbrot und Würstchen und scheint sich nicht besonders für den berühmten Gast zu interessieren.

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zum Propheten: Der Landesvater geht zum Feuer, setzt sich auf eine der Bänke, die es rundum umgeben. Obwohl es dort heiß ist. Landrat Pauli ist schon mächtig ins Schwitzen gekommen, hat nasses Haar, nimmt aber trotzdem Platz. Eine heiße Rote gefällig? Kretschmann lehnt ab. Will er nur die Roten nicht grillen? Nein, ihm geht es ums Prinzip: "Ich halte Grillen für eine regressive Erscheinung", sagt er entschieden, "seit Erfindung der Bratpfanne." Er deutet auf eine schwarz verkohlte Wurst im Wecken eines Jugendlichen: "Genau aus diesem Grund." Dann schmunzelt er und sagt: "Das zeigt, dass der Mensch mit dem Fortschritt nicht standhält."

Kindergärten sind eigentlich nicht Kretschmanns Baustelle – das ist Sache der Kommunen

Endlich kommen ein paar junge Leute vom Schwäbischen Albverein, beginnen ein Gespräch über ehrenamtliches Engagement, das schnell zum Thema Kindergärten kommt: Erzieherinnen-Ausbildung, Bezahlung, Gruppengrößen – eigentlich nicht Kretschmanns Baustelle. Kindergärten sind Kommunalpolitik.

Zwei Meter weiter greift einer zur Gitarre, singt aus voller Brust. Andere stimmen ein. "Das gehört zum Lagerfeuer", kommentiert ein anderer. Gespräche mit dem Ministerpräsidenten, wenn man ihn schon mal zum Greifen nah da hat, offenbar nicht – Bundestagswahl hin oder her.

Irgendwann hat Kretschmann genug von der Hitze am Feuer und springt auf. Dort hinten, hatte es geheißen, gebe es ein paar Fragen. Tatsächlich kommen einige junge Männer, ehemalige Flüchtlinge, und fragen nach dem Eindruck des Landesvaters von Flüchtlingen, ganz allgemein. Kretschmann verknüpft das gleich mal mit einer Lektion in schwäbischer Sprache: "Bei uns heißt es: Es gibt sotte und sotte." Die jungen Männer sehen ihn ratlos an. "Naja", erklärt er: "Es gibt ein paar, die machen riesige Schwierigkeiten, aber die meisten sind froh und dankbar, dass sie Krieg und Terror entkommen sind, und benehmen sich sehr gut. Das ist halt wie überall auf der Welt."

Dass Baden-Württemberg das Bundesland sei, das "mit Abstand die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat", vergisst Kretschmann nicht zu erwähnen und betont außerdem: "Wir wollen versuchen, dass sie hier bleiben können." Das bringt ihm ein dankbares Lächeln der jungen Männer ein, ehe er sich wieder auf den Weg macht. Vorbei am Lagerfeuer, wo die anderen immer noch grillen und Gitarre spielen und singen. Das gehört zur Lagerfeuerromantik einfach dazu. Politik? Damit muss man sich nicht die Sommerlaune verderben.