Betül Gülec rückt dem Gemüse in der Linsensuppe mit dem Pürierstab zu Leibe – sie hat den Kurs organisiert. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Türkischer Kochkurs vom Jugendverein Schatten öffnet ungewohnte Perspektive

Ein Erfolgsrezept: Drei Frauen mit türkischen Wurzeln bieten über den Jugendverein Schatten neuerdings auch Kochkurse in Albstadt an. Dabei lässt sich ein faszinierender Einblick in die "echte" türkische Küche gewinnen.

Albstadt-Tailfingen. Fastfood wie Döner, Lahmacun & Co. sind das Rückgrat der türkischen Küche? "Völliger Quatsch", weiß Köchin Betül Gülec. Die Deutsch-Türkin organisiert neuerdings gemeinsam mit den erfahrenen Köchinnen Hediye Genc und Nigar Simsek türkische Kochkurse in Albstadt. Hediye Genc, die schon Erfahrung mit ähnlichen Kursen in Hechingen gesammelt hat, teilt die sieben Teilnehmerinnen und mich per Losverfahren in drei Gruppen ein: Gruppe eins kümmert sich um die Vorspeise – die traditionelle Linsensuppe. Meine Gruppe ist für den Hauptgang zuständig: Raffinierte, mit Käse und Tomaten überbackene Hackfleischrouladen, gewickelt in Auberginen- und Zucchinischeiben. Dass ich der einzige Mann im Kochkurs bin, der auch aktiv mitkocht, scheint niemanden zu stören – im Gegenteil.

In der türkischen Küche wird alles gebraten

"Meine" Köchin Nigar Simsek erklärt mir, dass man die in Scheiben geschnittenen Zucchini und Auberginen zuerst in Zitronenwasser einlegt, bevor man sie abtupft und in der Pfanne anbrät. In der türkischen Küche scheint wirklich alles gebraten zu werden – vom Gemüse über den Reis bis zum Fleisch. Die Kalorien unseres Menüs sollte man wohl besser nicht zu zählen anfangen – aber wie das duftet! An den Gesichtern meiner Küchenkolleginnen kann ich ablesen, dass nicht nur mir schon beim Kochen das Wasser im Mund zusammenläuft. Zwischendurch schaue ich mal rüber zur Vorspeisengruppe: Betül Gülec zeigt den Teilnehmerinnen dort, wie man den Karotten und Linsen in der Suppe mit dem Pürierstab zu Leibe rückt. Auf dem Rückweg erhasche ich einen Blick auf die dritte Gruppe mit der Nachspeise: "Lokma", süße Bälle aus Hefeteig, sieden in Öl. Anschließend, erläutert Köchin Hediye Genc, werden sie kurz in den selbst gemachten Sirup getaucht.

In Teamarbeit wickle ich mit meinen Kolleginnen die Rouladen zusammen. Mit einem Zahnstocher zusammengehalten, werden die Portiönchen noch mit Tomaten und Käse garniert, bevor sie in den Ofen kommen. Anschließend bereite ich den Salat zu: Eigentlich ganz gewöhnlicher grüner Salat mit Karotten, Paprika und Tomaten. Als wir nach Essig und Öl fragen, kommt eine Besonderheit zum Vorschein: Statt Essig wird in der türkischen Küche Zitronensaft zum Säuern verwendet. Ob das womöglich daran liegt, dass zur Herstellung von Essig der im Islam verbotene Alkohol verwendet wird? Auf jeden Fall ist der Zitronensaft eine gesunde Alternative zum Säuern.

Als alles servierfertig ist, teilen wir unser leckeres Menü in tellergerechte Portionen auf und stellen sie servierfertig auf den gedeckten Tisch – afiyet olsun (Guten Appetit)!

 Weitere Kochkurs-Termine mit anderen Menüs finden in der Schulküche der Lutherschule in Tailfingen am 17. März, 2. Juni und 14. Juli ab 18 Uhr statt. Die Teilnehmeranzahl ist auf zehn begrenzt, deshalb ist eine Voranmeldung notwendig. Anmeldung bei Betül Gülec unter Tel. 015778771207 oder per Email an office@ebingen-jugend.de.