Andreas Christian Beck präsentiert seinen neuen Kalender. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Der Ebinger Andreas Christian Beck stellt erstmals in Albstadt seine Arbeiten vor – als Kalender

Seine jüngsten Arbeiten sind zurzeit im Leipziger Opernhaus zu sehen; weitere Ausstellung in Altena und Kaiserlautern stehen bevor. In Albstadt dagegen ist der gebürtige Ebinger Andreas Christian Beck als Künstler ein eher unbeschriebenes Blatt. Noch.

Albstadt-Ebingen. Als Museumspädagoge hat Andreas Christian Beck – den zweiten Vornamen kürzt er gerne mit "Chr." ab – bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad in Albstadt erlangt, zumindest bei seiner Klientel: Mehrfach hat er im vergangenen Jahr Kindern im Kunstmuseum und im "jungen kunstraum" gezeigt, was Kunst alles sein kann, und sie danach im "mini-mal" selbst machen lassen. Indes erfuhren die jungen Künstler dabei allenfalls en passant, dass ihr Betreuer und Anleiter selbst zur Zunft gehört: Andreas Christian Beck ist in Ebingen aufgewachsen und zur Schule gegangen; von 2007 bis 2014 hat er – abgesehen von einem einjährigen Budapester Intermezzo – Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert.

2014 war das Studium beendet und Andreas Christian Beck staatlich examinierter Künstler mit der Option, in den Schuldienst zu treten. Das hat er derzeit nicht vor: Er will versuchen, als freischaffender Künstler zu bestehen. 2016 wurde er mit einem Aufenthaltsstipendium in Altena im Sauerland bedacht; außerdem nahm er am 26. Sächsischen Druckgrafik-Symposion in Hohenossig teil – "Symposion bitte mit ›on‹! Auf die altgriechische Bedeutung ›Trinkgelage‹ legen sie dort größten Wert." Was derzeit in der Leipziger Oper gezeigt wird, ist der Ertrag dieses Monats.

Den des halben Jahres im Sauerland können die Ebinger Kunstfreunde jetzt gedruckt bewundern und käuflich erwerben: Beck und der Verein Werkstatt Altena haben einen Kalender mit Druckgrafiken des jungen Künstlers – Beck ist vorgestern 30 geworden! – publiziert. Die Auflage beträgt 500 Exemplare; davon wurden etwa 100 in Altena als Jahresgabe des Vereins verteilt; rund 250 weitere hat Beck in seine Heimat mitgenommen und vertreibt sie dort über die Buchhandlungen Grotz und Osiander sowie das Kunstmuseum. Acht Euro kostet ein Exemplar; wer es am Weihnachtsmarktwochenende im Museum oder an dessen Stand gegenüber dem Rathaus erwirbt, fördert dadurch mittelbar die Bildung: Zwei Euro pro Kalender werden für den jungen Kunstraum abgezweigt.

Stalagmiten und ein exotisches Nagetier

Was hat dieser Kalender zu bieten? Neun Radierungen und drei Linolschnitte – Beck hält dieses Druckverfahren, das sich an den Schulen seit jeher großer Beliebtheit erfreut, auch als Profi in Ehren. Die zwölf Blätter zeigen, dass er für die Gewissensfrage, ob man als Künstler heute noch gegenständlich arbeiten kann, eine recht persönliche Antwort gefiunden hat: Ja, man darf – aber nicht einfach so. Beck pinnt die Tropfsteine der Sauerländer Höhlen, die Felsenwohnungen im kleinasiatischen Myra, das Traufwasser des regenreichen Altena nicht einfach ab, sondern stilisiert, verfremdet, abstrahiert sie, kombiniert sie mit Geschriebenem oder Gebäudegrundrissen und beraubt die Darstellung methodisch ihres abbildenden Charakters. Auf dem Julibild, das auch das Cover ziert, sieht man mehrere rote Ferkel und ein seltsames gelbliches Nagetier – der Nacktmull ist ein sublim monströses ostafrikanisches Nagetier, das hierzulande den wenigsten Nicht-Zoologen bekannt sein dürfte. Im Hintergrund sind liebevoll und gekonnt skizzierte Marienkäfer zu sehen, die einander offensichtlich besteigen.

Etwas aus dem Rahmen fällt das Augustbild – es könnte einem Comic entnommen sein und zeigt, sehr plakativ und ohne jeden Hintersinn, gefesselte Gefangene. Andreas Christian Becks Bildsprache ist nicht nur sehr persönlich, sondern auch bemerkenswert variabel.