Nikolai Ott hat auf der Orgel der Martinskirche ein Konzert gegeben. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Orgelkonzert: Tübinger Kirchenmusik-Hochschulstudent Nikolai Ott spielt in der Martinskirche

Ein "Novize" ist beim jüngsten Orgelkonzert in der Ebinger Martinskirche am Tisch der Rensch-Orgel gesessen: Nikolai Ott, Student an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen, hat mit Bravour seine künstlerische Abschlussprüfung bestanden.

Albstadt-Ebingen. Wie er beim Vorspiel die Klangfarben seiner Stücke zum Strahlen und Leuchten brachte, muss die Prüfungskommission nachhaltig beeindruckt haben: "Die farbenreiche Auswahl der Register bei allen Werken des Programmes fanden die Prüfer besonders interessant", wusste Otts Ebinger Gastgeber, Martinskantor Steffen Mark Schwarz, nach dem Konzert zu berichten. Schwarz rühmte auch das dramaturgisch durchdachte, abwechslungs- und spannungsreich gestaltete Programm, das auch in der Martinskirche zu hören war und einen Bogen vom barocken Präludium bis hin zu zeitgenössischen Werken spannte. Einen roten Faden hatte es auch: das Vaterunser. Geboten waren Vertonungen aus drei Jahrhunderten.

Dank Otts intensivem, in sich gerundetem Spiel gerieten die musikalischen Gebete von Gotthard Erythräus, Johann Ulrich Steigleder und Max Reger zum echten Hörgenuss. Der angehende Kirchenmusiker aus Gerabronn fand von Anfang an den Schlüssel zur angemessenen Balance von Impression und Expression, ließ Klangläufe zerfließen, Flötengesang feenhaft flirren, zog konturenscharfe Linien und baute – mit Hilfe der Ellbogen – eine dröhnende Tonwand auf.

Letzteres besonders ausgiebig in "Nebulosa" respektive "Nebelstern", einem avantgardistischen Stück aus der Feder des Schweden Bengt Hambraeus, das kosmische Prozesse imaginiert und dem Interpreten reiche Gestaltungsmöglichkeiten einräumt.

Die nutzte Ott und entwarf eine aufwühlende Vision von Fixsternen im Weltraum – mal perlte eine angedeutete Melodie ins Ohr, die wie eine Sternschnuppe aufleuchtete und erlosch, mal ballten sich irrlichternde Klangfetzen zusammen und lösten sich dann wieder in Nichts auf.

Als Beispiel für den ebenfalls experimentellen und schwer einzuordnenden Stil von Jehan Alain gab Ott dessen Hommage an den Komponisten Clément Jannequin zum Besten. Dank seinem sensiblen Gespür für feinste Ausdrucksnuancen wurde er der zart-differenzierten, vielfach abschattierten Tonsprache des französischen Komponisten in eindrucksvoller Manier gerecht.

Dann der Schluss, mit dem jedes rundum gelungene Konzert steht und fällt. Erneut machte Ott alles richtig: Die dritte Orgelsonate ist August Gottfried Ritters bedeutendstes Werk und eine der herausragenden Orgelkompositionen ihrer Zeit – eine raffinierte Mischung formaler Archetypen gibt sich hier ein Stelldichein.

Nikolai Ott spielte die Partitur mit Elan, reizte die Dynamik des Werks aus und bescherte dem Albstädter Publikum abschließend noch einmal wundervolle Klangfarben-Augenblicke.