Lang war die Schlange derer, die sich von Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow verabschieden wollten, darunter Eckhard Conzelmann und Hedwig Walz. Foto: Müller

Bürger zollen scheidendem Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow großen Respekt und Anerkennung.

Albstadt-Ebingen - Wehmut war auf beiden Seiten zu spüren: beim scheidenden Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow ebenso wie bei den Bürgern und Vertretern der Vereine, Firmen, Organisationen, Institutionen und Kirchen, als sie sich persönlich von ihm verabschiedeten.

Allein die endlos wirkende Menschenschlange vom Ratssaal in den Flur des Rathauses mit all jenen, die der Einladung zur Verabschiedung von Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow gefolgt waren, sprach Bände. Im Zwiegespräch fielen ehrende Worte des Dankes, des Lobes, der Anerkennung, des Respekts und der Hochachtung, die dem scheidenden Rathauschef, der die Oberbürgermeister-Kette trug, entgegen gebracht werden. Manche überreichten Geschenke, und bei vielen schwang auch große Traurigkeit mit, wie bei Hedwig Walz: Sie erwähnte Gneveckow in seiner Abschieds- und Dankesrede namentlich – aufgrund ihres "lieben Briefes" an ihn.

Bei seinem Amtsantritt vor 16 Jahren, erzählte sie auf Nachfrage, habe sie gewusst: "Was er sagt, hat Hand und Fuß." Gneveckow habe immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen gehabt, er habe seine Sache immer gut gemacht, sie sei regelrecht immer stolz auf ihn gewesen. Umso stärker habe sie die Abwahl getroffen: Acht Tage lang habe sie gelitten.

Bei seinem Abschied "auf einen Rutsch" – nicht in allen Gremien und Verbänden einzeln – ging der 62-Jährige lobend auf alle Akteure ein, die zu den Erfolgenden der vergangenen 16 Jahre, in denen sich Albstadt "gravierend gewandelt, ja positiv verändert" habe, beigetragen hätten: Industrie, Handel und Handwerk, die Geldinstitute, die Verwaltung, die Bildungspartner, die Kirchen, die Vereine, Sozialverbände, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und die Agentur für Arbeit. Besonderes Lob zollte Gneveckow den "starken Frauen" und nannte als Beispiele den Internationalen Frauentreff, die Happy Quilting Ladies und die Frauenselbsthilfe nach Krebs.

Dass Albstadt auch in Ländern mit existenziellen Problemen engagiert sei, dafür dankte er exemplarisch Rolf Armbruster, dem langjährigen Organisator der Hilfe für Burundi, Jürgen Müller und der Bulgarienhilfe sowie Amnesty International. Sein Gruß galt auch der Gruppe, zu der er sich eigentlich erst in fünf Jahren gesellen wollte, den Bürgermeistern außer Dienst. Gneveckow blickt dankbar auf seine herausgehobene, sehr verantwortliche Position und auf abwechslungsreiche, herausfordernde und vor allem fruchtbare Jahre zurück.

Die Erfolge in Albstadt ließen sich nicht an einer Person festmachen, sondern an allen Akteuren des Gemeinwesens, die ihren Beitrag dazu geleistet hätten – die Gäste des Abends seien ein Spiegelbild dieser Akteure. Gemeinsam habe man die Weichen für eine gute Zukunft gestellt, und darauf sei er stolz. Somit seien die Voraussetzungen für eine gute Zukunft gegeben. Seine Aussage – "Wir sind in jeder Hinsicht eine reiche Stadt" – sehe er bestätigt.

Wehmut begleite ihn nun beim Anblick des Rathauses, was ihn zu "einer Art Liebeserklärung" verleitete: Das Gebäude mit seiner architektonischen Schönheit und seinen Reizen sei ein "unvergängliches Symbol der Freiheit der Bürger, eines gesunden Bürgerstolzes, von wirtschaftlicher Vernunft und kommunaler Selbstverwaltung". Gneveckow appellierte an alle, das Geschichtsbewusstsein zu schärfen, diese Werte zu bewahren und weiterzugeben, "wobei nicht nur das Materielle zählt".

Als Abschiedsgeschenk überreichte ihm der Erste Bürgermeister Anton Reger nach Worten der Würdigung und des Dankes den "Xingle" aus Gneveckows Amtszimmer. Dieser, so Gneveckow, habe ihm im Hintergrund "immer den Rücken freigehalten".

Für die Nachbarn sprach Bürgermeister Helmut Reitemann aus Balingen vom "Fels in der Brandung" und überreichte Gneveckow eine echte Philipp-Matthäus-Hahn-Waage.

Den musikalischen Rahmen gestalteten die Schüler der Musik- und Kunstschule Albstadt um Renate Musat, denen Gneveckow besonders dankte und die den Abend mit einem Wunschkonzert beendeten. Außerdem durften sich die Besucher ins goldene Buch der Stadt eintragen.