Rudi Keinath und Heinz Mentel zeigen den erstaunten Besuchern, was in der Deko-Wurst drinsteckt. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Haus der 1000 Waagen: Arbeitskreis nutzt jetzt auch Kellerräume / Alber spendet neuen Treppensteiger

Albstadt-Onstmettingen. Vom Sommerfest des Shanty-Chors profitiert auch der Arbeitskreis Waagen und Gewichte – und die Besucher von dessen Arbeit. Schließlich ist es nicht weniger als die bedeutendste Sammlung von Waagen und Gewichten in Europa, die der Arbeitskreis betreut und im "Haus der 1000 Waagen" ausstellt.

Im ehemaligen Luftschutzkeller der früheren Riedschule ist nun das Archiv des Arbeitskreises beheimatet. Rund 120 Quadratmeter mehr stehen damit zur Verfügung. In den Räumen der Riedschule herrscht ein Kommen, Schauen und Staunen bei Jung und Alt angesichts der vielzähligen und höchst verschiedenen, teilweise kuriosen Exponate. Stefan Tisler, Heinz Meintel und Rudi Keinath erzählen die Geschichten zu den Exponaten, und die Schwägerin des ehemaligen Briefträgers Albert Doll schwelgt in Kindheitserinnerungen beim Anblick der Waagen, die sie an den Besuch in der Metzgerei oder im Tante-Emma-Laden erinnern.

Jetzt kann jeder den Rundgang durch die Ausstellung genießen: Voller Stolz demonstriert Rudi Keinath den Treppensteiger "Scalamobil", den die Firma Alber GmbH aus Teilfingen vor rund zwei Wochen gespendet hat. Wie kam es dazu? Ein ehemaliger Musiker aus Keinaths Bläsergruppe "Musica Albstadt", im Brotberuf Mitarbeiter der Firma Alber, hat die Brücke geschlagen. Denn er wusste: In der Vergangenheit kamen immer wieder Besucher, die schlecht zu Fuß waren, Menschen mit Gehbehinderung und Bewohner des Pflegeheims, denen bis zu dieser Spende der Zugang zum ersten Stock verwehrt geblieben war.

Doch was hat es mit den Würsten auf den Waagschalen auf sich? Ein Besucher will wissen, was unter der Haut sei. Keinath verrät, dass er sie einst mit Salz befüllt habe, aber weil Besucherinnen mit langen Fingernägeln immer wieder danach gegriffen hätten, sei das Salz herausgerieselt – inzwischen hat Keinath die Würste mit Plastik gefüllt.

Die Platznot im "Haus der 1000 Waagen" hat nun ein Ende, denn der frühere Keller und Ölkeller dient dem Arbeitskreis mittlerweile als Depot. In kürzester Zeit haben die umtriebigen Mitglieder 120 Quadratmeter Kellerraüme in Vorzeigeräume verwandelt und halten vorbildliche Ordnung. In Regalen und Schränken lagern nun Waagenbalken, Schrauben und sämtliches Zubehör.

Manche Waagen muss Rudi Keinath ablehnen – schweren Herzens

Welche Waagen sind dort zu sehen? Jene Waagen, die oben standen und reperaturbedürftig waren, werden auch nach der Reparatur unten bleiben, weil es eben nicht möglich ist, dass alle oben stehen. Ununterbrochen bekommt Keinath Anfragen, ob er und sein Team an weiteren Waagen interessiert seien, und muss bei Waagentypen, die schon vorhanden sind, schweren Herzens alehnen, denn das Raumangebot ist ausgereizt.

Mit den zusätzlichen Kellerräumen ist der Arbeitskreis aber zufrieden. Das Jennemann-Archiv, das einst in der Bibliothek untergebracht war, wurde vor einem Jahr ins "Haus der 1000 Waagen" verlagert.

Eine ganz besondere Schenkung hat der Arbeitskreis überdies erhalten: Mühlräder-Modelle von Hansi Boss – sie zieren die Wand des Heizölkellers. Daneben hängt die von Keinath restaurierte Waage aus einem Fuhrwerkbalken.   Der Arbeitskreis freut sich stets über Interessenten, die Spaß an der Waagentechnik haben. Da der Arbeitskreis keinen Eintritt verlangt, ist er auf Spenden angewiesen.