Für das Krankenhaus in Albstadt demonstrierten die Menschen in Ebingen. Foto: Müller

Frauenpower macht sich für Erhalt der zwei Standorte stark. "Der Kampf geht weiter!"

Albstadt-Ebingen - Die Angst vor einer "Krankenhausfabrik" aus "unseren" Steuergeldern geht um. Daneben steht die Kritik, wie die Steuergelder bisher verschwendet worden seien bei der Sanierung des Balinger Krankenhauses. Der Profitgier auf Kosten der Menschlichkeit solle ein Riegel vorgeschoben werden. In der Gynäkologie sollte das Personal erhöht werden: alles Forderungen und Thesen bei der Kundgebung in Ebingen.

Vor dem Marktbrunnen versammeln sich vorwiegend ältere Menschen, die dem Aufruf der acht Organisationen, Folge leisten. An den Infoständen der MLPD und der Gewerkschaft verdi finden rege Gespräche statt. Am Stand daneben gibt es Kulinarisches. Die Kundgebungs-Rednerinnen, etwa Christiane Kasprik vom kommunalen Bündnis Z.U.G Albstadt, betonen, dass der Mensch Priorität vor der Profitgier haben müsse. Seit Jahren werde die Gesundheitsreform auf das Schreiben "schwarzer" Zahlen getrimmt, mit der Aussicht, das noch weitere 50 von 250 Kliniken im Land geschlossen werden sollen.

"Ursula Hämmerle von der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus wies darauf hin, dass Gerüchten zufolge nicht nur der Bau eines Zentralklinikums diskutiert werde, sondern auch die Option, einfach das Balinger Krankenhaus um ein Stockwerk zu erhöhen. Es seien Flächen zugekauft worden, und es werde vom Abriss des Schwesternheims gemunkelt – wenn man sich nicht versehe, dann bekomme man doch noch ein Zentralklinikum in Balingen. Das gelte es zu verhindern – und die nötigen Sanierungs- und Ausbauarbeiten am Albstädter Krankenhaus zügig anzugehen."

Marianne Roth, ebenfalls von der Bürgerinitiative, spricht als Vertreterin der 33 500 Unterzeichner pro Krankenhaus. Ihr Anliegen ist, dass in der Gynäkologie das Personal aufgestockt wird. Lobende Worte gehen an das Ehepaar Czempiel für dessen Engagement. Christine Klauth fragt: "Gibt es seit des Abschaffens des Hechinger Krankenhauses weniger Kranke? Renate Schmidt, Direktkandidatin der MLPD, empört sich über die Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung, dass Deutschland 500 Krankenhäuser zu viel habe. Kein Bett, keine Krankenschwester und kein Arzt seien zu viel. Es stehe das Grundproblem des Kapitalismus dahinter, der aus Profitgier alles zur Ware mache, den Menschen und die Natur ausbeutet.

Eine Frau, die in der Pflege arbeitet, erklärt die große Bedeutung der Arbeit, zumal die Menschen immer älter würden. Eine andere Rednerin verweist auf das wohnortnahe Krankenhaus in Bludenz, betont das Recht auf schnelle Notfall-Versorgung und fragt: "Warum schafft das der Zollernalbkreis nicht?"

Yvonne Baumann von verdi Reutlingen bezeichnet die Betten- und die Personalreduzierung als gefährlich. In Balingen und in Ebingen leisteten die jeweils 600 Beschäftigten gute Pflege nach Qualitätsstandards. Vor 15 Jahren sei ein drastischer Knick beim Pflegepersonal entstanden; die Zahl der Ärzte hingegen sei vergrößert worden: eine Unverhältnismäßigkeit, denn es bedürfe auch der Regeneration, und dazu brauche es Pflegepersonal. Sie moniert, dass die schwarzen Zahlen an erster Stelle stünden vor dem Menschen.

Rund 80 Personen schließen sich dem Demo-Zug an, der die Marktstraße hoch Richtung Krankenhaus führt. Auf dem Weg gibt es Sprechchöre: "Kein Aus für das Albstädter Krankenhaus", "Modernisierung in Albstadt – das ist gescheiter – unser Kampf geht weiter!", "Gegen die Schließung hilft auf Dauer aktiver Widerstand und Frauenpower". Der ein oder andere fragt sich, warum von der Stadtverwaltung niemand da ist. Das Auswertungstreffen findet am Mittwoch ab 19.30 Uhr in der Grünen Au statt.