Thomas Bareiß hatte mit Guido Wolf und Klaus Brähmig (von rechts) zwei Tourismus-Fachleute eingeladen. Foto: Eyrich

Bürgermeister wünschen sich gezieltere Förderung und Flexibilität. Regionaltypische Gastronomie stirbt aus.

Albstadt-Lautlingen - Die Landesregierung überarbeitet derzeit ihr Tourismuskonzept – die geeignete Zeit, sich bei den Bürgermeistern und Fachleuten im Kreis umzuhören, wo der Schuh drückt, befand CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß. Er hatte zum Tourismusgipfel eingeladen.

Natürlich nutzt Oberbürgermeister Klaus Konzelmann gerne die Gelegenheit, im Lautlinger Schloss für Albstadts Perlen zu werben, wenn schon mal der Tourismusminister des Landes Baden-Württemberg, Guido Wolf, und Klaus Brähmig, tourismuspolitischer Sprecher der Unions-Fraktion im Deutschen Bundestag, da sind. Die Chance, zum wiederholten Mal Kritik zu üben an kaum mahlenden Mühlen in Sachen Vesperhüttenkonzept, lässt sich Konzelmann aber nicht entgehen. "Wir nehmen jetzt den vierten Anlauf", sagt er. Dass es ihm dabei heiß wird, liegt nicht am Sommerwetter.

Auch den Hinweis, dass in den Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg alle Projekte, die den Tourismus voranbringen könnten, schneller und unkomplizierter umgesetzt würden, bringt Konzelmann unter: "Ich will nicht, dass es denen schlechter geht", betont der OB. "Es sollte nur gerecht zugehen im ganzen Land."

Ein Radweg-Problem hat Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller, soll seine kleine Gemeinde Beuron doch ein ordentliches Stück des Landesfernradweges in schwierigstem Gelände unterhalten, nur weil es ein paar Meter zu weit weg liegt von der Landesstraße und die Unterhaltspflicht des Landes nicht greift. Guido Wolf schreibt mit – das müsste sich doch regeln lassen. Schließlich, fügt Osmakowski-Miller hinzu, sei die Lage des Radwegs topografisch bedingt alternativlos, wofür die Beuroner nichts könnten.

Dieter Wetzel, Hotelbesitzer in Metzingen und Vorstandsmitglied im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, sieht die regionaltypische Gastronomie sterben und wünscht sich wenigstens Hilfe in Gestalt gesetzlicher Regelungen, um mehr Personal zu bekommen. "Ohne attraktive Gastronomie nutzt der schönste Radweg nichts", betont er.

Wenn die Wirtschaften verschwinden, verschwindet Kultur"

Das Problem, dass der gesetzliche und tarifliche Rahmen zu wenig Spielraum lässt, um Arbeitskräfte flexibler einzusetzen, wenn sie dringend gebraucht werden – Stichwort Hochsommer im Biergarten –, ist Guido Wolf bewusst. Da rennt Wetzel offene Türen ein, zumal auch der frühere Tuttlinger Landrat Wolf weiß: "Wenn die Wirtschaften verschwinden, verschwindet ein Stück Kultur."

Der Schömberger Bürgermeister Karl-Josef Sprenger weiß, dass er vielen Kollegen aus dem Herzen spricht, wenn er die Verteilung der Fördermittel aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum kritisiert. Die seien diesmal vor allem in Wohnbauförderung gesteckt worden – und in Landkreisen mit einer hohen Eigentumsquote wie dem Zollernalbkreis damit wenig wert: "Ein gewisser Anteil sollte für touristische Projekte vorgehalten werden."

Die guten Nachrichten von ständig steigenden Besucherzahlen auf der Burg Hohenzollern – Anja Hoppe: "Die Zahl der Chinesen ist sehr gestiegen, und wir haben auch viel mehr regionale Gäste" – sowie dem "Campus Galli", der mittelalterlichen Klosterbaustelle bei Meßkirch, nehmen Wolf und Brähmig gerne mit. Beide plädieren dafür, als Regionen gemeinsam zu werben und über die Kirchtürme hinaus zu blicken, sich von erfolgreichen Vorbildern – Brähmig nennt Österreich – etwas abzuschauen, etwa die Zusammenfassung aller tourismusrelevanten Aspekte in einem eigenen Tourismusgesetz, und "Angebote aus einem Guss" zu machen. Die würden verstärkt nachgefragt und müssten mit Hilfe aller digitaler Möglichkeiten beworben werden.

Dass Guido Wolf noch hinzufügt, schon der Begriff "Vesperhüttenkonzept" klinge ansprechend und dafür müsse man sich einsetzen, bringt ihm einen dankbaren Blick von Klaus Konzelmann ein. Für den Albstädter OB hat sich die Teilnahme am dritten Tourismusgipfel von Thomas Bareiß vielleicht allein deshalb schon gelohnt.