Fragte nach der Bedeutung von Jesu Kreuzestod: Pfarrer Walter Schweiger. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Spannende Diskussion beim Sakristeigespräch in der Martinskirche: Was lehrt die Karwoche?

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. "Welche Bedeutung hat der Tod Jesu Christi für mich?" Diese Frage, mit der Pfarrer Walter Schweiger das Sakristeigespräch in der Martinskirche eröffnete, regte zum Nachdenken an, und genau das wünscht der Seelsorger sich von seinen Gemeindegliedern für die Karwoche.

"Eine furchtbar traurige Sache" sei der Karfreitag in ihrer Jugend gewesen, berichteten viele der älteren Teilnehmer. "Wir durften nicht spielen, und auf dem Dorf sind die Leute in schwarzen Hüten und Mänteln gegangen."

Eine zentrale Frage des Abends kristallisierte sich erst im Verlauf des Gesprächs heraus: Waren es die Menschen, die Jesus töteten, oder war sein Tod am Kreuz sein Opfer zur Erneuerung des Bundes zwischen Gott und den Menschen – und "die Täter damit Teil der ganzen Passions- und Ostergeschichte", wie Sabine Kemmler es formulierte? Mit Martin Luther sei ein Umdenken gekommen, sagte Schweiger: "Dieses Opfer geht von Gott aus und hat zum Ziel, dass die Menschen versöhnt werden."

Pfarrerin Verena Engels wies auf den Weg der Gewaltlosigkeit hin, den Jesus als Konsequenz seines Lebens mit dem Gebet im Garten Gethsemane beschritten habe: "Lass diesen Kelch an mir vorübergehen – aber nicht wie ich will, sondern wie Du willst", das seien seine Worte an den Vater gewesen. Während einige Teilnehmer meinten, Jesus sei mit seiner Frohen Botschaft letztlich historisch gescheitert, machten andere darauf aufmerksam, dass Jesus nicht nur am Kreuz gestorben sei, sondern zuvor ein Leben gelebt habe, das Orientierung bieten könne für alle.

Walter Schweiger ging noch weiter: "Jesus nimmt die Strafen für unsere Taten auf sich, aber wie ich immer zu meinen Konfirmanden sage: Er stirbt nicht für einen Autodiebstahl." Das Modell greife dort, wo Menschen unversehens Schuld auf sich lüden. "Wie wird man eine Schuld los, die richtig, richtig schwer wiegt? Wir können sie Jesus übergeben. Dann stimmt der Satz: Jesus stirbt für mich."

Die Ereignisse der Karwoche seien ein Zeichen, dass Gott auch im Leiden und im Sterben bei den Menschen sein wolle, sagte Schwaiger, und Verena Engels fügte hinzu: "Im Alten Testament fehlt das noch ganz: dass er auch im Scheitern und in der Niederlage bei uns ist."

Erst so, folgerte Walter Schweiger, habe das Christentum zur Weltreligion werden können: Weil Gott plötzlich Menschen angenommen habe, die in der Gesellschaft nichts wert gewesen seien, etwa Sklaven und Aussätzige. Und das gelte weiter – auch in der globalisierten Welt, in der es den Menschen, wie Verena Engels betonte, kaum noch möglich sei, ohne Schuld zu leben – man denke etwa an die Mitschuld am Leid ausgebeuteter Menschen in Billiglohnländern.

Unter den spannenden Abend setzte Schweiger einen deutlichen Mutmacher als Schlusspunkt: "Das ist der Sinn der Kreuzigungsgeschehens", sagte er: "Dass die Menschen wirklich glauben, dass Gott sie liebt."