Ausstellung: Inge Sinz macht zum zweiten Mal ihr Wohnhaus zur Galerie – und zu einer Märchenwelt

Von Maren Conzelmann

"Gesichter gegenständlich, abstrakt, verfremdet", so lautet eines der drei Themen, das Inge Sinz für ihre neue Ausstellung künstlerisch umgesetzt hat. Außerdem hat sie eine lange fast vergessene Dichterin als Inspirationsquelle entdeckt.

Albstadt-Ebingen. Gedichte von Emily Dickinson, Gesichter und Grimms Märchen – das sind die drei Schwerpunkte in Inge Sinz’ origineller Ausstellung, die sie am Samstag, 27. Februar, in ihrem Haus präsentiert: mit nicht weniger als 74 Werken.

Gleich im Eingangsbereich hängen die Bilder, auf denen sie wunderschöne Gedichte der amerikanischen Lyrikerin Emily Dickinson (1830-1886) in originellen Kunstwerken umgesetzt hat. "Emily Dickinson hatte keinen Mann oder feste Freundschaften und deshalb sehr zurückgezogen gelebt", berichtet Inge Sinz, die vor Jahren die Werke der Dichterin für sich entdeckt hat – als ihr eigener Aktionsradius durch die Pflege von Angehörigen zeitweise eingeschränkt war.

In ihren Gedichten habe Dickinson häufig die Natur zum Thema gemacht, aber auch den Tod, wie zum Beispiel in "Wenn ich tot wäre" oder in "The Red Blaze". Mit dem einen oder anderen Gedicht – auf den Passepartouts sind sie auf Englisch und Deutsch zu lesen – hat Inge Sinz freilich ihre liebe Not gehabt, denn: "Die englischen sind schwer verständlich, weil sie sehr alte Wörter, eben aus ihrer Zeit, verwendet", erklärt die Künstlerin.

Gesichter sind die Motive für ihre Bilder

Hinauf zum großen Ausstellungsraum führt der Weg vorbei an zahlreichen Gesichtern, festgehalten auf Kunstwerken, so einzigartig wie die Gesichter von Menschen selbst: "gegenständlich, abstrakt, verfremdet", wie Inge Sinz sagt. Jedes der 20 Bilder prägt ein anderer Ausdruck, schon was die Technik angeht: So besteht ein Gesicht mal nur aus Punkten, andere sind im Profil aus Magazinausseiten ausgeschnitten und veredelt. Wie bei allen ihren Werken baut Inge Sinz auch hier Sprüche, Textfragmente, Weisheiten ein: "Menschen bewohnen die Erde und sind stolz auf ihren Verstand", steht da. Oder bei einem weiteren Bild: "Kunst muss über sich hinausweisen – Kunst muss die großen Fragen der Menschheit berühren". Der Kunst von Inge Sinz gelingt das.

Im großen Ausstellungsraum schließlich wartet eine Märchenwelt – jene der Gebrüder Grimm: Dort zieren 34 von Grimms Märchen, bildlich liebevoll dargestellt, die Wände. Die ersten Bilder hat die Künstlerin bereits 2003 gemalt, die anderen im vergangenen Jahr, mal auf buntem Karton, mal in Schwarz und Weiß.

Weil Inge Sinz sich für die eher unbekannteren der Grimmschen Märchen entschieden hat, fasst sie diese – ebenfalls auf dem Passepartout – kurz zusammen. Etwa ihren Favoriten, das Märchen vom alten Großvater und seinem Enkel, oder "Die klare Sonne bringt’s an den Tag". Wer noch nie davon gehört hat, kann bei Inge Sinz auf Entdeckungsreise gehen.

  Die Ausstellung im Haus Kantstraße 48 in Ebingen ist am Samstag, 27. Februar, von 11 bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung zu sehen. Der Eintritt ist frei.