Um Wohnraum in der Stadt ging es am Donnerstag im Albstädter Gemeinderat. Foto: Kistner

Stadt muss an Plänen für Flächenmanagement Abstriche machen. Flächenmanager wird skeptisch gesehen.

Albstadt - Der Albstädter Gemeinderat hat am Donnerstag grünes Licht für das Wohnflächenkonzept "Wohnen in Albstadt" gegeben – allerdings erst nach kontroverser Diskussion und mit entkernter Programmatik.

Vor zwei Jahren hatte die Stadt Albstadt das Konzept beim Institut für Stadt- und Regionalentwicklung an der Hochschule Nürtingen-Geislingen in Auftrag gegeben. Es ermittelte zum einen den Wohnraumbedarf in Albstadt und macht zum anderen Bestandsaufnahme. Das Ergebnis: Prinzipiell gibt es genug Wohnraum in Albstadt; auf 22 000 Wohnungen kommen 20 750 Haushalte. Ferner gibt es relativ viele Haushalte, die eher zuviel Platz haben als zuwenig, und eher wenige, die mehr Platz bräuchten – in vielen großen Häusern leben oft nur ein oder zwei ältere Menschen, denen mit einer kleinen, innenstadt- und infrastrukturnahen Wohnung mehr gedient wäre.

Charakteristisch ist ferner die große Zahl unbebauter Grundstücke im Innenbereich: Rund 900 hat das beauftragte Institut gezählt; rechnet man alle innerorts gelegenen Wiesengrundstücke und Baulücken zusammen, dann kommt man auf 68 Hektar, acht mehr, als der Flächennutzungsplan als Bauland im Außenbereich ausweist. Indes sind 58 dieser 68 Hektar in Privatbesitz, und das bedeutet in vielen Fällen: unverkäuflich, weil reserviert für Enkel, die nach dem Willen der Eigentümer dereinst dort bauen sollen – aber möglicherweise gar nicht daran denken. Hinzu kommen rund 1500 leer stehende Wohnungen. Alles potenzieller Wohnraum, dessen Aktivierung Landschaftsverbrauch verhüten und der Stadt Investitionen in Straße, Kanal, Wasserleitung und Leerrohre für Strom und Glasfaser ersparen könnte.

Innenentwicklung vor Außenentwicklung!?

Der Gedanke, der Innenentwicklung Vorrang vor der Außenentwicklung zu gewähren, war letztlich Ausgangspunkt von "Wohnen in Albstadt" gewesen – unter dieser Voraussetzung hatte das Land, sich bereit erklärt, 27 000 von den 56 000 Euro, welche die Studie gekostet hat, zu übernehmen. Doch als es gestern zum Schwur kam, da mochte die Mehrheit der Gemeinderäte die Suppe nicht mehr so heiß essen, wie sie gekocht war: Die Außenentwicklung ganz hintanstellen gehe nicht, fand eine Mehrheit, vornehmlich aus den Reihen von CDU und Freien Wählern – Facharbeiter seien gesuchte Leute und die Möglichkeit, sie mit naturnah gelegenen Bauplätzen für Einfamilienhäuser anzulocken, ein Standortfaktor.

Der andere Einwand betraf die wichtigste Investition, die das Konzept vorsieht: Die Stadt will einen kommunalen Flächenmanager, einen "Kümmerer", einstellen, der – so Baubürgermeister Udo Hollauer – "Schellen putzen", junge Familienväter zum Kauf und betagte Grundeigentümer zum Verkauf überreden, in Sachen Förderung beraten, Kredite vermitteln und leer stehende Häuser einer neuen Nutzung zuführen soll. Der Stadt schwebt ein Vertretertyp vor, der eloquent, ein bisschen penetrant und nicht so schnell zu entmutigen ist.

Die Gemeinderäte dagegen sind in ihrer Mehrheit eher skeptisch: Siegfried Schott und Uli Metzger, beide Freie Wähler und beide Onstmettinger, vertraten die Ansicht, dass der "Kümmerer" mit den größten Erfolgschancen seit jeher der Ortschaftsrat oder der ortsansässige Banker sei – und die CDU insistierte darauf, dass angesichts bevorstehender Neuverschuldung der Stellenplan nicht weiter aufgebläht werden dürfe: Die Stadt möge ihren "Kümmerer" doch bitte aus den eigenen Reihen rekrutieren, statt auswärts teure und wirkungslose Expertise einzukaufen. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann war über die unausdrückliche Unterstellung, seine Leute hätten nicht genug zu tun, sichtlich verärgert.

Entschieden ist damit noch nichts

Ungehalten waren umgekehrt auch die Ortschaftsvertreter: Es bedurfte eines raschen Beschlusses, um die Stuttgarter Zuschüsse nicht zu verspielen; von den Ortschaftsräten hatte zuvor nur der Lautlinger votieren können – und zugestimmt. Bei der abschließenden Abstimmung fanden sowohl die Änderungswünsche bezüglich der Außenentwicklung als auch in Sachen interner Rekrutierung des "Kümmerers" Mehrheiten.

Entschieden ist damit noch nichts: Über der Antrag ans Land, zwei Jahre lang die Hälfte der "Kümmerer"-Bezüge zu übernehmen, stimmt der Gemeinderat erst im Frühjahr ab.