Ein Mundschutz wie dieser wäre im Fall einer Ebola-Infektion nicht ausreichend. Dann müsste die Astronautenmontur her. Foto: Pilick Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheitsamt bestreitet Verdacht in Zusammenhang mit Landeserstaufnahmestelle. Fälle von offener Tuberkulose bekannt.

Meßstetten - Annähernd 20 Fälle von offener Tuberkulose sind in der Landeserstaufnahmestelle seit ihrer Eröffnung registriert worden – das Gerücht vom Ebolafall, das verschiedentlich zu hören war, bezeichnet das Balinger Gesundheitsamt als abwegig.

Wer im Ebinger Klinikum dunkelhäutige Menschen mit Mundschutz erblickte und an Ebola dachte, der hat zwar richtig gesehen, aber völlig falsch kombiniert. Die afrikanischen Flüchtlinge, die Aufnahme in der Lea gefunden haben, stammen zum allergrößten Teil vom Horn von Afrika im äußersten Osten des Kontinents; Tausende von Kilometern trennen ihre Heimat von der Atlantikküste und den Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone, wo 2014 die Ebola-Seuche grassierte.

Im übrigen würde man es, läge tatsächlich eine Ebola-Infektion vor, niemals bei einem Mundschutz belassen – Ebola ist ein klarer Fall für die Astronautenmontur und die höchste Sicherheitsstufe, die es bei Infektionsschutz gibt.

Mundschutz weist auf offene Tuberkulose hin

Der Mundschutz weist eher auf offene Tuberkulose hin, ein Krankheit, die in den Herkunftsländern vieler Flüchtlinge endemisch ist. Indes muss keineswegs jeder krank sein, der ihn trägt; der bloße Verdacht genügt. Jeder Neuankömmling wird in der Lea medizinisch untersucht. Laut Günter Gießler, dem Leiter des Balinger Gesundheitsamts, werden dabei gelegentlich Läuse festgestellt oder Hauterkrankungen diagnostiziert, wie sie unter unzulänglichen hygienischen Bedingungen auftreten können. Weist das Röntgenbild des Thorax Auffälligkeiten auf und der Patient verdächtige Symptome, dann wird er umgehend isoliert – in der Lea gibt es auch eine Quarantänestation.

Und was ist, wenn der Verdacht sich bestätigt, wenn bei der Laboruntersuchung tatsächlich Tuberkel-Bakterien gefunden werden? Dann wird der Kranke umgehend in eine Spezialklinik verlegt, auf die Stuttgarter Schillerhöhe oder nach Wangen im Allgäu.

Dort wird er vier bis fünf Wochen lang behandelt, bis er nicht mehr infektiös ist. Die Klinik kann er danach verlassen; allerdings muss er noch ungefähr ein Jahr lang seine Antibiotika-Medikation zu sich nehmen, bis die Krankheit ausgeheilt ist.

Setzt er sie zu früh ab, kommt erstens die Tuberkulose wieder – und zweitens besteht die Gefahr, dass die mit den Antibiotika in Berührung gekommenen Bakterien Resistenzen entwickeln. Der Patient schadet dann nicht nur sich selbst, sondern auch anderen.