Keine Freude kommt nach dem Vortrag von Hans-Christoph Böhringer (stehend) auf bei Ingrid Wildmann, Stefanie von der Heyden, Ortsvorsteher Thomas Bolkart und Baubürgermeister Udo Hollauer (von links). Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortschaftsrat: Geologe legt Fakten und mögliche Folgen für geplantes Baugebiet dar

Peter Katona muss es schwer getroffen haben: Der frühere Ortsvorsteher hatte viele Absagen an Bauwillige erteilen müssen und auf ein Baugebiet Mühläcker gehofft. Das aber wäre zu gefährlich.

Albstadt-Margrethausen. Einstimmig – einigen fiel die Entscheidung sichtlich schwer – hat der Ortschaftsrat Margrethausen am Montagabend seine Empfehlung an den Gemeinderat Albstadt formuliert, das Baugebiet Mühläcker nicht weiter zu verfolgen.

Als Baubürgermeister Udo Hollauer sein Laptop auspackte und die Geschichte seit dem Aufstellungsbeschluss 2005 über den Bebauungsvorschlag des Gemeinderats 2007 bis zum Stillstand der Planung in Erinnerung rief, als er betonte, dass er nach dem Mammut-Projekt Klostersanierung im Zuge des Wohnbauflächenkonzepts für ganz Albstadt ein Baugebiet Mühläcker wieder weiter verfolgte, schöpften wohl nicht nur die Zuhörer der Sitzung Hoffnung – einer von ihnen selbst Eigentümer von Bauerwartungsland in dem Hanggebiet östlich der Ebinger Straße. Als Hollauer von Warnungen einiger Margrethausener sprach – "das ist Rutsch- und Quellgebiet!" –, wurden die Gesichter der Ortschaftsräte schon länger. Nach dem ausführlichen Vortrag von Hans-Christoph Böhringer, Diplom-Geologe bei der "HPC AG" in Rottenburg, herrschte schließlich sichtbare Enttäuschung.

Böhringer hatte anhand von Bildern, Messungen und Landkarten dargelegt, wie hoch der Aufwand wäre, um aus dem einst für 78 Bauplätze ausgelegten Gebiet wenigstens noch 15 bis 20 herauszuholen. Und wie groß trotz aller Maßnahmen – Entwässerung, stabilisierende bautechnische Maßnahmen, Baugrunderkundung, Kernbohrungen und einiges mehr – die Gefahr von Hangrutschen wäre, die dennoch bliebe. Messreihen über mindestens fünf Jahre – die Kosten lägen bei 160 000 bis 200 000 Euro und müssten auf die Baulandpreise umgelegt werden – wären nötig, so Böhringer, und selbst danach gebe es keine Garantie, dass im Gebiet Mühläcker gebaut werden könne. Bilder von großen Schäden durch Hangrutsche im Jahr 1911, die Böhringer aus dem Landesarchiv mitgebracht hatte, taten ein Übriges, um den Räten die letzte Bestätigung zu geben.

Am Ende half alles nichts: "Ich hätte heute gerne den Startknopf für Mühläcker gedrückt, aber das Risiko ist einfach zu hoch", sagte Udo Hollauer, erinnerte an den tragischen Hangrutsch Ende 2014 in Nusplingen – die betroffenen Familien warten noch immer auf die Rückkehr in ihre Häuser – und fügte hinzu: "Man hört ja auch immer wieder von Rissen in anderen Gebäuden am Hang. Ich halte es für unverantwortlich, dort weiterzumachen." Er verwies darauf, dass in Albstadt insgesamt 68 Hektar an innerstädtischen Potenzialflächen für Bauherren frei seien – da müsse die Stadt auch gesamtstädtisch denken. Außerdem, so fügte er hinzu, "wird niemand in Mühläcker investieren, wenn es noch andere Flächen gibt".

Bolkart: "Wir brauchen Bauplätze – aber nicht um jeden Preis"

Ortsvorsteher Thomas Bolkart pflichtete ihm – schweren Herzens – bei: "Wir brauchen Bauplätze – aber nicht um jeden Preis." Um junge Einwohner für Margrethausen zu gewinnen, hofft er, dass vielleicht nun doch Eigentümer mit sich reden lassen, die eine der 46 freien Bauflächen im Ort besitzen.

Die Stadt will sich laut Hollauer nun darum kümmern, zu klären, was mit den Grundstücken im Gebiet Mühläcker passiert, für welche die Eigentümer Bauerwartungsland-Grundsteuer bezahlen, da diese Grundstücke ja nurmehr "eine Wiese" seien.