Schrauben das Schild am Emma-Beck-Haus an, das auf die Notfallsprechstunde hinweist (von rechts): Michaela Czempiel von der Bürgerinitiative, Harald Fechter vom Kreisklinikum, Kreisdezernentin Gabriele Wagner und Landrat Günther-Martin Pauli. Foto: Kistner

Nur noch eine Unterschrift fehlt. Spätestens am zweiten April-Wochenende soll Startschuss fallen.

Albstadt-Ebingen - Das Schild hängt; darauf prangen der Schriftzug "Kinder Notfall Sprechstunde" und etwas kleiner die Öffnungszeiten: Sonntag, 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr. So weit ist man allerdings noch nicht; der ursprünglich anvisierte Termin 2. April kommt wohl noch zu früh.

Landrat Günther-Martin Pauli hat trotz lädierter rechter Hand persönlich mitgeschraubt und zwar, obwohl er eigentlich nur vorschrauben sollte, bis zum Anschlag. Der medizinische Kindernotdienst, der in Kürze im sogenannten Emma-Beck-Haus neben dem Ebinger Zollernalb-Klinikum zur Verfügung stehen wird, sei in trockenen Tüchern, berichtet er, der Poolvertrag, den die Kassenärztliche Vereinigung baden-Württemberg (KVBW) den zehn beteiligten Ärzten – sieben aus dem Zolleralbkreis, drei aus dem Kreis Sigmaringen – zugeschickt habe, von diesen unterschrieben worden. Jetzt stehe nur noch eine Unterschrift aus, und zwar die von Johannes Fechner, Vorstandsmitglied der KVBW. Wann die vorliegt, bleibt abzuwarten, der Landrat und Michaela Czempiel, die am Donnerstagmorgen als Vertreterin der Bürgerinitiative "Pro Kindernotfallpraxis in Albstadt" mitschraubte, sind jedoch zuversichtlich, dass es auch die KV eilig habe – die baldige Aufnahme des Notdienstes in Albstadt sei nicht zuletzt im Interesse der Tübinger und der Reutlinger Ärzte. Spätestens am zweiten Aprilwochenende soll es so weit sein.

Bis auf weiteres wird es diesen Notdienst nur am Sonntag; die Kinderärzte haben der Kassenärztlichen Vereinigung mitgeteilt, dass sie sich eine Ausdehnung auf Samstag vorstellen könnten, aber erst, wenn noch mehr mitmachten. Was den Ärzten jetzt noch fehlt, sind ihre "lebenslangen Arztnummern" – kurz "LANr" genannt– , die sie benötigen, um ihre Leistungen abrechnen zu können. Künftig hat jeder von ihnen zwei, eine für die eigene Praxis, eine für den Kindernotdienst.

Wartezimmer und zwei Behandlungsräume

Die Haftungsfrage ist auch geklärt: Jeder Arzt haftet selbst für seine Arbeit. In der Streitfrage, ob Kinderärzte aus dem Zollernalbkreis künftig auch Dienst in Tübingen und Reutlingen tun müssen, hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt: Die Ärzte aus dem Zollernalbkreis sind zu ein- bis zwei Diensten pro Arzt und Jahr an den sogenannten Portalpraxen in den Nachbarkreisen bereit – grundsätzlich , finden sie, sollte jedoch vermieden werden, dass ausgerechnet der ländliche Raum die Ballungszentren mit ärztlichen Dienstleistungen versorgt.

Im Emma-Beck-Haus ist unterdessen alles vorbereitet für den ersten Dienst – zwei Behandlungsräume und ein bunt und kinderfreundlich möbliertes Wartezimmer stehen zur Verfügung. Die Einrichtung hat der Landkreis finanziert. Im Landratsamt sind Spenden in Höhe von ungefähr 3000 Euro eingegangen, und die "Stiftung Mensch" stellt eine fünfstellige Summe in Aussicht. Sprechstundenhilfen stehen auch bereit; fünf der zehn Ärzte werden ihre eigenen mitbringen, die fünf anderen können sich aus einem Personalpool bedienen, in dem sich ein halbes Dutzend Fachkräfte eingefunden haben.