Die Pole des Lebens verschmelzen in der neuen Ausstellung für Kinder in der Galerie

Von Sabine Miller

Albstadt-Ebingen. "Gegenwelten – Gegensätze" heißt die neue Ausstellung, die mit einem Auftritt des Rap-Poeten und Wortfängers Toba Borke und Beatboxer Pheel im "jungen kunstraum" eröffnet worden ist.

Schon vor der eigentlichen Vernissage zur neuen Sonderausstellung im "jungen kunstraum" der Galerie Albstadt überraschte Künstler Jürgen Palmtag – er hat zusammen mit Jeannette Brabenetz vom Galerie-Team das Raumkonzept gestaltet – mit einer Strassenaktion: Mit weißer, später auch schwarzer Farbe pinselte er seine schriftliche Einladung auf den Asphalt vor dem Haus.

Denn Schwarz-Weiß, das ist der Gegensatz, der am besten ins Auge sticht, und so hat der Schörzinger auch seine Motive, die er unmittelbar auf die Wand gemalt hat und die reichlich Stoff für Assoziationen liefern, in Schwarz-Weiß gehalten. Ihre Bedeutung? Gibt es nicht, versichert Palmtag. Er habe sie "aus dem Schuhkarton geholt". Prozesse seien ihm wichtig. Das kreative Schöpfen aus dem Augenblick heraus.

Genau das ist für die Kunst des Stuttgarter Rap-Poeten Toba Borke Dreh- und Angelpunkt: Wörter, Sätze, Reime scheinen ihm auf ein Stichwort aus dem Publikum hin zuzufliegen wie ein bunter Schmetterlingsschwarm. Herausgekommen sind in Ebingen poetische Geschichten, mitten aus der Ausstellung gegriffen, also – damit schließt sich der Kreis zu deren Thema – das Gegenteil einer kunsthistorischen Analyse, wie Toba Borke treffend bemerkte. Mit seiner Improvisationskunst machte er mächtig Eindruck und die Kinder mit offenen Ohren staunen. Die Beats zu seinem Freestyle-Rap produziert Bandkollege Pheel.

Wer nach dem Auftritt des Duos noch durch die Ausstellung ging, entdeckte die fantastischen Welten von Malern wie Otto Dix, Georg Baselitz und Max Beckmann, in denen Kontraste harmonieren wie das Ein- und Ausatmen.

An der Fensterfront ist ein Gemälde platziert, auf dem sich der Umriss des Kopfes einer Afrikanerin scharf vom Hintergrund abhebt – zumindest aus einiger Entfernung. Beim Näherkommen löst sich die Bildfläche in viele kleine Rechtecke auf, aus denen heraus einen die Logos von Autoherstellern anstarren – eine Arbeit des Zeitgenossen Konrad Winter, der sich mit den Polen Armut und Reichtum beschäftigt hat.

An der langen Wand gegenüber hängt Franz Radziwills Aquarell "Erinnerung an den Nordwestflug".

Erstreckt sich darauf ein Feuer, das einen bombardierten Leitungsmasten zu verbrennen scheint? Oder beseitigt da jemand seinen alten Hausrat, denn der Masten könnte auch ein Kleiderständer sein und neben dem Feuer steht ein Stuhl.

Den dunkelblauen Himmel zerreißen Kriegsflugzeuge. Möglicherweise sind es aber auch große Fische, die im Meer schwimmen.

"Das Bild steckt voller Rätsel und Gegensätze", sagt Kuratorin Jeannette Brabenetz dazu. Krieg oder friedlicher Alltag? Was zeigt dieses Werk? Das bleibt dem Betrachter überlassen, denn Radziwills Bildschöpfung gehört zum Magischen Realismus, jener Kunstform, in der die sichtbare Wirklichkeit mit der nichtsichtbaren Gegenwelt der Träume und Halluzinationen verschmilzt.

Die Ausstellung: "Gegenwelten – Gegensätze" ist bis zum 16. August 2015 im "jungen Kunstraum" der Galerie Albstadt zu deren Öffnungszeiten zu sehen.