Vor allem Lautlingen leidet unter Verkehr. Feinstaub und Stickstoffdioxid hat die LUBW dort aber noch nie gemessen. Foto: Hertle

Albstadt steht nicht auf Prioritätenliste. Kein akuter Handlungsbedarf. Vor allem Lautlingen leidet unter Verkehr.

Albstadt - Balingen wird ab dem 1. April Umweltzone. Doch was ist mit Albstadt? Immerhin nimmt auch in der größten Stadt des Landkreises der Verkehr immer mehr zu, die Autos werden größer und die Tallage tut ein Übriges. Der Schwarzwälder Bote hat nachgefragt.

Noch nie habe die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) in Albstadt die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung gemessen, erklärt Tatjana Erkert, Pressesprecherin im LUBW. Selbstredend taucht die Stadt somit auch nicht auf der Prioritätenliste jener Städte auf, bei denen Handlungsbedarf besteht. "Dabei hatten wir heuer eine ausgeprägte Inversionswetterlage" – ähnlich der Situation im Jahr 2006.

Wann landet eine Stadt oben auf der Prioritätenliste? Das LUBW messe über ein ganzes Jahr, erklärt Simon Kistner, Pressereferent am Regierungspräsidium Tübingen. Der Tagesmittelwert an Feinstaub darf an maximal 35 Tagen bei mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen, um die Grenzwerte einzuhalten, der Tagesmittelwert an Stickstoffdioxid an maximal 18 Tagen über 200 Mikrogramm. Erst wenn das der Fall ist, müsse das Regierungspräsidium einen Luftreinhalteplan aufstellen.

Wer kann derartige Messungen veranlassen? "Die Stadtverwaltung", stellt Tatjana Erkert klar. Eine Messung koste – je nach Anfahrtsweg – 3600 bis 7000 Euro im Jahr.

Verkehr trägt die Hauptverantwortung

Dringenden Handlungsbedarf sieht Baubürgermeister Udo Hollauer im Hinblick auf die Feinstaubbelastung in Albstadt nicht: "Grundsätzlich muss man zwischen Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung unterscheiden." Die Umweltzone in Balingen sei schließlich wegen zu hoher Stickstoffdioxidwerte eingerichtet worden. Zu hohe Feinstaubbelastung spielt laut Hollauer nur in drei Städten Deutschlands eine Rolle: Stuttgart, Berlin und Weimar. Nur dort würden die Werte in unzulässiger Weise überschritten. Für Stickdioxidemissionen sei zu mehr als 60 Prozent der Verkehr verantwortlich. Da dieser in Albstadt noch deutlich besser fließe als in Balingen, was auch Kistner bestätigt, habe er keine Bedenken wegen der Belastung. Er könne sich jedoch vorstellen, dass die Stadt Albstadt in Zukunft Messungen zur Vergewisserung vornehmen werde.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO legt die Messlatte höher. Sie stuft schon eine Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte an mehr als drei Tagen im Jahr als gesundheitsschädlich ein.